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Diagnostik von CF-Lungenkeimen im Zeitalter von Modulatoren

Petrischale mit Keimen (stilisiert): Mukoviszidose-Betroffene sind anfällig für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen.
Unter Modulatortherapie bildet die Lunge oft kaum noch Schleim (Sputum). Dies führt natürlich einerseits dazu, dass es den Menschen mit Mukoviszidose besser geht. Aber es macht auch die herkömmliche Diagnostik schwieriger. Denn man kann nicht mehr regelmäßig das Sputum auf Keime untersuchen, weil schlicht kein Sputum mehr gebildet wird. Die Suche nach alternativen Möglichkeiten für die mikrobielle Diagnostik ist deshalb von hoher Bedeutung und wurde auch als eine der wichtigsten Forschungsprioritäten von Patienten in den kürzlich durchgeführten Patientenprioritätsprojekten (James Lind Alliance) festgestellt. Dieser Bericht ist Teil unserer Reihe über die Ergebnisse der europäischen CF-Konferenz im Juni 2023 in Wien.
Petrischale mit Keimen (stilisiert): Mukoviszidose-Betroffene sind anfällig für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen.

ETI: Weniger Sputum – weniger Keime

Eine Frage bleibt derzeit noch unbeantwortet: Wie verhält sich die Besiedlung der Lunge mit pathogenen Keimen wie Pseudomonas oder Staphylokokken unter der Therapie mit Modulatoren? Die meisten CF-Patienten haben unter der Therapie mit Modulatoren keine spontane Sputumproduktion mehr, in der die mikrobielle Besiedlung untersucht werden könnte. Aber ob die Keime wirklich verschwunden sind, ist unklar. Daher muss überlegt werden, welche Technik angewendet werden kann, um die Diagnostik von Keimen der Lunge auch in Zeiten der Modulatortherapie aufrecht zu erhalten. In Wien wurden verschiedene alternative Ansätze vorgestellt. 

Alternativen: Induziertes Sputum, nasale Lavage oder Speichelproben?

Der Goldstandard ist nach wie vor die BAL (Bronchoalveoläre Lavage). Diese Methode ist allerdings sowohl aufwändig als auch invasiv und unangenehm für die Patienten. Deshalb wird sie zu Routinemessungen eher nicht herangezogen. Die Induktion von Sputum mit hypertoner Kochsalzlösung ist eine häufig verwendete Alternative zu spontanem Sputum. Mit induziertem Sputum kann man einen großen Teil an Keimen, die sich in der Lunge befinden, nachweisen. Die Induktion von Sputum in der Klinik ist jedoch sehr zeitintensiv und aufwändig. In der CF-HomeSpIT Studie aus UK wurden diese Klinikproben deshalb mit Proben verglichen, die Patienten zu Hause am frühen Morgen genommen hatten (Speichel und induziertes Sputum). Das Ergebnis war ermutigend: die Ergebnisse der Heim-Proben waren im Großen und Ganzen vergleichbar mit den Klinikproben. Das Fazit des Referenten: Induziertes Sputum lohnt sich! Allerdings erfordert dies eine gute Schulung der Patienten. 

In einer italienischen Untersuchung wurden Sputum, Rachenabstriche und Nasale Lavagen aus den oberen Atemwegen untersucht. Die oberen Atemwege können ein Reservoir für die (Wieder-)infektion der Lunge darstellen. In den tiefen Atemwegen wurden grundsätzlich mehr Keime gefunden als in den oberen Atemwegen. Die nasale Lavage könnte aber eine sinnvolle Ergänzung für die mikrobiologische Diagnostik sein.

Migration von Pseudomonas in der Lunge nach ETI

Spannend war auch eine Untersuchung mit Bronchoskopien nach Beginn einer ETI-Therapie. Die Proben wurden auf Pseudomonas untersucht und genetisch weiter charakterisiert (Genomsequenzierung). Die Methode erlaubte es, regionale Varianten von Pseudomonas zu erkennen. Dabei stellte sich heraus, dass offenbar einige regionale Pseudomonas-Subtypen persistieren und Lungenareale wieder besiedeln, die nach der ETI-Therapie Pseudomonas-frei waren.    

Insgesamt sind also in Bezug auf die mikrobiologischen Veränderungen nach ETI-Therapie und den Möglichkeiten der Diagnostik noch viele Fragen offen. Auch andere Parameter müssen neu entwickelt werden: So muss eine therapiebedürftige Exazerbation der Lunge neu definiert werden, denn viele der zuvor konsentierten Parameter (z.B. vermehrte Sputumproduktion, starker Husten) treten nicht mehr auf.


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