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Schwangerschaft und CFTR-Modulation: erste Hinweise auf gute Verträglichkeit

Schwangere Frau. Bild von Lisa Runnels auf Pixabay.

Schwangere Frau. Bild von Lisa Runnels auf Pixabay.

Mit der Zulassung immer weiterer CFTR-Modulatoren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Gesundheitszustand der Betroffenen verbessert und die Lebenserwartung weiter verlängert. So können immer mehr Frauen mit Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) eine Schwangerschaft in Betracht ziehen. Durch die Therapie scheint auch die Fruchtbarkeit der betroffenen Frauen zu steigen.
Schwangere Frau. Bild von Lisa Runnels auf Pixabay.

Schwangere Frau. Bild von Lisa Runnels auf Pixabay.

In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass die verschiedenen Substanzen der CFTR-Modulatoren in die Plazenta übergehen können und auch in der Muttermilch nachweisbar sind, aber keine Fehlbildungen der Nachkommen bewirkt. Die Sicherheit der CFTR-Modulatoren für Mutter und Kind während Schwangerschaft und Stillzeit ist allerdings noch nicht in größeren Studien am Menschen untersucht worden. Auch in den Fachinformationen der betroffenen Medikamente wird deshalb zu einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung geraten.

Risiko durch Einnahme, aber auch Absetzen der CFTR-Modulation

Die Abwägung von Risiken besteht dabei aber nicht allein in dem Risiko, durch die Einnahme der CFTR-Modulator-Therapie dem Kind während Schwangerschaft und Stillzeit möglicherweise Schaden zufügen zu können. Ein Ab- oder Aussetzen der CFTR-Modulator-Therapie kann die Gesundheit der Mutter schädigen, was wiederum auch die Schwangerschaft und das Kind gefährden kann. 

Erste Beobachtungen zeigen keine negativen Auswirkungen

Nach einzelnen Fallberichten zur Anwendung von Ivacaftor (Kalydeco) und Ivacaftor/Lumacaftor (Orkambi) während der Schwangerschaft wurde 2020 eine erste internationale Fallstudie veröffentlicht, in der 61 schwangere CF-Patientinnen befragt wurden. Sie wurden während ihrer Schwangerschaft mit Kalydeco, Orkambi oder Symkevi/Symdeco (Ivacaftor/Tezacaftor) behandelt. Etwa die Hälfte der Schwangeren unterbrach die Behandlung zwischenzeitlich, brach sie ganz ab, oder begann sie erst während der Schwangerschaft. 

Die Patientinnen der retrospektiven Befragung brachten mit der allgemeinen Bevölkerung vergleichbar gesunde Kinder zur Welt und es zeigten sich keine direkt mit der Modulator-Therapie verknüpfbaren Auswirkungen auf die Kinder. Es traten zwei Komplikationen bei Müttern auf, bei denen eine Verbindung mit der Behandlung von Orkambi als möglich erachtet wurde, am häufigsten aber traten Komplikationen bei den Patientinnen auf, die die Therapie aus- bzw. absetzten. 

Auch die Tripletherapie scheint für Schwangere gut verträglich zu sein

Die Auswirkungen der drei Wirkstoffe der neuen Tripletherapie Elexacaftor, Tezacaftor, Ivacaftor (Kaftrio) hat eine US-Forschergruppe bei 69 CF-Betroffenen untersucht. Auch hier wurden die Betroffenen gebeten, Fragebögen auszufüllen und die retrospektiven Daten analysiert. Auffällig war, dass es im Vergleich zur Situation ohne Modulatoren nun auch Schwangerschaften bei deutlich höherem Alter (bis 41 Jahren) und schlechterer Lungenfunktion (bis ppFEV1 28) gab.

Die Mehrzahl der Befragten setzten Kaftrio während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht aus, die anderen hatten erst im Verlauf der Schwangerschaft oder Stillzeit damit begonnen oder die Therapie unter- oder abgebrochen, nachdem sie von der Schwangerschaft erfuhren. Die meisten Komplikationen während der Schwangerschaften waren nicht auf die Tripletherapie zurückzuführen, lediglich eine Patientin erlitt eine Gallenblasenentzündung und eine einen Transaminasenanstieg, die mit der Therapie in Verbindung gebracht wurde. Von den 13 Patientinnen, die Kaftrio während der Schwangerschaft komplett aussetzten, erlitten fünf Exazerbationen der Lunge. Alle Komplikationen nach der Geburt traten unabhängig von Kaftrio auf und die Kinder waren gesund. Die Fehlgeburtenrate lag mit 7,2% unter der in der gesunden Bevölkerung. Bei den 42 Kindern, die von Müttern gestillt wurden, zeigten sich keine Auffälligkeiten. 

Inzwischen wurde der seltene Fall eines CF-Kindes publiziert, das während der Schwangerschaft der Mutter einer Kaftrio-Therapie ausgesetzt war. Es wurde geboren mit einer Mutation im CFTR-Gen (F508del homozygot), die normalerweise eine auffällige klinische Symptomatik verursacht. Dennoch waren immunreaktives Trypsin und Pankreasenzyme bei der Geburt normal und die Chloridwerte im Schweißtest niedriger als für diese Mutation erwartbar. Die Therapie im Mutterleib hatte offensichtlich dazu geführt, dass das Kind erfolgreich mittherapiert wurde. 

Kontrollierte Studien nötig

Die bisherigen Fallstudien weisen demnach darauf hin, dass die Anwendung von CFTR-Modulatoren während der Schwangerschaft oder Stillzeit keine negativen Auswirkungen auf das ungeborene Kind bzw. den Säugling haben, aber die Wirkstoffe plazentagängig sind. Die Untersuchungen müssen aber noch in kontrollierten klinischen Studien bestätigt werden, bevor sich eine endgültige Aussage treffen lässt. Seit Mitte 2021 sammelt die Mayflowers Beobachtungsstudie (Maternal and Fetal outcomes in the era of modulators) in 40 CF-Zentren in den USA Daten zu Schwangerschaften unter Modulator-Therapie und soll knapp 500 Patientinnen einschließen. 

Zitierte Fachartikel

Nash EF, et al., Outcomes of pregnancy in women with cystic fibrosis (CF) taking CFTR modulators – an international survey. J Cyst Fibros. 2020 Jul;19(4):521-526.

Taylor-Cousar JL, et al. Maternal and fetal outcomes following elexacaftor-tezacaftor-ivacaftor use during pregnancy and lactation. J Cyst Fibros. 2021 Mar 21;S1569-1993(21)00055-2.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Uta Düesberg (udueesberg(at)muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.

Hinweis: Der Artikel wurde zuerst am 26.4.2021 veröffentlicht und am 24.2.2022 aktualisiert. 


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