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Ergebnisse der Vertex-Studien mit der Kombination von Lumacaftor und Ivacaftor bei F508del-homozygoten Patienten veröffentlicht

Nachdem Ivacaftor (= Kalydeco®= VX-770) bei Patienten mit der seltenen Mutation G551D gute Ergebnisse zeigt (Verbesserung der Lungenfunktion um ca. 10%), wurden die Studienergebnisse der Wirkstoffkombination aus Ivacaftor und dem Korrektor für die häufige F508del Mutation, Lumacaftor (=VX-809) gespannt erwartet. Am 24.6.2014 gab nun Vertex, der Hersteller der beiden Medikamente, die Studienergebnisse der beiden aktuellen Phase III Studien TRAFFIC und TRANSPORT bekannt:

Ergebnis: Signifikante, jedoch nicht dramatische, FEV1-Verbesserung

Einerseits konnte eine Verbesserung der Lungenfunktion in der Gruppe der mit Ivacaftor/ Lumacaftor behandelten Patienten eindeutig gezeigt werden. Allerdings bleibt die Verbesserung der absoluten FEV1 im Vergleich zum nicht wirksamen Placebo mit 2,6% (TRANSPORT) bis 4% (TRAFFIC) hinter den Erwartungen und den Ergebnissen der vorhergegangenen Studien zurück. Zum Vergleich: In der vorangegangenen Studie waren 6,1% Verbesserung der FEV1 erreicht worden. Insgesamt wurde die Wirkstoffkombination gut vertragen. Als Nebenwirkungen wurden in einigen Fällen Atemnot und abnorme Atmung berichtet. Patienten, die in den Studien die Wirkstoffkombination erhielten, mussten die Studie häufiger wegen Nebenwirkungen abbrechen (4,2%) als Patienten, die das wirkungslose Placebo erhielten (1,6%).

Was wurde in den Studien untersucht?

Es wurden zwei Studien (TRAFFIC und TRANSPORT) in 200 internationalen Studienzentren durchgeführt. Die Patienten nahmen zusätzlich zu ihrer normalen Therapie täglich 2 Tabletten Ivacaftor und eine oder 2 Tabletten Lumacaftor ein. Die Studien liefen über je 24 Wochen, also etwa ein halbes Jahr. Es nahmen insgesamt mehr als 1.000 Patienten über 12 Jahre, die für F508del homozygot, also  zwei F508del Mutationen in ihrem Genom tragen, an den Studien teil. Diese Form der genetischen Veränderung trifft für jeden zweiten CF-Patienten in Deutschland zu.

So funktionieren die Medikamente Lumacaftor/ Ivacaftor

Ursächlich für die Mukoviszidose ist der nicht funktionierende Salzkanal CFTR. Durch diesen Defekt entsteht ein Ungleichgewicht im Salz-Wasser-Haushalt des Körpers; es bildet sich Schleim, der Organe wie die Lunge oder die Bauchspeicheldrüse verstopft. Bei der F508del Mutation wird der CFTR-Kanal fast gar nicht gebildet. Lumacaftor soll nun die Produktion des CFTR-Kanals anregen und ihn stabilisieren. Ivacaftor kann dann die Öffnungs-Wahrscheinlichkeit der neu gebildeten Kanäle steigern und sie so aktivieren.

Sind 2,6 bis 4% FEV1-Gewinn genug?


Ob diese Werte tatsächlich klinisch relevant sind, wird noch diskutiert. Neben der Lungenfunktion wurden in den Studien aber auch noch weitere Parameter gemessen. So gab es eine Reduktion der Exazerbationen (akute Phasen der Verschlechterung, die oft mit Antibiotikabehandlungen und Klinikaufenthalten verbunden sind) und signifikante Verbesserungen des Gewichts (Body Mass Index = BMI). Durch die fortschreitende Lungenerkrankung bei CF gehen im Durchschnitt jährlich 2% Lungenfunktion verloren. Dem Abfall mit Lumacaftor/ Ivacaftor entgegen zu wirken wäre ein großer Fortschritt. Um dies jedoch beurteilen zu können, wird man noch abwarten müssen bis Daten über eine längerfristige Behandlung mit Ivacaftor/ Lumacaftor vorliegen. Insgesamt dürften Patienten mit zwei F508del Mutationen von der Wirkstoffkombination profitieren – eine Heilung der Erkrankung Mukoviszidose ist aber noch weit davon entfernt. 

Wie geht es weiter?

Vertex schreibt, dass sie im 4. Quartal 2014 sowohl in Europa als auch in den USA den Antrag auf Zulassung als Arzneimittel einreichen wollen. Würde dieser Antrag bewilligt, könnte Lumacaftor/ Ivacaftor möglicherweise schon bald, nämlich im Laufe des Jahres 2015 oder Anfang 2016, für Patienten mit zwei F508del Mutationen ab 12 Jahren auf dem deutschen Markt erhältlich sein. Für die Behandlung von Patienten mit nur einer F508del Mutation oder anderen Mutationen müssen weitere (mutationsspezifische) Therapien entwickelt werden. Und auch die Korrektur bei zwei F508del Mutationen wird man weiter versuchen zu verbessern.

Weitere Informationen (englisch): www.businesswire.com/news/home/20140624005891/en/24-Week-Phase-3-Studies-Lumacaftor-Combination-Ivacaftor



Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend@muko.info) oder
Dr. Uta Düesberg (udueesberg@muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen eines Arzneimittels besprochen. Der Handelsname wird genannt, wenn eine eindeutige Identifizierung erforderlich ist, um ein Arzneimittel mit einer spezifischen Darreichungsform zu bezeichnen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.

25.6.2014


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