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Resistente Keime in Gewässern: Was bedeuten die neuesten Untersuchungen für Mukoviszidose-Patienten? Eine Einschätzung des Mukoviszidose e.V.

Die Beurteilung der Situation beruht auf den Expertenmeinungen der Forschungsgemeinschaft Mukoviszidose

Die zunehmende Verbreitung multiresistenter Erreger (MRE) ist bedenklich und insgesamt multifaktoriell (Antibiotikaeinsatz in der Veterinärmedizin, Antibiotikaherstellung in Niedriglohnländern, z.B. Indien, hoher Verbrauch in der ambulanten Patientenversorgung, frei verfügbare Antibiotika im Ausland, Globalisierung/Reisen etc.). Die Verbreitung von MRE ist daher nur schwer aufzuhalten. Ein Ausweg ist vor allem die forcierte Entwicklung neuer Antibiotika.

Dass fäkale Keime (z.B. E. coli, u.U. auch multiresistente E. coli etc.) in Oberflächengewässern vorkommen können und gegebenenfalls auch so verbreitet werden, ist bekannt. V.a. tierische Nahrungsmittel (z.B. Geflügel) können auch mit (resistenten) Keimen belastetet sein, diese werden aber durch ausreichendes Erhitzen abgetötet. Es gibt viele mögliche Reservoire oder Verbreitungswege und man schaut immer genauer hin und macht entsprechende Untersuchungen wie nun auch diese Untersuchung in verschiedenen Gewässern in Norddeutschland.

MRE sind ein globales bzw. gesamt-gesellschaftliches Problem, und die Entwicklung stimmt natürlich insgesamt sorgenvoll. In Deutschland haben wir aber immer noch sehr niedrige 4MRGN-Prävalenzen (MRGN: multiresistente Gram negative Keime, z.B. bei Pseudomonas aeruginosa). Durch die neuen Untersuchungen sehen wir Mukoviszidose-Patienten allerdings nicht im Besonderen bedroht, wenn die ohnehin empfohlenen Hygienemaßnahmen sorgfältig eingehalten werden. So sollten sich Mukoviszidose-Patienten von Reservoiren für Feuchtkeime fernhalten (z.B. natürliche Gewässer, Topfpflanzen, abgestandenes Leitungswasser meiden und eine konsequente Hygiene in der Küche beachten). Bei konkreten Fragen zu lokalen Gewässern geben im Allgemeinen die ortsnahen Gesundheitsämter Auskunft.

Die mediale Aufmerksamkeit bedeutet in diesem Fall nicht, dass Mukoviszidose-Patienten besonders dadurch bedroht sind. Sie mussten natürlich auch schon vor diesen Untersuchungen immer mit besonderem Bedacht überlegen, wo Risiken lauern. Den Untersuchungen und Veröffentlichungen kann man so gesehen auch etwas Positives abringen: Hoffentlich ist der mediale Aufschrei laut genug, damit auf nationaler aber auch globaler Ebene die entscheidenden Weichen gestellt werden, um den Kampf gegen die Bakterien im Interesse aller Menschen erfolgreich führen zu können.

Ärzteblatt zur Untersuchung von Gewässern in Norddeutschland: Wie gefährlich sind resistente Gewässer-Keime für Patienten, 7.2.2018

Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu Keimen in Nahrungsmitteln

Weiterführende Informationen und ähnliche Thematik (Mediathek)

Hygienerichtlinie des Robert Koch-Instituts (PDF)

Gemeinsame Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Ärzte im Mukoviszidose e.V. (AGAM) und der Forschungsgemeinschaft Mukoviszidose (FGM): Empfehlung zu Hygienemaßnahmen und Risikominimierung einer möglichen Übertragung bei Mukoviszidose-Patienten mit Pseudomonas aeruginosa MRGN Nachweis im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme

Informationen zur Forschungsgemeinschaft Mukoviszidose


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