Einzelansicht

Neues Medikament SPL84 gut verträglich: Klinische Entwicklung für mRNA-basierte Therapie bei seltener Mutation 3849+10kbC->T geht in Phase 2

Mit der Forschungsförderung unterstützt der Mukoviszidose e.V. Forschergruppen und Nachwuchswissenschaftler (Symbolbild, Pixabay).
Das Unternehmen SpliSense hat Ergebnisse einer Phase-1-Studie veröffentlicht, bei der ein neuartiger Therapieansatz für eine seltene Genvariante bei Mukoviszidose verfolgt wird. Es handelt sich um eine so genannte ASO (Antisense Oligonukleotid)-Technik, eine spezifische Reparatur des CFTR auf mRNA-Ebene. SPL84 zeigte sich in dieser sehr frühen Studienphase sicher und gut verträglich, so dass sich im ersten Halbjahr 2024 eine nächste Studie (Phase 2) mit Menschen mit Mukoviszidose anschließen soll. SPL84 kommt für Menschen mit der Mutation 3849+10kbC->T in Frage. Für diese Mutation sind derzeit keine Modulatoren zugelassen. SPL84 wird inhaliert und zwar nach jetzigem Stand einmal pro Woche oder alle zwei Wochen. Vorklinische Tests sind vielversprechend, aber die Wirksamkeit im Menschen muss noch in klinischen Studien untersucht werden.
Mit der Forschungsförderung unterstützt der Mukoviszidose e.V. Forschergruppen und Nachwuchswissenschaftler (Symbolbild, Pixabay).

Keine schweren Nebenwirkungen 

Traditionell wird in Phase-1-Studien die Sicherheit von neuen Medikamenten getestet. SPL84 war vorher noch nicht an Menschen geprüft worden. Nun wurden in einer Gruppe von 32 gesunden Erwachsenen vier verschiedene Dosierungen und ein Scheinmedikament (Plazebo) untersucht. Es wurden weder schwere Nebenwirkungen registriert noch grundlegende Veränderungen bei Parametern wie Vitalzeichen, EKG (Elektrokardiogramm, eine Herzuntersuchung), Lungenfunktion oder bestimmten Laborwerten. Da das Medikament inhaliert wird, wurden im Körper außerhalb der Lunge auch nur geringe Konzentrationen des Medikamentes gefunden, was normalerweise für eine gute Verträglichkeit spricht. Aus vorklinischen Untersuchungen weiß man, dass sich SPL84 in Lungenzellen gut verteilt und auch in den Zellkern gelangt, wo es wirken soll. Weiterhin ist die Substanz auch in dem typischen CF-Mukus (Schleim) stabil und kann diesen durchdringen. Die grundlegenden Voraussetzungen für die Wirkung von SPL84 scheinen also gegeben zu sein. 

Wirksamkeitstest in Phase-2-Studien sollen 2024 starten

Der Start der Phase-2-Studien an Menschen mit Mukoviszidose ist laut SpliSense für das erste Halbjahr 2024 geplant. Wenn möglich sollen auch deutsche Studienzentren und Patienten mitmachen können. Eine finale Entscheidung hierzu steht aber noch aus. Die Mutation 3849+10kbC->T ist eine so genannte Spleißmutation und die bisher zugelassenen Modulatoren kommen in der Regel nicht in Frage (es sei denn die zweite Mutation passt in die Zulassung). Hierzulande haben laut Deutschem Mukoviszidose-Register 1,1% der Menschen mit Mukoviszidose diese Mutation, die damit zu den zehn häufigsten Mutationen bei Mukoviszidose gehört. Es gibt also einen großen Bedarf, Medikamente für Menschen mit Mukoviszidose und dieser Mutation zu entwickeln. Grundsätzlich kann die ASO-Technik aber später auch für andere seltene Mutationen entwickelt werden.    

So wirkt SPL84 

Bei Mukoviszidose ist aufgrund einer Mutation in den Genen ein Salzkanal, der CFTR-Kanal, defekt. SPL84 ist ein so genanntes Antisense Oligonukleotid (ASO), das ist ein zielgenau auf die Mutation abgestimmtes RNA-Stück, das die CFTR-Mutation auf mRNA-Level korrigieren kann. Das ASO bindet dazu an die mutierte CFTR-mRNA in der Zelle. Das führt zu einer Modulation der mutierten Region und die Zelle soll dann ganz normal funktionierende CFTR-Kanal-Moleküle bilden können. Es kommt aber nicht zu einer Korrektur auf Gen-Ebene, sondern einen Schritt später, bei der mRNA. Deshalb muss die Therapie auch mehrfach angewandt werden. Im Moment geht man von einer etwa 10-minütigen Inhalation einmal pro Woche oder alle zwei Wochen aus. Die Ergebnisse der Laborversuche müssen aber erst noch bei Menschen mit Mukoviszidose bestätigt werden. Im Moment kann man noch nicht sagen, ob SPL84 nicht nur im Labor, sondern tatsächlich auch im Menschen wirksam ist. Deshalb werden in Kürze weitere klinische Studien dazu starten.  

Quellen

  • Ozeri-Galai et al. (2023) Delivery Characterization of SPL84 Inhaled Antisense Oligonucleotide Drug for 3849 + 10 kb C- > T Cystic Fibrosis Patients, In: Nucleic Acid Ther. 2023 Aug 29. doi: 10.1089/nat.2023.0015 Online ahead of print.
  • Pressemitteilung SpliSense

Weitere Informationen

Artikel zu Gentherapie in der Entwicklung

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (JBend(at)muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


Bitte unterstützen
Sie uns
35€ 70€ 100€
Jetzt spenden