Forschung

Forschung und Therapien in der Entwicklung

Die Erforschung und Entwicklung neuer Therapien ist ein stetiges Ziel in der Therapie der Mukoviszidose. Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, neue Substanzen zu entdecken. Dabei werden verschiedenste Ansätze verfolgt. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick zu Forschungsansätzen. Aktuelle Forschungsergebnisse finden Sie auf der Seite „Forschungsnews“. 


Wiederherstellung der CFTR-Funktion durch CFTR-Modulatoren

Seit Entdeckung der ersten Therapieansätze durch CFTR-Modulation ist die Erforschung und Entwicklung weiterer CFTR-Modulatoren in den Vordergrund der Mukoviszidose-Forschung gerückt. 

Die Therapie mit bisher entwickelten Potentiatoren und Korrektoren hat die Mukoviszidose-Therapie grundsätzlich verändert. Inzwischen sind verschiedene CFTR-Modulatoren für unterschiedliche Patientengruppen zugelassen. Aber auch mittelfristig kommen diese Medikamente nur für ca. 85% der Menschen mit Mukoviszidose in Deutschland in Frage. Daher wird weiterhin an neuen Potentiatoren und Korrektoren, aber auch an Stabilisatoren und Verstärkern für die CFTR-Modulation geforscht. Auch Kombinationen verschiedener Substanzen werden derzeit getestet. Obwohl die CFTR-Modulatoren gut wirken, können sie die Krankheit aber nicht heilen. 


Korrektur des CFTR-Defekts auf genetischer Ebene

Die Gentherapie wird bei Mukoviszidose seit vielen Jahren verfolgt. Das Ziel der klassischen Gentherapie ist es, ein gesundes Gen als Gen-Ersatz in die Zelle einzuschleusen, das dann anstatt des defekten CFTR-Gens für die Produktion des CFTR-Kanals verwendet wird. Die größte Herausforderung dabei ist der Transfer des gesunden Gens in die Zelle. Dieses Problem ist bisher immer noch nicht vollkommen gelöst. Zwar sind bisherige Versuche aus Gentherapie-Studien nicht ganz erfolglos, aber die erhoffte Wirksamkeit der Gentherapie blieb bisher aus. 

Es muss aber nicht unbedingt ein Ersatz-Gen genutzt werden, um einen Gendefekt zu korrigieren. Andere Ansätze bauen auf mRNA (vorübergehende Kopiervorlage des Gens) oder auch Gene-Editing (Korrektur des Originals). 


Normalisierung des Salz-Wasser-Haushaltes

Die Normalisierung des Salz-Wasser-Haushaltes wird auch als Therapieansatz erforscht. Andere Ionenkanäle sollen für die Korrektur des Salz-Wasser-Haushalts aktiviert oder auch inhibiert werden, um den defekten CFTR-Kanal auszugleichen. Gegenstand der Forschung ist hier vor allem der ENaC-Kanal, der für den Transport von Natrium zuständig ist und bei fehlerhaftem CFTR-Kanal „überaktiv“ ist. ENaC-Hemmstoffe (Inhibitoren) sind daher in der Entwicklung. Aber es gibt auch alternative Chlorid-Kanäle, die durch eine Aktivierung die Aufgabe von CFTR übernehmen könnten. Hier sind vor allem TMEM16A und SLC26A9 Gegenstand der Forschung für die Mukoviszidose-Therapie.


Neue antiinfektive Therapien zur Bekämpfung der mikrobiellen Besiedelung der Lunge

Noch immer stellen bakterielle Infektionen der Lunge eine Gefahr für Menschen mit Mukoviszidose dar. Antibiotika müssen oft viel und über einen langen Zeitraum inhaliert werden, um die Bakterien zu bekämpfen. Bei chronischen Infektionen ist eine erfolgreiche Elimination der Bakterien meist auch durch eine aggressive Antibiotika-Therapie nicht mehr möglich. Und die zunehmenden Resistenzen von Bakterien gegenüber Antibiotika stellen auch für die Mukoviszidose-Therapie ein Problem dar. Daher wird an neuen antiinfektiven Substanzen und alternativen Therapien, wie z. B. der Bakteriophagen-Therapie geforscht. Aber auch an der Weiterentwicklung und Verbesserung von Antibiotika wird gearbeitet, damit die Anwendung effektiver, nebenwirkungsärmer und anwendungsfreundlicher werden kann.

 


Anti-Entzündliche Therapien zur Eindämmung der überschießenden Entzündungsreaktion in der Lunge

Bei Mukoviszidose kommt es häufig zu Entzündungsreaktionen der Lunge. Diese sind eine Antwort des Körpers auf die ständige Präsenz von Keimen, deren Stoffwechsel- und Abbauprodukte. Aber auch eine veränderte Immunkompetenz als Folge des CFTR-Defekts wird vermutet. Insgesamt wird das Lungengewebe durch die vorhandenen Keime, aber auch durch die körpereigene Immunreaktion geschädigt. Beide Prozesse führen über Jahre zur Zerstörung des Lungengewebes und zum Versagen der Lungenfunktion. Anti-entzündliche (= anti-inflammatorische) Ansätze versuchen, eine fehlregulierte Immunreaktion zu normalisieren. Da grundsätzlich eine Immunreaktion aber für die Bekämpfung der krankmachenden Keime notwendig ist, ist eine zu starke Eindämmung schädlich. Ziel der Forschung ist es nun, eine gezielte anti-inflammatorische Therapie ohne Nebenwirkungen zu entwickeln. Zurzeit sind bereits einige Substanzen in der klinischen Entwicklung – auch in Deutschland.

Weitere Informationen

  • Der Mukoviszidose e.V. fördert Forschungsprojekte rund um die Mukoviszidose. Alle von uns geförderten Projekte finden Sie auf unserer Internetseite 
  • Wir berichten über neue Medikamente und andere Neuigkeiten aus der Forschung über Mukoviszidose 
  • Die amerikanische Mukoviszidose-Organisation (CFF) stellt auf ihrer Internetseite eine Übersicht über alle Medikamente, die derzeit in den USA entwickelt werden, zur Verfügung.
  • Zu beachten ist, dass der Zulassungsstand von Medikamenten in Deutschland anders sein kann als in den USA. Für in Deutschland zugelassene Medikamente ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zuständig.
  • Auf unserer Studienliste finden Sie die klinischen Studien, die aktuell in Deutschland durchgeführt werden.
  • Podcast-Interview mit Prof. Dr. Marcus Mall, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin zum Thema Mukoviszidose und neuen Therapien in der Entwicklung

 

Diagnostik in der Entwicklung

Wissenschaftler arbeiten daran, neue Diagnosemethoden zu entwickeln. Ein vielversprechender Ansatz ist dabei die Nutzung sogenannter Organoide.

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Quellen

Die Inhalte auf dieser Seite wurden im September 2017 erstellt. 

Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024