Therapie der Mukoviszidose

Therapie der Mukoviszidose

Die Therapie bei Mukoviszidose ist komplex und wird für jeden Patienten individuell angepasst. Sie besteht aus vielen Bausteinen. Dazu gehören Medikamente ebenso wie die Inhalationstherapie, die Physiotherapie, die Ernährungstherapie und die Sporttherapie. Es ist daher wichtig, dass sich Menschen mit Mukoviszidose an einem spezialisierten Zentrum behandeln lassen. Dort besteht das Behandlerteam in der Regel aus Ärzten, Ernährungstherapeuten, Pflegekräften, Physiotherapeuten und psychosozialen Betreuern.


Mukoviszidose ist eine seltene Erbkrankheit und besteht ein Leben lang. Die Behandlung basiert seit Jahrzehnten darauf, die Symptome in den verschiedenen Organen mit unterschiedlichen Therapien zu behandeln. Seit Kurzem sind Medikamente dazu gekommen, die die Störung im Salz-Wasser-Haushalt teilweise reparieren können, so genannte CFTR-Modulatoren.


CFTR-Modulatoren

In Deutschland sind CFTR-Modulatoren für CF-Patienten zugelassen, die entweder eine F508del-Mutation oder eine Gatingmutation bzw. R117H-Mutation haben. Für einige Patientengruppen kommen mehrere CFTR-Modulatoren in Frage. Die Zulassungssituation ist für die verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich und wird derzeit immer wieder durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und entsprechende Behördenentscheidungen erweitert (s. Tabelle).

 

In Deutschland sind durch das Qualitätsmanagement des Mukoviszidose Instituts derzeit über 40 spezialisierte Zentren für die Versorgung von Patienten verschiedener Altersklassen zertifiziert. 

HandelsnameWirkstoff(e)ZulassungMutationFür welches Alter?
KalydecoIvacaftor2012G551D, G1244E, G1349D, G178R, G551S, S1251N, S1255P, S549N, S549R, R117HAb 1 Monat
OrkambiIvacaftor, Lumacaftor2015Zwei F508del-MutationenAb 1 Jahr
SymkeviIvacaftor, Tezacaftor2018Zwei F508del-Mutationen oder eine F508del-Mutation in Kombination mit einer der folgenden: P67L, R117C, L206W, R352Q, A455E, D579G, 711+3A→G, S945L, S977F, R1070W, D1152H, 2789+5G→A, 3272-26A→G und 3849+10kbC→TAb 6 Jahren 
KaftrioIvacaftor, Tezacaftor, Elexacaftor2020Mindestens eine F508del-MutationAb 2 Jahren

Hintergrund-Informationen zu CFTR-Modulatoren

So wirken die CFTR-Modulatoren

Mukoviszidose wird durch einen defekten Salzkanal, den CFTR-Kanal, verursacht. CFTR-Modulatoren haben das Ziel, die Funktion dieses CFTR-Kanals zu verbessern oder im besten Fall wiederherzustellen, damit der Salz-Wasser-Haushalt wieder im Gleichgewicht ist. So wird dann der zähe Schleim wieder flüssig und die Organe können normal funktionieren.

Modulatoren werden lebenslang täglich als Tabletten (bzw. bei kleinen Kindern als Granulat) eingenommen.

Warum wirken Modulatoren nicht bei allen Menschen mit Mukoviszidose?

Im Mukoviszidose-Gen kommen über 2.000 verschiedene Varianten (Mutationen) vor.

Diese Veränderungen können verschiedene Folgen bei der Bildung des CFTR-Kanals in der Zelle haben: 

  • Der Kanal wird nicht (richtig) gebildet, 
  • Es kommt zu einer falschen Faltung in seine dreidimensionale Struktur, 
  • Der Kanal ist nicht stabil, 
  • Es gibt nicht genügend CFTR-Kanäle in einer Zelle 
  • Die Funktion des Kanals ist eingeschränkt

Die verschiedenen Auswirkungen können auch in Kombination auftreten und führen insgesamt zur Störung des Salz-Wasser-Haushaltes und Entzündungen in den Organen. 

CFTR-Modulatoren helfen dabei, dass die Kanäle trotz Mutation in die richtige Struktur gebracht werden und besser funktionieren. Dabei können sie aber nur an den fehlerhaften CFTR-Kanälen selbst angreifen. Wenn aufgrund der Mutation gar kein CFTR-Kanal gebildet wird, können die CFTR-Modulatoren auch nicht wirken. Dies ist z.B. beim Vorliegen zweier sogenannter Stoppmutationen der Fall. 

Deshalb kommt die Therapie mit CFTR-Modulatoren nicht für alle Varianten in Frage. Außerdem sind die verschiedenen Präparate jeweils auch nur für bestimmte Mutationen bzw. Mutationsgruppen zugelassen.

Welche CFTR-Modulatoren gibt es?

Der Oberbegriff für alle Substanzen, die die CFTR-Kanal-Aktivität verbessern können, ist CFTR-Modulatoren. Es gibt derzeit Potentiatoren und Korrektoren. Diese können für eine bessere Wirkung kombiniert werden. 

Potentiatoren: Funktioniert der CFTR-Kanal nicht ordnungsgemäß, z.B. bei den seltenen Gating Mutationen (G551D u.a.), kann man mit einem Potentiator Abhilfe schaffen. Dieser aktiviert den Kanal, in dem er die Öffnungswahrscheinlichkeit erhöht. 

Korrektoren: Zum Ausgleich von Bildungs- oder Faltungsdefekten reichen Potentiatoren allein nicht aus. Man braucht so genannte Korrektoren. Diese können an verschiedenen Stellen korrigierend in den Herstellungsprozess des CFTR-Kanals eingreifen, so dass man auch mehrere Korrektoren kombinieren kann. Mit einem Potentiator kann man dann den CFTR-Kanal noch zusätzlich aktivieren.

Derzeit sind mit Lumacaftor (Wirkstoff in Orkambi), Tezacaftor (Wirkstoff in Symkevi und Kaftrio) und Elexacaftor (Wirkstoff in Kaftrio) verschiedene Korrektoren auf dem Markt (s. auch Tabelle). Mit Ivacaftor gibt es einen Potentiator. Weitere CFTR-Modulatoren sind in der Entwicklung. 

Wie wirkt sich die Modulatortherapie auf den Krankheitsverlauf aus?

Mit der Modulatortherapie steht erstmals ein Medikament zur Verfügung, das nicht nur Symptome bekämpft, sondern den zugrundeliegenden Defekt bei Mukoviszidose teilweise repariert. Man erhofft sich davon, den Krankheitsverlauf verlangsamen oder sogar aufhalten zu können. Langzeitdaten dazu liegen aber noch nicht vor. In den klinischen Studien mit Modulatoren zeigten sich Verbesserungen bei der Lungenfunktion, Antibiotikatherapien waren seltener nötig und bei kleinen Kindern besserte sich z.T. die Funktion der Bauchspeicheldrüse. Patienten berichten von mehr Energie und einer höheren Lebensqualität. Nicht alle vertragen jedoch die neuen Medikamente gut und es treten auch Nebenwirkungen auf: z.B. Ausschläge, vermehrte Sputumbildung, erhöhte Leberwerte, erhöhter Blutdruck, Depressionen u.a.

Hinweis: Die hier dargestellten Informationen sind lediglich exemplarisch; für weitere Informationen lesen Sie bitte die Packungsbeilage/Fachinformation und fragen Sie Ihren behandelnden Arzt. 

Was gibt es für Alternativen für Patienten, für die keine CFTR-Modulatoren zugelassen sind?

Auch für seltenere CFTR-Varianten (Mutationen) laufen derzeit klinische Studien mit Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor, um die Wirksamkeit bei diesen Patienten zu untersuchen. Auch werden Laboruntersuchungen mit verschiedenen Modellen (z.B. Organoide) durchgeführt, um ein Ansprechen bestimmter Mutationen auf die CFTR-Modulatoren zu testen. In Deutschland kann der behandelnde Arzt bei schlechtem Gesundheitszustand ggf. bei der Krankenkasse einen Antrag auf off-Label Verwendung von Modulatoren im Rahmen eines individuellen Heilversuchs stellen. Ob ein solcher Antrag genehmigt wird, ist aber individuell sehr unterschiedlich. Weiter beginnen gerade erste klinische Studien mit genetischen Therapieansätzen, die mutationsunabhängig oder bei bestimmten seltenen Mutationen wirken könnten.

Weitere Informationen zu aktuellen genetischen Therapien 


Inhalationstherapie

Menschen mit Mukoviszidose haben einen festsitzenden Schleim in den Atemwegen, in dem Bakterien einen idealen Nährboden finden. Der Schleim muss durch Medikamente, die direkt in die Atemwege inhaliert werden, täglich gelöst werden. Auch Antibiotika und Cortison können über Inhalation direkt in die Lunge gelangen. Wesentlich für die Wirksamkeit der Inhalation ist die richtige Inhalationstechnik, die durch das Team der Mukoviszidose-Einrichtung mit dem Patienten immer wieder geübt wird.

Welche Inhalationsformen gibt es?

Bei der Inhalation von Medikamenten gibt es zwei verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, die Feucht- und die Trockeninhalation. Bei der Feuchtinhalation wird das Medikament als wässrige Lösung inhaliert und vernebelt, bei der Trockeninhalation wird das Medikament als Pulver inhaliert. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile und können in der Therapie auch kombiniert werden. Die Technik der Trockeninhalation beispielsweise ist schwieriger durchzuführen, kostet aber erheblich weniger Zeit als die Feuchtinhalation.


Physiotherapie

In der regelmäßigen Physiotherapie lernen Menschen mit Mukoviszidose, den Husten produktiv einzusetzen und den zähen Schleim abzuhusten und ihren Brustkorb zu dehnen. Die Atem- und Dehnungsübungen müssen täglich durchgeführt werden und beginnen schon im Säuglingsalter.

Da die Physiotherapie bei Mukoviszidose kein Bestandteil der Physiotherapie-Ausbildung ist, bietet der Arbeitskreis Physiotherapie des Mukoviszidose e.V. bundesweit Kurse an.


Verdauungsenzyme

Die meisten Mukoviszidose-Patienten leiden unter einer sogenannten „Pankreasinsuffizienz“, d.h. ihre Bauchspeicheldrüse funktioniert nicht richtig. Daher kann der Nahrungsbrei nicht richtig verdaut werden. Um die Verdauung der Nahrung im Darm zu gewährleisten, müssen Menschen mit Mukoviszidose zu jedem Essen Verdauungsenzyme einnehmen. Die Menge der benötigten Enzyme muss passend zum jeweiligen Essen berechnet werden. Die Berechnung erlernt man am besten in der Ernährungsberatung, die regelmäßiger Bestandteil der Therapie sein sollte.


Spezielle Ernährung bei Mukoviszidose

Die Verdauungsstörung, die bei den meisten Mukoviszidose-Betroffenen auftritt, kann durch die Einnahme von Verdauungsenzymen weitgehend ausgeglichen werden. Trotzdem ist eine ausgewogene und energiereiche Ernährung bei Mukoviszidose besonders wichtig, da durch die erhöhte Atemarbeit und den vermehrten Husten, aber auch durch Infektionen, Fieber und Durchfälle mehr Energie verbraucht wird als bei einem gesunden Menschen. Dazu kommt ein erhöhter Flüssigkeits- und Salzbedarf. Die Empfehlungen für eine optimale Ernährung bei Mukoviszidose sind allerdings gerade im Umbruch, da durch die neue Modulatortherapie die Ernährungsempfehlungen sehr viel individueller werden. 

In unseren Broschüren zum Thema Ernährung finden Sie genauere Informationen. 

Der Arbeitskreis Ernährung im Mukoviszidose e.V. unterstützt die Mukoviszidose-Ausbildung von Ernährungstherapeuten. Er stellt auch umfangreiche Informationen zur Ernährung bei Mukoviszidose zur Verfügung.

Publikationen zum Thema

Richtig essen bei Mukoviszidose

Sport / Ernährung / Folgeerkrankungen
Richtig essen bei Mukoviszidose

Die Broschüre vermittelt Wissen über die spezielle

Die Broschüre vermittelt Wissen über die spezielle Verdauungssituation bei Mukoviszidose und die Rolle, die Enzympräparate in ihr einnehmen. Außerdem gibt sie Anregungen für die Zusammenstellung hochwertiger Mahlzeiten für verschiedene Altersgruppen. Von Annette Simon, Annett Mattern, Katrin Schlüter. Überarbeitete Neuauflage 10/2023

Säuglingsernährung bei Mukoviszidose

Sport / Ernährung / Folgeerkrankungen
Säuglingsernährung bei Mukoviszidose

Die Broschüre bündelt wichtiges Grundlagenwissen

Die Broschüre bündelt wichtiges Grundlagenwissen zur optimalen Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern mit Mukoviszidose sowie einen ausführlichen Teil mit kindgerechten Rezepten und kreativen Tipps, wie man die Kleinen für das Essen begeistert. Von P. Funk-Wentzel und K. Schlüter.


Bewegung und Sport

Körperliche Betätigung und Sport wirken sich positiv auf die Gesundheit von Mukoviszidose-Betroffenen aus und erhalten oder verbessern die Lungenfunktion und die Beweglichkeit des Brustkorbs. Außerdem hat körperliche Bewegung einen positiven Effekt auf die Knochenfestigkeit, die koordinativen Fähigkeiten, die Körperhaltung und die körperliche Leistungsfähigkeit. Auch Mukoviszidose-Betroffene können ihre Leistungsfähigkeit durch ein gezieltes Training deutlich steigern. Nicht jede Sportart ist gleich gut geeignet für Menschen mit Mukoviszidose. Betroffene können sich beim Mukoviszidose e.V. beraten lassen, welche Sportart für sie geeignet ist. 

Der Arbeitskreis Sport im Mukoviszidose e.V. stellt umfangreiche Informationen zu Sport bei Mukoviszidose zur Verfügung.


Welche Folgeerkrankungen verursacht Mukoviszidose? 

Als Folge der Mukoviszidose auftretende Erkrankungen wie Diabetes, Depressionen und Angststörungen, Lebererkrankungen, Gelenkentzündungen, Eisenmangel oder Osteoporose werden durch die jeweiligen Fachrichtungen in der Medizin behandelt und individuell verordnet. Die Therapie sollte dabei immer durch den behandelnden Mukoviszidose-Arzt begleitet werden.

Mehr zum Thema Folgeerkrankungen bei Mukoviszidose


Wann ist eine Transplantation nötig?

Eine Transplantation (Abkürzung Tx) der Lunge kann für Menschen mit Mukoviszidose eine Chance sein weiterzuleben, wenn das Lungengewebe bereits so geschädigt ist, dass es die Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe nicht mehr bewältigen kann. Auch die Transplantation von Leber oder Bauchspeicheldrüse kann bei Mukoviszidose eine sinnvolle Option darstellen. Durch eine Organtransplantation erhält der Mukoviszidose-Patient ein Organ, das gesund ist und das auch keine Mukoviszidose mehr entwickelt, da sich die genetische Ausstattung des Spenderorgans nicht verändert. Im restlichen Körper bleibt der Mukoviszidose-Defekt allerdings unverändert. Eine Transplantation ist immer mit vielen Risiken verbunden und stellt keine Heilung dar.
Ausführliche Informationen zur Entscheidungsfindung, zur Vor- und Nachbereitung einer Lungen-Transplantation mit Erfahrungsberichten und Beratungsangeboten finden Sie auf unserer Internetseite.


YouTube-Videos zum Wandel in der CF-Therapie

Die Firma Chiesi hat mehrere Filme zum Wandel in der CF-Therapie produziert, die Sie auf unserem YouTube-Kanal ansehen können. 

Zu den Videos

Quellen

Die Inhalte auf dieser Seite wurden im September 2017 erstellt. 

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.

Zuletzt aktualisiert: 04.11.2024