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Kaftrio: Europäische Zulassung für seltenere Mutationen bestätigt

Die Dreifachtherapie kombiniert die Wirkstoffe Tezacaftor, Elexacaftor und Ivacaftor. Foto: Mukoviszidose e.V.
Die Europäische Kommission hat am 4. April die Zulassung von Kaftrio (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor)/Kalydeco offiziell erweitert: Das Medikament ist jetzt für Menschen mit Mukoviszidose ab zwei Jahren und mindestens einer Nicht-Klasse-1-Mutation zugelassen. Ende Februar war bereits die Empfehlung des zuständigen Ausschusses CHMP erfolgt, die nun – deutlich früher als erwartet – von der Europäischen Kommission bestätigt wurde. Da es sich um eine Zulassungserweiterung handelt, kann Kaftrio in Deutschland damit ab sofort auch für die neu zugelassenen Mutationen verordnet werden.
Die Dreifachtherapie kombiniert die Wirkstoffe Tezacaftor, Elexacaftor und Ivacaftor. Foto: Mukoviszidose e.V.

Was bedeutet die neue Zulassung?

Der Modulator Kaftrio (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor, ETI) war bisher für Menschen mit Mukoviszidose ab zwei Jahren zugelassen, die mindestens eine F508del-Mutation im CFTR haben. F508del ist die häufigste Mutation, die Mukoviszidose verursacht. Es gibt aber um die 2.000 Mutationen, von denen viele sehr selten sind. Auch wenn ETI ursprünglich für die F508del-Mutation entwickelt wurde, weiß man inzwischen aus zahlreichen internationalen Programmen, dass das Medikament auch bei selteneren Mutationen wirken kann. Es ist aber schwer vorauszusagen, bei welchen Mutationen, weil diese z.T. extrem selten sind. Relativ sicher kann man nur sagen, dass bei den Mutationen zumindest etwas CFTR-Kanal gebildet werden muss. Denn ETI bindet direkt an diesem Kanal und verbessert dessen Funktion in der Zelle, so dass der Salz-Wasserhaushalt teilweise wiederhergestellt werden kann. Bei Mutationen, die zu einem frühen Abbruch der Bildung des CFTR-Kanals führen, ist in der Regel kein CFTR-Kanal vorhanden und ETI kann nicht binden und auch nicht wirken. Solche Mutationen, bei denen praktisch kein CFTR-Kanal entsteht, gehören zur Klasse 1 (z.B. Stopp- und Spleißmutationen). Deshalb wurde ETI nun auch nur für solche Mutationen zugelassen, die nicht zur Klasse 1 gehören. 

Da jeder Mensch mit Mukoviszidose aber immer zwei Mutationen hat, gibt es auch Kombinationen, bei denen nur eine Klasse-1-Mutation vorliegt. Auch für solche Fälle ist Kaftrio nun zugelassen. Nur wenn zwei Klasse-1-Mutationen vorliegen, gibt es keine Zulassung von ETI und eine Wirksamkeit ist unwahrscheinlich. Bei allen anderen Mutationen, die von der neuen Zulassung umfasst sind, ist es aber auch nicht sicher, dass ETI wirkt. Durch die neue Zulassung hat man aber die Möglichkeit dies auszuprobieren.

Europäische Kommission bestätigt Zulassung früher als erwartet

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA hatte am 28.2.205 empfohlen, die therapeutische Indikation für Kaftrio (Ivacaftor / Tezacaftor / Elexacaftor) und Kalydeco (Ivacaftor) zur Behandlung von Mukoviszidose auf die kombinierte Anwendung bei Patienten ab zwei Jahren zu erweitern, die mindestens eine Nicht-Klasse-I-Mutation im CFTR-Gen aufweisen. Diese Empfehlung muss immer noch durch die Europäische Kommission offiziell bestätigt werden, damit die Zulassung gilt. Eigentlich wäre nach der CHMP-Empfehlung bis Anfang Mai Zeit gewesen. Dass dies nun schon früher erfolgt, ist ein gutes Signal für die Menschen mit Mukoviszidose und selteneren Mutationen, die bisher nicht von dem neuen Modulator-Medikament profitieren konnten. Auch der mühsame Weg über off-label Anträge wird also in Zukunft in der Regel nicht mehr notwendig sein. 

Mukoviszidose e.V.: Einsatz für Menschen mit Mukoviszidose, die nicht von Modulatoren profitieren

Als ETI 2020 erstmals in Europa zugelassen wurde, haben wir als Verein versprochen, uns weiter auch um diejenigen zu kümmern, die seltenere Mutationen haben und nicht von ETI profitieren. Auch ist klar, dass nicht alle ETI vertragen oder aus anderen Gründen das Medikament nicht nehmen können. Trotzdem ist die Gruppe der Menschen mit Mukoviszidose, deren Lebensqualität sich durch die Modulatoren deutlich gebessert hat, kontinuierlich immer größer geworden. Die aktuelle Zulassungserweiterung ist ein sehr großer Schritt dazu. Der Mukoviszidose e.V., die Arbeitsgemeinschaft der Ärzte im Mukoviszidose e.V. (AGAM), die europäische Patientenorganisation CFE und die europäische wissenschaftliche Fachgesellschaft (ECFS) hatten sich gemeinsam dafür eingesetzt, dass die EMA eine größtmögliche Indikationserweiterung gewährt. Und für die Menschen mit Stopp- oder anderen Klasse-1-Mutationen setzt sich der Mukoviszidose e.V. weiter ein. Es gibt bereits einige Behandlungsansätze in der klinischen Entwicklung. Über unser Studiennetzwerk, die europäische und internationale Zusammenarbeit sowie die Forschungsförderung bringen wir die Entwicklungen voran, damit schließlich alle Menschen mit Mukoviszidose gut behandelt werden können. 

Weitere Informationen zu Therapieansätzen für Menschen, die nicht von Modulatoren profitieren (Genbasierte Therapien)