Individueller Energiebedarf und ausgewogene Ernährung

Individueller Energiebedarf und ausgewogene Ernährung

Der Ernährungszustand hängt eng mit dem Krankheitsverlauf zusammen. Viele Faktoren, die insbesondere bei Mukoviszidose zum Tragen kommen, beeinflussen die Energiebilanz. Chronische Entzündungen, erhöhte Atemarbeit und medikamentöse Nebenwirkungen auf der einen, und Energieverluste durch die Fettverwertungsstörung sowie Proteinverluste über das Sputum auf der anderen Seite erhöhen den Energiebedarf immens. Eine gute Ernährung und ein guter Ernährungszustand tragen entscheidend zum Wohlbefinden und zur Leistungsfähigkeit bei. Angestrebt wird ein normaler Body Mass Index (BMI).


Vielfach liegt der Gesamtenergiebedarf zwischen 20 und 50% über der Norm. Als Folge dieses Ungleichgewichts sind Gedeihstörung und Entwicklungsverzögerung im Kindesalter, sowie eine Zunahme an Atemwegsinfekten, nachlassende Leberfunktion und eine geringere Lebenserwartung zu nennen.

Als Hauptursache für Energieverluste bei Mukoviszidose gilt die exokrine Pankreasinsuffizienz, also die reduzierte Fähigkeit bzw. zunehmende Unfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, Verdauungsenzyme zu produzieren, wovon ca. 85% der Mukoviszidose-Erkrankten bereits pränatal betroffen sind. Dies zeigt sich in starken gastrointestinalen Problemen, wie dem Fettstuhl, Bauchkrämpfen, dem stark aufgetriebenen Bauch und Blähungen. Eine Beteiligung der Leber, die mit einer zähen Gallensäure einher geht, trägt zu einer weiteren Beeinträchtigung der Fettverdauung bei. 

Während der Ernährungstherapie lernen Betroffene und ihre Angehörige, die fehlenden Pankreasenzyme zu ersetzen. Anders als bei der körpergewichtsbasierten Dosierung von Antibiotika, richtet sich die Dosierung der Enzympräparate nach dem Fettgehalt der Mahlzeit. Anhand von Schulungen können Betroffene ihre Enzymdosis einschätzen lernen. Das Ziel ist die regelrechte Verdauung, um unnötige Energie- und Nährstoffverluste zu vermeiden.

Weitere Schulungen dienen dazu, Betroffene und Angehörige vor dem Hintergrund der „Hilfe zur Selbsthilfe“ für eine gesunde und ausgewogene, jedoch energiereiche Ernährung zu sensibilisieren. Hierzu hat der Arbeitskreis Ernährung des Mukoviszidose e.V. den CF-Würfel konzipiert, womit selbständig überprüft werden kann, wie die eigene Ernährung im Sinne der Anforderungen bei Mukoviszidose optimiert werden kann.  

Reicht die Auswahl an kalorienreichen Snacks und die Anreicherung der Mahlzeiten mit Speisefetten und –ölen nicht aus, kann die Ernährung in den nächsten Schritten durch Energiesupplemente oder später auch hochkalorische Trinknahrung ergänzt werden. Die Ernährungsfachkraft in der CF-Einrichtung berät Betroffene in Bezug auf Dosierung und Einbau der Supplemente in den Speiseplan. Im letzten Schritt, wenn die bisherige Gewichtszunahme durch alle vorher genannten Maßnahmen nicht ausreicht, würde die Empfehlung für eine zusätzliche, unterstützende Sondenernährung ausgesprochen (Informationsblatt zur Sondenlegung zur Weitergabe an Patienten (PDF)) . Vielfach bedeutet dies eine große Entlastung der Familie und des Alltags des Betroffenen in Bezug auf die Energiezufuhr. Dafür wird gemeinsam mit der Ernährungsfachkraft der CF-Einrichtung ein individueller und alltagstauglicher Plan aufgestellt.

 


Ausgewogene Ernährung

Bei Normalgewicht wird auch für CF-Patienten eine ausgewogene Mischkost entsprechend der Pyramide der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung empfohlen.

CF-Patienten mit unzureichendem Gewicht sollten ihr Essen zusätzlich mit etwas Fett (Sahne, Butter/Margarine, Öl, Nüssen etc.) und/oder Maltodextrin anreichern. Insbesondere pflanzliche Fette  (z.B. Rapsöl, Soja- oder Walnussöl) sollten dabei großzügiger eingesetzt werden. Für CF-Patienten mit unzureichendem Gewicht wurde vom Arbeitskreis Ernährung die Ernährungspyramide überarbeitet. Der daraus entstandene „Ernährungswürfel“ steht allen CF-Patienten als grobe Mengenorientierung zur Verfügung.

Wird trotz Energieanreicherung des Essens kein Normalgewicht erreicht, stehen den Patienten Trink- und Sondennahrungen (sog. Zusatz-Trinknahrung) zur Verfügung. Diese Trinknahrungen enthalten alle wichtigen Nährstoffe (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) in einem ausgewogenen Mengenverhältnis. Wird eine Trink- und Sondennahrung notwendig, so gilt als einzige Anforderung an diese Nahrung: Sie muss schmecken und darf kein Ersatz für das Essen sein. 


Nahrungsmittelkaskade/Stufenplan

Normalgewicht

  • Ausgewogene Mischkost

Unzureichendes Gewicht

  • Großzügiges Verwenden von Fetten (z.B. Nudeln/Gemüse in Butter/Öl schwenken)

Weiterhin bestehendes Untergewicht

  • zusätzlich hochkalorische Shakes, Snacks
  • Zusätzlich Trink- und Sondennahrung
  • Zusätzlich Enterale Ernährung (PEG) (vorwiegend nachts)
  • Zusätzlich Parenterale Ernährung
Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024
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