Vitamine und andere Nährstoffe

Vitamine und andere Nährstoffe

Aufgrund der besonderen Stoffwechselsituation bei Mukoviszidose findet sich unabhängig von der Bauchspeicheldrüsenfunktion gehäuft ein unzureichender Status an den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K. Diese sind u. a. essenziell für den Knochenstoffwechsel, das Immunsystem sowie für die Gerinnung. 


Fettlösliche Vitamine ADEK („EDEKA“)

Zum Teil der Fettverwertungsstörung, zum Teil aber auch dem erhöhten Bedarf geschuldet, können Menschen mit Mukoviszidose, auch mit funktionierender Bauchspeicheldrüse Mängel an den Vitaminen A, D, E und K, den sogenannten fettlöslichen Vitaminen entwickeln. Da sich ein Mangel nicht durch die übliche Nahrungsmittelzufuhr korrigieren lässt, müssen diese im Rahmen der Dauertherapie täglich eingenommen werden. Fettlösliche Vitamine werden mit einer fetthaltigen Mahlzeit  und Enzymen eingenommen. Spezielle Formulierungen der fettlöslichen Vitamine können auch unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Diese sind entsprechend als „wasserlöslich“ gekennzeichnet. Die Kontrolle der Vitaminspiegel im Blut erfolgt regelmäßig, mindestens einmal jährlich, bzw.  3-6 Monate nach der letzten Dosisanpassung der Substitutionstherapie.

Vitamin A

Vitamin A ist am Wachstum, an der Neubildung von Zellen und im Sehprozess beteiligt. Ein Mangel führt zur Nachtblindheit. Eine Verschlechterung der Lungenfunktion ist ebenfalls oft mit einem Vitamin A-Mangel vergesellschaftet. Reichlich in Leber, Eiern und Milchprodukten (v.a. Käse) enthalten, können auch pflanzliche Quellen, wie Karotten, Süßkartoffeln, Paprika und Grünkohl als Lieferanten der Vorstufe Beta-Carotin dienen, um einen gesunden Blutspiegel im Körper aufrechtzuhalten. Erste Hinweise zeigen, dass mit einem Anstieg des Vitamin A-Spiegels nach längerer Einnahme CFTR-Modulatoren zu rechnen ist. Daher sollte der Vitamin A-Wert im Blut bei einer Therapie mit CFTR-Modulatoren regelmäßig überprüft werden. Die Überdosierung von Vitamin A wirkt lebertoxisch. Besondere Vorsicht ist ebenfalls in der Schwangerschaft geboten.

Vitamin D

Ein gesunder Vitamin D-Spiegel sorgt für eine gute Kalziumaufnahme im Darm und wirkt antientzündlich. Auch steht ein guter Vitamin D-Spiegel im Blut mit einer guten Lungenfunktion im Zusammenhang. Die tägliche Dosis richtet sich neben dem Alter auch nach der Jahreszeit. Während der Monate April bis Oktober („Von O bis O“ - Ostern bis Oktober) ist die Haut bei ausreichender Lichtexposition in der Lage, selbst Vitamin D zu produzieren. Lebensmittel enthalten nicht ausreichend Vitamin D, um den Bedarf zu decken. Während der Schwangerschaft werden zusätzlich 600 IE Vitamin D3 zur täglichen Substitutionstherapie empfohlen.

Vitamin E

Das Vitamin E wirkt als Antioxidans und schützt Zellmembrane vor freien Radikalen, die im Körper bei Infekten und chronischer Entzündung entstehen. Daher steigt der Bedarf an Vitamin E mit der Häufigkeit von Infekten in den Atemwegen und mit zunehmendem Alter. Zu niedrige Vitamin E-Spiegel können zu Bewegungsstörungen, Muskelschwäche oder Abbau der Muskulatur, aber auch zu kognitiver Beeinträchtigung führen. Eine zu hohe Vitamin E-Dosis kann u. a.  zur Blutungsneigung führen und zeigt sich in allgemeiner Müdigkeit, Schwächegefühl und Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Vitamin E ist insbesondere in Speiseölen und Nüssen enthalten.

Vitamin K

Das Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung, ist aber auch am Knochenstoffwechsel beteiligt. Das Phyllochinon, die Vitamin K-Form pflanzlichen Ursprungs, ist vor allem in grünem Gemüse, wie Spinat, Grünkohl und Petersilie enthalten. Eine tägliche Einnahme wird im Gegensatz zur wöchentlichen Einnahme angesichts der geringen Speicherkapazität von Vitamin K bevorzugt. Risikopatienten wie Neugeborene, ausschließlich gestillte Säuglinge, Patienten mit Breitbandantibiose, Lebererkrankung und mit schwerer Fettmalabsorption brauchen u. U. höhere Dosierungen.


Wasserlösliche Vitamine

Nach Entfernung bestimmter Darmabschnitte bei Mekoniumileus oder DIOS kann die Aufnahme von Vitamin B12 beeinträchtigt sein. In diesem Fall werden monatliche intramuskuläre Gaben von 100 µg Vitamin B12 empfohlen. Ansonsten werden wasserlösliche Vitamine in der Regel gut aufgenommen. Vor geplanter Schwangerschaft sowie während des ersten Trimesters der Schwangerschaft sollten 400 µg Folsäure supplementiert werden. Im Hinblick auf die antioxidative Funktion von Vitamin C wird diätetisch ein Augenmerk auf eine ausreichende Zufuhr an frischem Gemüse und Obst gerichtet.


Cholin

Die vitaminähnliche Substanz Cholin wie auch cholinhaltige Stoffwechselprodukte erfüllen eine Vielzahl von wichtigen körperlichen Funktionen. Cholin ist in allen Zellen, auch in der Leber und Lunge vorhanden. Über die Ernährung und bei ausreichender Zufuhr an Folsäure und der Aminosäure Methionin wird genügend Cholin aufgenommen bzw. gebildet. Insbesondere Innereien wie Leber und Nieren, aber auch Hühnereier, Hering und Weizenkeime enthalten hohe Mengen an Cholin.

Bei Mukoviszidose mit exokriner Pankreasinsuffizienz ist mit erhöhten Verlusten von Cholin über den Stuhl zu rechnen, wodurch eine Verschlechterung der Lungen- und Leberfunktion begünstigt wird. Obwohl kleinere Untersuchungen positive Auswirkungen einer Substitution von Cholin festgestellt haben, geben internationale Leitlinien noch keine Empfehlungen heraus. Hierfür sind jedoch größere placebokontrollierte Untersuchungen notwendig.


Spurenelemente

Die Konzentrationen der Spurenelemente Zink, Eisen und Selen im Blut werden mindestens einmal jährlich überprüft. Bei einem Mangel wird die Gabe von organischen Verbindungen, wie Eisengluconat, Zinkgluconat und Selenmethionin empfohlen und die Aufteilung der Tagesdosis auf mehrere Gaben bevorzugt. Eine Kontrolle des Serumspiegels sollte 3-6 Monate nach Beginn der Substitutionstherapie erfolgen. Die gleichzeitige Aufnahme von hohen Mengen an Calcium (Brausetabletten, Milchprodukte, Calciumreiches Mineralwasser) beeinträchtigt die Aufnahme von vielen Spurenelementen.

Zink

Ein Mangel an Zink wirkt sich auf unterschiedliche Bereiche des Körpers aus: Wachstumsverzögerung, verspätete Geschlechtsreifung, Beeinträchtigung oder Ausfall des Geschmackssinns, Lethargie, erhöhte Infektanfälligkeit sowie Hautentzündungen. Eine Empfehlung zur Substitutionstherapie besteht bei Mukoviszidose lediglich bei Anzeichen des Zinkmangels, ggf. auch bei Vitamin A-Mangel. Zu den zinkreichen Lebensmitteln gehören Rindfleisch, Schnittkäsesorten wie Gouda und Emmentaler, Haferflocken, Linsen, Nüsse und Erdnüsse.

Eisen

Ein erhöhter Eisenbedarf liegt oftmals bei chronischen Entzündungen, Lebererkrankungen, Medikation mit Magensäureblockern und bei Blutverlust durch Bluthusten vor. Neben den klassischen Symptomen der Eisenmangelanämie („Blutarmut“), wie Müdigkeit und Leistungsschwäche, äußert sich ein Eisenmangel bei CF durch eine reduzierte Lungenfunktion, bei Kindern auch oftmals durch Appetitlosigkeit. Eine Eisensubstitution wird erst bei einem fortwährenden Mangel empfohlen, nachdem der zugrundeliegende Infekt behandelt, und diätetisch auf eine ausreichende Zufuhr beraten wurde. Tierische Eisenquellen, wie Schweineleber und Rinderschinken enthalten pro Portion mehr Eisen als pflanzliche Quellen, wie Weizenkleie und Kürbiskerne. Auch ist das zweiwertige Eisen aus tierischen Quellen für den Körper besser verwertbar. Dennoch können pflanzliche Quellen bei ausreichender Zufuhr gut zu einer Versorgung beitragen. Diese sollten mit Vitamin C-haltigen Nahrungsmitteln gemeinsam verzehrt werden, um die Aufnahme zu verbessern.

Selen

Selen hat mehrere bedeutende Funktionen im Körper: Unter anderem ist es an der Regeneration von Glutathion, eines der wichtigsten körpereigenen Antioxidantien beteiligt. Organische Selenverbindungen sind in ausreichender Menge in vielen Grundnahrungsmitteln enthalten. Selen gilt auch nicht bei CF als kritischer Nährstoff, weshalb aktuell keine grundsätzliche Supplementierung empfohlen wird. Dennoch wird eine jährliche Spiegelkontrolle mit bedarfsweiser Substitutionstherapie mit einer organischen Verbindung bei Selenmangel empfohlen. Für die Wirksamkeit einer Supplementierung mit dem Antioxidans Glutathion bestehen momentan keine Hinweise.


Essentielle Fettsäuren

Die essentiellen Fettsäuren Alpha-Linolensäure (Omega-3) und Linolsäure (Omega-6) sind notwendig für die Unversehrtheit und Elastizität von Zellmembranen und für die Synthese von Botenstoffen bei Entzündungen. Sind mehr Omega-3-Fettsäuren, vor allem EPA und DHA aus Fisch und Algen, in der Zellmembran eingebaut, wirkt sich dies positiv auf Entzündungsprozesse aus.

Symptome sind bei einem Mangel sehr selten, suboptimale Konzentrationen im Blut verstärken jedoch die Bereitschaft für Atemwegsinfekte. Zum aktuellen Zeitpunkt können aufgrund der uneinheitlichen Studienlage keine evidenzbasierten Empfehlungen gegeben werden. Leitlinien empfehlen lediglich, wöchentlich 1-2 Portionen Fisch, vor allem fettreichen Fisch wie Wildlachs, Hering und Makrele zu verzehren.


Probiotika

Das Darmmikrobiom beherbergt eine Vielzahl von Keimen, die die Verarbeitung und Absorption von Nährstoffen, den Stoffwechsel sowie das Immunsystem beeinflussen. Die ungünstigen Verhältnisse im Darm der Menschen mit Mukoviszidose sind eher auf die CFTR-Funktionsstörung als auf externe Einflüsse, wie Alter, Lungenmikrobiom, regelmäßige Einnahme von Antibiotika und Pankreasfunktion zurückzuführen.

Auch bei den Probiotika ist die Studienlage uneinheitlich, so dass evidenzbasiert keine Empfehlung zur Substitution gegeben werden kann. Zur Prävention von Durchfall nach Antibiotikatherapie jedoch können Probiotika, im zweistündigen Abstand zum Antibiotikum eingenommen, nachweislich beitragen. Insbesondere Präparate, die Lactobacillus rhamnosus GG und/oder Saccharomyces boulardii enthielten, zeigten bei einer Tagesdosis von 5-40 Milliarden KBU eine hohe Wirksamkeit.

Grundsätzlich wirkt sich eine pflanzenbetonte ballaststoffreiche Ernährung, bestehend aus einem hohen Anteil an Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten und Obst, eine bewusste Auswahl gesunder Öle und Fette (u. a. Olivenöl, Rapsöl, aus Nüssen, Milchfett) und gesäuerte Milchprodukte (Naturjoghurt, Buttermilch, Kefir) optimal auf die Darmgesundheit aus.

 

Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024
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