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Frauengesundheit: Der Einfluss von Hormonen auf die Krankheitsschwere und Modulatortherapie während der Schwangerschaft

Blick ins Eröffnungs-Plenum bei der ECFS-Konferenz in Wien
Vom 7. bis 10. Juni fand die 46. Europäische CF-Konferenz in Wien statt. Rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 63 Ländern diskutierten über den Einfluss von Hormonen auf die Krankheitsschwere und Modulatortherapie während der Schwangerschaft, die klinische Wirksamkeit von Modulatoren, genetische Therapien, Diagnostik von CF-Lungenkeimen im Zeitalter von Modulatoren und vieles mehr. Frauen kennen ihren Menstruationszyklus gut und wissen, dass sich ihr Befinden im monatlichen Zyklus verändert. Auch Krankheitszeichen der Mukoviszidose verändern sich im Zyklus, wie eine aktuelle Studie zeigt, deren Zwischenergebnisse auf der ECFS-Konferenz vorgestellt wurden. Aktuell steigt die Zahl der Schwangerschaften bei Frauen mit CF seit einigen Jahren sehr deutlich an. Wie sicher die Therapie für Mutter und Kind ist, wird fortlaufend beobachtet. Bisher scheint die Einnahme sicher zu sein; dies muss jedoch weiter beobachtet werden.
Blick ins Eröffnungs-Plenum bei der ECFS-Konferenz in Wien

Gender-Medizin: Frauen leiden unterschiedlich stark während des Menstruationszyklus

Frauen mit CF sterben im Durchschnitt früher als Männer mit CF. Sie haben häufiger schwerere Lungenexazerbationen und auch häufiger Diabetes. Die weiblichen Hormone haben daran einen beachtlichen Anteil. Inzwischen gibt es erste Ansätze, diese Auswirkungen genauer zu erforschen. In einer aktuellen Studie aus Australien (MENSTRUAL Studie: MENstrual Symptom Tracking to Understand and Assess (Women) Living With Cystic Fibrosis) wird erstmals untersucht, wie der weibliche Monatszyklus, eingeteilt in vier Phasen, die Symptome der CF beeinflusst. Bereits bekannt ist, dass bestimmte Biomarker, z.B. für die Entzündung der Lunge, innerhalb des Menstruationszyklus schwanken. Für die noch nicht beendete Studie hielten bislang 72 Frauen in einer extra dafür entwickelten App die Symptome der oberen Atemwege, des Verdauungssystems und Schmerzen in den Gelenken über vier aufeinander folgende Zyklen fest. Besonders deutlich war in diesen Zwischenergebnissen der Studie, dass die gastrointestinalen Symptome (Blähungen, Durchfall) während der Monatsblutung deutlich stärker waren. Dies unterschied sich auch nicht zwischen Frauen, die Modulatoren einnahmen und denjenigen, die keine Modulatortherapie erhielten. 

Ein weiteres Ergebnis ist, dass die App sich sehr gut eignet, um die Symptome innerhalb des Menstruationszyklus festzuhalten. Außerdem berichteten Patientinnen über eigene Beobachtungen, dass während der Blutung z.B. die Verdauungsenzyme nicht zu wirken scheinen und viel höhere Dosierungen eingenommen werden mussten. 

Modulatortherapie während der Schwangerschaft

Die Modulatortherapie führt u.a. dazu, dass sich die Fruchtbarkeit von Frauen mit CF deutlich erhöht. Derzeit sind bis zu 50% der Schwangerschaften bei CF ungeplant. In der amerikanischen MAYFLOWERS-Studie wird seit 2021 untersucht, wie sich die Gesundheit von Frauen mit CF in der Schwangerschaft unterscheidet, wenn Modulatoren eingenommen werden. Es sollen außerdem eventuelle Komplikationen der Modulatortherapie in der Schwangerschaft erfasst werden und die Pharmakokinetik der Modulatoren im Körper von Mutter und Kind untersucht werden. Die Studie wird in 41 CF-Zentren in den USA durchgeführt und soll mind. 285 Frauen mit CF ab 16 Jahren in der Schwangerschaft untersuchen. Bislang wurden 144 Frauen in die Studie eingeschlossen. 

Die Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass die Modulatortherapie in der Schwangerschaft und für das Baby sicher ist, da keine genetischen oder strukturellen Schäden in den Geweben des Neugeborenen auftraten. Einzelne Fallberichte zeigen sogar, dass die mütterliche Modulatortherapie die Symptome (Nicht-Bildung des Samenleiters; Mekonium Ileus, also Darmverschluss nach Geburt) des Ungeborenen mit CF ebenfalls erfolgreich therapiert. Im Tierversuch wurde allerdings gezeigt, dass sich die Wirkstoffe der Dreifachkombination Kaftrio (ETI) in den Geweben des Fötus anreichern können. Insbesondere die Anreicherung im Gehirn des Fötus, mehr als im Gehirn der Mutter, macht deutlich, dass hier noch weitere, größere Studien folgen müssen, um die Unbedenklichkeit der Modulatortherapie in der Schwangerschaft zu belegen. 


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