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Neues aus dem Hit-CF-Projekt: Proteostasis Therapeutics kündigt CFTR-Modulatoren-Studie für Patienten mit seltenen Mutationen an

Start der Hit-CF-Studie in Utrecht. (Foto: Jeannette Grotenhuis, Studio 1974)

Organoide auf dem Bildschirm. (Foto: Jeannette Grotenhuis, Studio 1974)

Für Patienten mit seltenen Mutationen kommen die bisher zugelassenen CFTR-Modulatoren nicht in Frage. Für diese Patienten wurde das europäische Organoid-Projekt HIT-CF ins Leben gerufen. Schon über 300 Patienten haben daran teilgenommen, davon 40 Patienten aus Deutschland. Jetzt liegen erste Zwischenergebnisse vor. Die Testung von CFTR-Modulatoren der Firma Proteostasis Therapeutics (PTI) ergab im Organoid-Modell offenbar so vielversprechende Ergebnisse, dass der Weg frei ist für die zweite Projektphase von HIT-CF: die CHOICES-Studie (Crossover trial based on Human Organoid Individual response in CF - Efficacy Study). Die Studie soll Mitte 2020 starten.
Start der Hit-CF-Studie in Utrecht. (Foto: Jeannette Grotenhuis, Studio 1974)

Organoide auf dem Bildschirm. (Foto: Jeannette Grotenhuis, Studio 1974)

FEV1-Verbesserung bis zu 8% mit PTI-Dreifachkombination 

Zu den im HIT-CF-Projekt getesteten Substanzen Dirocaftor (PTI-808), Posenacaftor (PTI-801) und Nesolicaftor (PTI-428) liegen bereits Ergebnisse aus Phase 1 und Phase 2 Studien vor. Sicherheit und Verträglichkeit der genannten PTI-Substanzen haben sich also schon bestätigt. In Phase 2 Studien wurden bei Patienten mit zwei F508del-Mutationen eine Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1) von im Mittel 8% und eine Reduktion des Schweißchloridwertes von -29 mmol/L gefunden. Auch für solche Patienten soll 2020 eine Zulassungsstudie gestartet werden. Für Patienten mit nur einer F508del-Mutation waren die Ergebnisse nach Einnahme der PTI-Dreifachkombination allerdings sehr variabel und in Bezug auf die Lungenfunktion nicht signifikant. Dies teilte Proteostasis Therapeutics in einer Pressemitteilung mit. 

Innovativer Studienansatz könnte schon 2021 zu einem Zulassungsantrag führen

Die Wirksamkeit bei Patienten mit seltenen Mutationen nachzuweisen, insbesondere bei einer großen Bandbreite an möglichen Reaktionen, ist methodisch schwierig. Deshalb hat sich das von der EU geförderte Hit-CF-Projekt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Es soll ein Modell entwickelt werden, das vorhersagen kann, welcher CFTR-Modulator oder welche Kombination bei einem bestimmten Patienten am besten wirkt. Für den ersten Teil des Projekts wurde den Patienten eine Biopsie aus dem Enddarm entnommen und daraus ein Organoid-Modell entwickelt, mit dem die Labortests durchgeführt wurden. Ob die Labor-Ergebnisse mit der tatsächlichen Medikamentenwirkung beim Patienten übereinstimmen, wird in dem zweiten Projektteil, der CHOICES-Studie untersucht. 

PTI-Dreifachkombination für Patienten mit seltenen Mutationen

Genau so sind auch die die Modulatoren von Proteostasis Pharmaceuticals im Organoid-Modell getestet worden. Diese Ergebnisse sind die Basis für die Testung der Wirkstoffe im Rahmen der CHOICES-Studie. Bei PTI-801 handelt es sich um einen Korrektor, der die CFTR-Kanalfunktion (teilweise) wiederherstellen kann und dafür sorgt, dass CFTR an die Zelloberfläche gelangt, wo der CFTR-Kanal die Salz-Wasser-Balance aufrechterhält. PTI-808 ist ein Potentiator, der den Kanal, wenn er an der Zelloberfläche angekommen ist, aktiviert und den Salztransport durch den Kanal erleichtert. PTI-428 schließlich ist ein so genannter Amplifier. Durch einen Amplifier wird mehr Ausgangsmaterial gebildet, an dem die Korrektoren und Potentiatoren angreifen können. Die Wirkung wird dadurch verstärkt. Sollten die Ergebnisse zu den PTI-Substanzen in der CHOICES-Studie positiv sein, könnte ein Zulassungsantrag für die Substanzen bereits 2021 bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA gestellt werden, so Proteostasis Therapeutics in der Pressemitteilung. 

Mukoviszidose e.V. unterstützt Teilnahme deutscher Patienten am HIT-CF-Projekt

Damit auch deutsche Patienten an dem innovativen Hit-CF-Projekt teilnehmen konnten, hat der Mukoviszidose e.V. das Projekt mit bis zu 50.000€ für Reisekosten und Versicherung unterstützt. Auch Übersetzungen und Informationen an die deutschen CF-Ärzte und Betroffenen hat der Verein beigesteuert und so auch dazu beizutragen, dass das Projekt erfolgreich durchgeführt werden kann. Jeder Mukoviszidose-Betroffene sollte die Chance auf Behandlung mit einem CFTR-Modulator haben. Mit der im kommenden Jahr zu erwartenden Zulassung der Dreifachkombination von Vertex Pharmaceuticals wird dies für einen großen Teil der Betroffenen Realität. Doch es ist dem Mukoviszidose e.V. wichtig, dass Patienten mit seltenen Mutationen nicht von dieser Entwicklung ausgeschlossen bleiben. Die personalisierten Behandlungsmethoden, die im Hit-CF-Projekt in dieser Form erstmalig und in Kooperation mit der europäischen Arzneimittelbehörde getestet werden, könnten dies ermöglichen. 

Hintergrund-Informationen: die neue Medikamentenklasse CFTR-Modulatoren

Korrektoren, Potentiatoren und Amplifier werden zur Gruppe der CFTR-Modulatoren gezählt. CFTR-Modulatoren sind keine symptomorientierten Medikamente, sondern wirken an der Ursache der Erkrankung. Allerdings beheben die aktuellen Modulatoren den Defekt noch nicht vollständig und müssen lebenslang eingenommen werden. Wie sie langfristig wirken, ist noch unbekannt. Auch kommen die derzeit verfügbaren CFTR-Modulatoren nicht für alle Patienten in Betracht. Insbesondere Patienten mit seltenen Mutationen, können bislang in der Regel nicht von CFTR-Modulatoren profitieren. Trotzdem stehen mit den CFTR-Modulatoren erstmals Medikamente zur Verfügung, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken und Potential auch für die präventive Therapie haben. 

Weiterführende Informationen

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info)

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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