Zellbiologie – Forschung zum CFTR Kanal im Kontext der zellulären Umgebung
In der Zellbiologie-Session wurden Modulatoren diskutiert, sowohl die zugelassenen Substanzen, als auch neue Entwicklungen. Bei den verfügbaren Modulatoren ging es meist um die Effekte außerhalb der Lunge, wie z. B. Modulator-Einfluss auf die Knochenbildung und damit der Untersuchung möglicher positiver Effekte hinsichtlich der Verhinderung von Osteoporose als CF-typische Sekundärerkrankung. Aber auch an ganz neuen Modulatoren wird geforscht oder es wird der Frage nachgegangen, wie zellbiologische Faktoren die Wirkung von Modulatoren beeinflussen (Lipidzusammensetzung der Zellmembran; Organisationsstrukturen innerhalb der Zelle, das Zytoskelett).
Immunologie – Forschung zu dem CF-typischen Entzündungsgeschehen
Das Thema Immunologie ist nach wie vor bei CF aktuell, denn auch unter Modulatortherapie findet (vor allem bei älteren Menschen mit Mukoviszidose und einer chronischen Besiedelung mit krankmachenden Bakterien und/oder Pilzen) weiterhin ein Entzündungsgeschehen statt – auch wenn ein Rückgang der Botenstoffe, die eine Entzündungsreaktion antreiben, inzwischen in Studien als nachgewiesen gilt. Die Forscher interessiert daher, welche Faktoren das Entzündungsgeschehen auflösen können (z. B. stehen sogenannte körpereigene Resolvine im Interesse der Forscher).
Psychosoziale Forschung – Untersuchung der sozialen und mentalen Faktoren, die das Leben mit Mukoviszidose beeinflussen
Das Leben mit Mukoviszidose zu „managen“ braucht spezielle Fähigkeiten, die nicht allen gleichermaßen gegeben sind. In sozialpsychologischen Studien werden Zusammenhänge und Einflussfaktoren untersucht, um Hürden im täglichen Leben mit der Erkrankung zu erkennen und Hilfestellungen zu bieten, diese zu bewältigen oder zu umgehen. Untersuchungen lassen erkennen, dass gerade die Phase der Transition (Übergang Versorgung von Kinderklinik in Erwachsenenversorgung) und auch die Schul- und Ausbildung Faktoren sind, die auf das Krankheitsgeschehen Einfluss nehmen können. Aber auch Eltern von Kindern mit Mukoviszidose wird einiges abverlangt und eine Vorbereitung auf Situationen und Hilfestellungen zur Bewältigung von Herausforderungen können entwickelt werden, wenn Zusammenhänge und Signale erforscht und damit erkannt worden sind.
Genetik und genetische Therapien – Forschung zur Untersuchung genetischer Varianten im CFTR-Gen und Entwicklung genetischer Therapien
Die Entwicklung von genetischen Therapien ist derzeit ein sehr aktives Forschungsfeld und verschiedentlich thematisiert auf dem EYIM: So ging es um die Entwicklung von Nanopartikeln, die mit einer besonderen „chemischen Beschichtung“ durch positive Ladung das CFTR-Gen effizienter in die Zelle transportieren können sollen. Aber auch Ansätze werden entwickelt, die die verfügbaren Modulatoren in deren Wirkung verstärken sollen, indem durch sogenannte „Amplifier“ (=Verstärker) mehr CFTR-mRNA von der Zelle hergestellt wird. Und natürlich gab es auch einen Vortrag zu Gene-Editing, der Korrektur von Genen direkt in der Zelle, d. h. am Genom im Zellkern. Inzwischen haben Forscher ihre Werkzeuge optimiert, mit denen sie Gene (DNA und inzwischen auch RNA) gezielt schneiden, ersetzen und zusammenfügen können, so dass die Gene-Editing-Ansätze immer sicherer werden und eine Korrektur von Zellen im Reagenzglas auch bereits gezeigt wurde – aber der Schritt zur Anwendung im Menschen ist noch groß und benötigt noch mehr Forschung, um eine sichere Anwendung solcher „Werkzeuge als Medikamente“ zu garantieren.
Klinische Forschung - Untersuchungen an Menschen mit Mukoviszidose oder von klinischen Proben
Auch aktuelle Ergebnisse aus der klinischen Forschung wurden gezeigt und drei ebenso interessante als auch verschiedene Themenkomplexe behandelt: So ging es in einem Vortrag um Zwischenergebnisse der KOALA Studie, in der untersucht wird, ob und wie Modulatoren auch nach Transplantation sicher eingesetzt werden können. Diabetes war Thema einer anderen Forschergruppe, die Gewebe der Bauchspeicheldrüse auf Veränderungen in Struktur oder Hormonvorkommen untersuchen, um die Vorgänge im Gewebe zu verstehen, die bei Mukoviszidose dazu führen, dass viele Menschen mit CF Diabetes entwickeln. Und auch Arbeiten an einer neuen Methode zur Kontrolle der Modulator-Spiegel aus getrocknetem Blut wurden vorgestellt, (ähnlich dem Blutstropfen konserviert auf Kartonpapier wie beim Neugeborenen-Screening).
Fazit: Austausch zwischen Forschern, Experten und Menschen mit Mukoviszidose ist wichtig für die patientenzentrierte Entwicklung von Therapien
Wie gewohnt auf dem EYIM, gab es viele Abstrakt-Einreichungen aus der mikrobiologischen Forschung, drei davon wurden zu Vorträgen eingeladen, viele andere zeigten ihre Daten auf Postern. In einem Vortrag ging es um den Einfluss des weiblichen Sexualhormons Östradiol auf Bakterien in der Lunge. Es wurden im Labor Einflüsse auf die Biofilmbildung gesehen, allerdings ist die in-vitro Situation nur schwer auf die tatsächliche Situation im Körper übertragbar, da das Zusammenspiel von den verschiedenen Bakterien (Mikrobiom), sowie verschiedene andere Einflussfaktoren eine Rolle spielen. In einem anderen Vortrag ging es um ein in der Entwicklung befindliches Medikament, welches gleich zwei Eigenschaften mitbringt – eine antientzündliche und eine antimikrobielle Wirkung vereint in einem Molekül: Die ersten toxikologischen Untersuchungen stimmen die Forscher positiv, so dass die Entwicklung weiter vorangehen kann. NTMs, die nichttuberkulösen Mykobakterien, sind im Fokus einiger Arbeitsgruppen, da die Infektionen sehr schwer zu bekämpfen sind und monatelange antibiotische Behandlungen erfordern. Neue Wirkstoffe sind daher dringend notwendig. Eine Arbeitsgruppe sieht in komplexen Zucker-Molekülen (Alginat-Oligosaccharide und Chito- Oligosaccharide) eine Möglichkeit, eine NTM-Besiedelung zu bekämpfen.
Insgesamt haben an dem EYIM 37 junge Forscherinnen und Forscher teilgenommen, sowie zwölf etablierte CF-Experten, die mit Übersichtsvorträgen in die Thematik eingeleitet haben und die Diskussionen nach den Vorträgen der jungen Forscher moderiert haben. Besonders gut kam der Vortrag von Svea Andresen an, die den doch eher im Grundlagenbereich forschenden Doktoranden und PostDocs über das Leben mit Mukoviszidose berichtet hat. Die anschließende Diskussion zeigte sehr deutlich, dass der Austausch zwischen Menschen mit Mukoviszidose und den Forschenden sehr wichtig ist, um neue Therapien zielgerichtet entwickeln zu können. Das EYIM bietet dafür Raum und Möglichkeit.