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Diabetes bei CF

Inkretine gegen Insulinresistenz

In höherem Alter kommt Diabetes mellitus bei Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) bei etwa einem Drittel der Patienten vor. Der Diabetes bei CF (CFRD, CF Related Diabetes) ist hinsichtlich seiner Entstehung und Auswirkung eine Mischform aus den Diabetes-Typen 1 und 2 und wird auch als Typ 3c bezeichnet.

Diabetes kann unterschiedliche Ursachen haben, beim Typ 1 ist das beispielsweise eine Autoimmunreaktion, die meist schon im jungen Alter die Insulin-produzierenden Zellen zerstört, beim Typ 2 entsteht schleichend ein Rückgang der Insulinproduktion und eine verminderte Sensitivität der Zellen gegenüber Insulin (Insulinresistenz). Der Diabetes vom Typ 3c ist auf Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen, bei CF nicht zuletzt auf die entzündlichen Vorgänge. Dadurch kann sowohl ein Insulinmangel entstehen, weil die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen werden, als auch eine Insulinresistenz, so dass das ankommende Insulin nicht optimal in die Zellen aufgenommen werden kann. Neuere Untersuchungen legen außerdem nahe, dass der defekte Chloridkanal bei CF eine Rolle spielt bei der Regulation des Gleichgewichts von Insulin und Glukagon. Das in der CF-Zelle angestaute Chlorid kann zu einer unkontrollierten Glukagon-Ausschüttung führen. Aufbauend auf dieser Situation kann auch bei Patienten mit CFRD eine alternative Behandlung zu Insulin infrage kommen.

Inkretine als Therapieoption bei CF?

Inkretin-Analoga werden schon seit einigen Jahren für Patienten mit Insulinresistenz bei Typ 2-Diabetes eingesetzt. Das Inkretin Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) beispielsweise reguliert den Zuckerstoffwechsel, indem es die Magenentleerung verzögert, so dass die Glukose aus dem Nahrungsbrei langsamer in das Blut gelangt, und indem es die Insulinsynthese in der Bauchspeicheldrüse stimuliert und den Glukagonspiegel senkt. Durch die Steigerung der körpereigenen Insulinproduktion ist weniger oder kein Insulin-Medikament mehr notwendig.

Ob die Therapie mit Inkretin-Analoga auch für Typ 3-Diabetes, also u.a. Patienten mit CFRD, erfolgreich angewendet werden kann, muss noch in größeren Studien erforscht werden. Gerade bei Patienten, bei denen die Insulinresistenz im Vordergrund steht und in frühen Phasen des Diabetes, erscheint eine Therapie mit Inkretinen allerdings naheliegend.

Unterstützen CFTR-Modulatoren die Inkretine?

Unter der Therapie mit CFTR-Modulatoren wie Ivacaftor wurde ein positiver Effekt auf den CFRD beobachtet. Die Insulin-produzierenden Zellen selbst sind nicht direkt von der CF betroffen, weil sie keinen CFTR-Kanal haben. Die CFTR-Modulatoren können also nicht direkt auf diese Zellen wirken. Es wird derzeit vermutet, dass die CFTR-Modulatoren die Inkretine verstärken und daraus der positive Effekt auf die Diabetes-Situation resultiert. Auch hier ist weitere Forschung notwendig, um die Zusammenhänge zu klären. Diese Erkenntnisse liefern aber zumindest neue Ansätze für eine bessere Behandlung des CFRD, der mit der zunehmenden Lebenserwartung voraussichtlich eine immer größere Rolle spielen wird.  

Quelle:
Pozo L, Bello F, Mendez Y, Surani S. Cystic fibrosis-related diabetes: The unmet need. World J Diabetes. Jun 15, 2020; 11(6): 213-217

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Uta Düesberg (udueesberg(at)muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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