Reha-Antrag: Formulierungshilfen

Reha-Antrag bei Mukoviszidose – Erläuterungen und Formulierungshilfen

Die folgenden Erläuterungen und Formulierungshilfen sollen Ihnen das Ausfüllen einzelner Punkte des Reha-Antrages erleichtern.


A. Rehabilitationsrelevante Schädigung

Erläuterung:
Welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden durch die Mukoviszidose verursacht und können in der Reha therapiert werden?

Formulierungshilfe:

  • Pulmonale Manifestation mit … Beeinträchtigung der Lungenfunktion
  • Pulmonale Manifestation mit … chronischem Sauerstoffmangel, dauernder Sauerstofftherapie (Lungenfunktion + Blutgasanalyse beifügen)
  • (fortschreitendes) Untergewicht mit einem BMI von …
  • Entwicklung eines (insulinpflichtigen) Diabetes mellitus mit einem HbA1c von …

B. Fähigkeitsstörungen

Erläuterung:
Welche normalerweise im gleichen Alter vorhandenen Fähigkeiten/Aktivitäten sind nicht möglich bzw. drohen, verloren zu gehen? Fähigkeitsstörungen müssen zur Bewilligung eines Antrages vorliegen.

Formulierungshilfe:
Wählen Sie anschauliche Formulierungen

  • Verminderung der körperlichen Belastbarkeit, z.B.:
  • Unfähigkeit, Gehstrecken > … Meter ohne Pause zu bewältigen
  • Unfähigkeit ,Treppen > … Etagen ohne Pause zu bewältigen
  • Unfähigkeit, Einkaufstaschen in den … Stock zu tragen
  • Unfähigkeit, die Hausarbeit ohne Hilfe/ohne größere Pausen zu verrichten
  • Unfähigkeit, alleine einzukaufen
  • Unfähigkeit, die Körperpflege oder Anziehen allein – ohne erheblichen Mehraufwand durchzuführen

C. Beeinträchtigungen in der sozialen Teilhabe

Erläuterung:
Welche in der Gesellschaft üblichen Handlungen können nicht oder nur eingeschränkt oder mit Hilfe durchgeführt werden? An welchen Veranstaltungen kann nicht oder nur mit Einschränkungen oder mit Hilfe teilgenommen werden?

Formulierungshilfe:

  • Unfähigkeit/Einschränkung beim Schulsport/beim Sport im Verein, z.B. Fußballspiel max. eine Halbzeit
  • Besuch von Tanzveranstaltungen (Diskotheken) nicht möglich
  • Übernahme einer Sprechrolle im (Schul-)Theater nicht möglich
  • Teilnahme an Klassenfahrten ohne erheblichen Planungsaufwand nicht möglich
  • Urlaub ohne erheblichen Planungsaufwand nicht möglich
  • Einkauf nicht oder nur mit Hilfe möglich
  • Unfähigkeit oder erhebliche Einschränkung der Schulteilnahme/Berufsausübung

D. Notwendigkeit einer komplexen interdisziplinären Versorgung

Erläuterung:
Stationäre Reha-Maßnahmen sind zu bewilligen, wenn die Möglichkeiten einer ambulanten Therapie ausgeschöpft sind, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen. Insbesondere bei einer komplexen interdisziplinären Behandlung sind unter stationären Bedingungen wesentlich schneller Erfolge zu erreichen, als bei der Behandlung durch Ansprechpartner an verschiedenen Orten. Daher empfehlen wir, die verschiedenen Probleme zu benennen, auch wenn aus Ihrer Sicht ein einzelner Aspekt (z.B. Lunge oder Diabetes) z.Zt. im Mittelpunkt steht.

Formulierungshilfe:

  • Untergewicht sowie Pankreasenzymmangel sowie ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus – prädiabetische Stoffwechsellage – Notwendigkeit einer energiedefinierten Kost in Begleitung einer Ernährungsberatung und unter ärztlicher Kontrolle, ggf. Anpassung der med. Therapie
  • Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch pulmonale  Insuffizienz und Untergewicht – Notwendigkeit einer intensivierten Trainingstherapie unter Berücksichtigung der pulmonalen Leistungseinschränkung
  • Notwendigkeit einer umfassenden verhaltensmedizinischen Schulung mit Hilfen zur Krankheitsverarbeitung und Krankheitsakzeptanz bei gleichzeitiger Notwendigkeit einer umfassenden Atemphysiotherapie und Trainingstherapie
  • Notwendigkeit zum Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen in einer von Alltagsansprüchen entlastenden Umgebung

E. Formulierung realistischer Rehabilitationsziele (Beispiele)

Somatische Rehabilitationsziele:

  • Reduktion von Husten, Auswurf und Atemnot
  • Besserung der Sekretmobilisation
  • Besserung der Ventilationsstörung
  • Besserung der respiratorischen Insuffizienz
  • Verbesserung der Blutzuckereinstellung
  • Erhöhung des Körpergewichtes

Funktionsbezogene Rehabilitationsziele:

  • Verbesserung der Selbstversorgung
  • Verlängerung der Gehstrecke/Erreichen der im … Stock gelegenen Wohnung ohne Pause
  • Verbesserung der Fähigkeit zur Ausübung von notwendigen Trainingsaktivitäten

Psychosoziale Rehabilitationsziele:

  • Optimierung der Krankheitsbewältigung
  • Verbesserung der beruflichen Integration
  • Verbesserung der sozialen Integration
  • Verminderung von Depressivität und Ängstlichkeit

Edukative Rehabilitationsziele:

  • Verbesserung der Medikamentencompliance
  • Verbesserung der Ernährung und Diabetes-Selbsteinstellung
  • Erkennen von Verschlechterungssymptomen
  • Beachten hygienischer Regeln bei der Inhalation
  • Beherrschen der Technik der autogenen Drainage und der trainingstherapeutischen Maßnahmen, inkl. Trainingssteuerung

F. Rehabilitationsfähigkeit

Die entsprechenden Fragen im Reha-Antrag müssen positiv beantwortet werden als Voraussetzung für die Bewilligung der Rehabilitationsleistung.


G. Auswahl der Rehabilitationseinrichtung und Anforderungen an die Rehabilitationsklinik

Sie werden selbst die Erfahrung gemacht haben, dass die Behandlung von Patienten mit Mukoviszidose eine überaus komplexe Aufgabe ist. Von den Behandlern ist v.a. Fachkenntnis, Erfahrung und Einfühlungsvermögen zu erwarten.

Wie kommen Sie in die für Sie richtige Rehaklinik?

Im Sozialgesetzbuch SGB ist das „Wunsch- und Wahlrecht“ des Versicherten verankert.

Wir vom AK Reha möchten Ihnen folgende Empfehlungen geben:

  • Damit Ihnen keine unliebsame Überraschung droht, empfehlen wir, dass Sie sich vor Antritt der Reha über die jeweilige Klinik erkundigen. Als Anhaltspunkte können Sie die „Kriterien der Struktur- und Prozessqualität“* wie sie vom AK Reha im Mukoviszidose e.V. festgelegt wurden nutzen (siehe Protokoll 2005-1).
  • Zudem können Sie sich z.B. bei den Ansprechpartnern des Mukoviszidose e.V. oder den Mitgliedern des AK Reha erkundigen.
  • Sie können bereits im Antrag unter „Besondere Hinweise“ ein oder mehrere Ihrer Auffassung nach geeignete Kliniken benennen.
  • Wenn Ihnen ein Reha-Bescheid zugestellt wurde, nutzen Sie die Möglichkeit sich z.B. telefonisch in der genannten Klinik nach der Behandlung von Mukoviszidose und der Erfahrung zu erkundigen. Sollten die Auskünfte, die Sie erhalten nicht befriedigend sein, können Sie Einspruch gegen den Bescheid einlegen. Dies sollten Sie möglichst unter Nennung einer Ihrer Meinung nach besser geeigneten Klinik tun. Ihr Anspruch auf das Reha-Verfahren geht durch einen Einspruch nicht verloren. Wichtig: Erkundigen Sie sich vor dem Einspruch, ob Ihre „Wunschklinik“ Sie auch zeitnah aufnehmen kann.

* Zwei besonders wichtige Aspekte sind:

  • Die hygienischen Anforderungen (z.B. in Bezug auf die Anreisemodalitäten für Pseudomonas-positive und Pseudomonas-negative Patienten)
  • Die Qualifikation von betreuenden Ärzten, Pflegepersonal, Ernährungsberatern und Physiotherapeuten.
Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024
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