Die allermeisten Mukoviszidose-Betroffenen erkranken im Lauf ihres Lebens an Infektionen der Lunge, da der zähe Schleim ein besonders guter Nährboden für Erreger ist. Wir geben eine Übersicht über häufige Lungenkeime bei Mukoviszidose.
Wiederholte Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen können die Lungenfunktion bei Mukoviszidose erheblich verschlechtern, insbesondere, wenn sie chronisch verlaufen. Das heißt, die Infektion kann durch Medikamente nicht mehr geheilt werden. Mukoviszidose-Patienten können das Risiko einer Ansteckung durch allgemeine Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen oder die Vermeidung von Menschenansammlungen in der Erkältungszeit deutlich reduzieren.
Bakterien kommen natürlicherweise überall in der Natur vor. Sie gehören zu unserer Umwelt, können aber auch krank machen. Ihre Vermehrung kann meistens durch Antibiotika verhindert und Infektionen damit beendet werden. Allerdings entwickeln Bakterien immer häufiger Strategien, um sich gegen Antibiotika zu schützen (sie werden resistent). Manche Bakterien können sich sogar Desinfektionsmitteln widersetzen.
Der häufigste Keim, der in den Atemwegen bei Mukoviszidose vorkommt, ist Pseudomonas aeruginosa. Pseudomonaden findet man vor allem in feuchter Umgebung, insbesondere in feuchten Biotopen und stehendem Wasser, aber auch in der Lunge des Menschen.
Sie können von Mensch zu Mensch übertragen werden, weswegen in Kliniken darauf geachtet werden muss, Pseudomonas aeruginosa-positive Patienten von anderen Mukoviszidose-Patienten zu trennen. Pseudomonas aeruginosa hat die Fähigkeit, einen Biofilm zu bilden, in dem die Bakterien sich zusammenlagern und, in einer gelatineartigen Schutzschicht eingebettet, die Angriffe von Immunsystem und Antibiotika überleben.
Frühe und akute Infektionen mit Pseudomonaden lassen sich gut mit Antibiotika behandeln. Deshalb müssen Patienten mit Mukoviszidose regelmäßig auf Pseudomonaden untersucht werden, um die Infektion früh zu erkennen und zu behandeln. Haben sich die Bakterien in ihrem Biofilm in der Lunge eingenistet, werden die Patienten meist von wiederkehrenden Infektionen heimgesucht (chronische Infektion), die durch das Auftreten von Resistenzen zunehmend schwieriger zu behandeln sind und die Lungenfunktion langfristig beeinträchtigen.
Bakterien des Burkholderia cepacia-Komplex (BCC) sind Biofilm-bildende Feuchtkeime und natürlicherweise gegen viele Antibiotika unempfindlich. Außerdem erwerben sie leicht weitere Resistenzen, wodurch multiresistente Formen vorkommen können. Bakterien des BCC kommen im Erdreich vor, besonders im Wurzelbereich bestimmter Pflanzen. Der BCC umfasst eine Gruppe von mehreren genetisch ähnlichen Bakterienspezies. Bakterien des Komplexes kommen bei Patienten mit Mukoviszidose sehr viel seltener vor als Pseudomonaden, aber der Verlauf der Infektion kann deutlich schwerer sein und ist oft schlechter zu behandeln. Dies gilt aber nicht für alle Spezies des BCC gleichermaßen. Für Mukoviszidose-Patienten bedeutsam sind vor allem Burkholderia (B.) multivorans, B. cenocepacia und B. dolosa. Diese Bakterien können unter Umständen das sogenannte Cepacia-Syndrom auslösen, eine akute Verschlechterung der Lungenfunktion mit lebensbedrohlichen Komplikationen. Nach Lungentransplantation können B. gladioli und B. cenocepacia zu schweren Infektionen führen.
Staphylokokken sind kugelförmige Bakterien, die in der Umwelt und auch bei gesunden Menschen natürlicherweise auf der Haut und Schleimhaut vorkommen. Staphylococcus (S.) aureus ist ein sehr widerstandsfähiger Keim und kann auch in trockenem Staub oder auf Oberflächen monatelang überleben.
S. aureus ist der häufigste Keim bei jungen Mukoviszidose-Patienten und wird später meist von anderen Keimen, vor allem Pseudomonas aeruginosa „abgelöst“. Die Infektion mit S. aureus kann ohne Symptome verlaufen, sie kann bei Mukoviszidose-Patienten aber auch zu vermehrtem Husten mit eitrigem Auswurf (Sputum) führen und, eher selten, schwere Lungenentzündungen verursachen.
Nicht resistente S.aureus werden auch als sogenannte Methicillin-sensible S. aureus (MSSA) bezeichnet: Sie lassen sich durch Antibiotika meist gut behandeln. Allerdings kann auch eine Infektion mit MSSA chronisch werden und die Lungenfunktion langfristig beeinträchtigen.
Eine besondere Form des Bakteriums Staphylococcus aureus ist die Methicillin-resistente Form (MRSA). Bei diesen Bakterien sind fast alle sogenannten Betalactam-Antibiotika (Penicilline, fast alle Cephalosporine und Carbapeneme) wirkungslos. Für diesen Keim stehen nur wenige Antibiotika zur Verfügung und es gelingt nicht immer, ihn zu bekämpfen. Das ist besonders problematisch, da die Ansteckungsgefahr hoch ist und dies den Umgang mit anderen Patienten erschweren kann.
Es gibt weitere Bakterien, die Infektionen in der Lunge auslösen können, deren Rolle bei Mukoviszidose aber bislang noch nicht geklärt ist. Dazu gehören:
Viren sind sehr klein und unterscheiden sich ganz wesentlich von Bakterien und anderen Zellen im Tier- oder Pflanzenreich, denn sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und keine eigene Zellteilung. Für ihre eigene Vermehrung nutzen sie die Mechanismen der Zellteilung in der Zelle, die sie befallen. Anders als Bakterien, können Viren nicht mit Antibiotika behandelt werden. Häufig werden bei Virusinfektionen nur die Symptome behandelt, weil es nur wenige Virostatika gibt, die Viren eliminieren können.
Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus treten oft bereits im Säuglings- und Kleinkindalter auf und sind in diesem Alter der häufigste Grund von Atemwegsinfektionen. Mukoviszidose-Patienten zeigen bei einer RSV-Infektion häufiger einen komplizierteren Verlauf und noch Monate danach eine schlechtere Lungenfunktion. Außerdem erhöht sich bei einer RSV-Infektion das Risiko für bakterielle und andere virale Infektionen.
Rhinoviren („Erkältungs-“ oder „Schnupfenviren“) bereiten hauptsächlich in den oberen Atemwegen Symptome. Bei CF-Patienten können sie aber auch die tieferen Atemwege infizieren. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass CF-Patienten mit einer Rhinovirus-Infektion signifikant länger Antibiotika nehmen mussten, was auf schwerer oder länger verlaufende bakterielle Infektionen der Lunge in der Folge einer Rhinovirus-Infektion hinweist. Eine langfristige Schädigung der Lunge durch Rhinoviren wurde allerdings bisher nicht beobachtet.
Das Influenza-Virus verursacht die „echte“ Grippe, die sich von den grippalen Infekten mit anderen Viren unterscheidet. Durch eine Influenza-Virus-Infektion kann sich die Lungenfunktion von Mukoviszidose-Patienten stark und langfristig verschlechtern und es können auch schwere Lungenschäden bis hin zum Lungenversagen auftreten. In der Regel verläuft die Infektion aber ohne langfristige Komplikationen. Mukoviszidose-Patienten sollten sich deshalb jährlich gegen Influenza impfen lassen.
Es gibt weitere Viren, die bei Mukoviszidose selten Infektionen oder Lungenentzündungen auslösen können. Dazu gehören:
Pilze vermehren sich z.B. durch die Bildung von Sporen. Diese Sporen sind sehr klein und verbreiten sich leicht über die Luft. Dadurch können sie eingeatmet werden. Bei Mukoviszidose ist die Rolle von Pilzinfektionen der Lunge noch nicht ganz geklärt. Werden Pilze in der Lunge gefunden, ist oft nicht eindeutig klar, ob diese als Infektion eine Entzündung des Gewebes auslösen oder ob sie nur als natürliche Besiedelung vorkommen.
Aspergillus fumigatus ist ein Schimmelpilz. Seine in der Luft schwebenden Sporen können eingeatmet werden und so bis in die tiefen Atemwege des Menschen gelangen. Insbesondere bei immungeschwächten Personen kann dies verschiedene Symptome auslösen. Für Mukoviszidose-Patienten kann eine Besiedelung der Atemwege mit Aspergillus zu einer allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) führen. Bei der ABPA reagiert das Immunsystem des Patienten auf Aspergillus „allergisch“, d.h. es produziert Substanzen, die eine überschießende Entzündung der Lunge verursachen. Dadurch verengen sich die Atemwege und die Atmung kann bedrohlich eingeschränkt sein.
Der schwarze Schimmelpilz Scedosporium ist ein seltener Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen, der insbesondere nach Transplantationen aufgrund der Immunsuppression ernsthafte Komplikationen verursachen kann. Bei Patienten mit Mukoviszidose kann Scedosporium (S. aurantiacum, S. prolificans, S. apiospermum) in den Atemwegen Symptome auslösen, die der ABPA (s.o.) ähneln.
Der eng mit Scedosporium verwandte Schimmelpilz Exophiala dermatitidis ist ebenfalls ein seltener Erreger, der in den menschlichen Körper eindringen und Haut- und Weichteilinfektionen verursachen kann. Auch bei Mukoviszidose-Patienten wurde dieser Pilz schon gefunden und mit Lungenentzündungen in Verbindung gebracht. Nach Transplantationen können sehr selten invasive Infektionen mit Exophiala ernsthafte Komplikationen hervorrufen.
Der Hefepilz Candida (am bekanntesten Candida albicans) findet sich bei den meisten Menschen auf den Schleimhäuten von Mund, Rachen, im Genitalbereich und im Verdauungstrakt, ohne dort Symptome auszulösen. Das häufigste Krankheitsbild ist der Soor, d.h. die lokale Infektion der Schleimhäute mit Rötung, weißlichem Belag und Juckreiz. Candida kann aber auch in den Atemwegen zu Infektionen führen. Eine chronische Besiedlung mit Candida kann bei Mukoviszidose-Patienten die Lungenfunktion verschlechtern.
Die Inhalte auf dieser Seite wurden im September 2017 erstellt.