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KIT2014 - ein neuartiges Medikament mit Dreifachwirkung auf dem Weg in die klinische Entwicklung

Die neuen Modulatoren wie z.B. Kaftrio (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor) lindern bei vielen Menschen mit Mukoviszidose die Lungenkrankheit und verlangsamen den Verlauf der Erkrankung. Doch trotz dieses großen Fortschritts können die Modulatoren derzeit nur einen Teil der Funktion des CFTR-Kanals wiederherstellen. Ein neuartiges Medikament – KIT2014 – könnte nun eine Steigerung der Wirksamkeit von Modulatoren bewirken. Dieses soll zusätzlich zur (oralen) Modulatorentherapie inhaliert werden. Versuche im Zellmodell zeigten eine bis zu 80%ige Verstärkung der Modulatorenwirkung durch KIT2014 (siehe Publikation in Science Translational Medicine). Ob sich diese Wirksamkeit und die Sicherheit von KIT2014 im Menschen bestätigen, muss sich noch erweisen: Die ersten Studien der Phase 1/2a plant der Hersteller Kither Biotech für 2023.

KIT2014 wirkt dreifach: verstärkend auf die CFTR-Funktion, antientzündlich und bronchienerweiternd

KIT2014 ist ein Peptid, das die Menge des cAMP (cyclisches Adenosinmonophosphat) in der Zelle erhöht. Durch diesen Wirkmechanismus nimmt es Einfluss auf den CFTR-Kanal und hemmt Entzündungsprozesse. Außerdem wirkt es der Verengung der Bronchien entgegen. Damit könnte die Substanz eine gute Ergänzung zu Modulatoren wie z.B. Kaftrio sein. Im Labormodell konnte KIT2014 die Wirkung von Modulatoren um bis zu 80% verstärken. KIT2014 soll laut Hersteller als inhalative add-on-Therapie entwickelt werden. Erste Studien (Phase 1/2a) sind für 2023 geplant.  

Wirkung durch Eingriff in Signalkaskaden und Erhöhung der cAMP Level

Wie das genau funktioniert? Die viel versprechenden Laborergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Wissenschaftsjournal Science Translational Medicine veröffentlicht (s.u.). Laut den Autoren ist KIT2014 demnach ein „Phosphoinositid 3-Kinase γ (PI3Kγ) imitierendes Peptid“.  In der Zelle ist cAMP ein wichtiger Botenstoff. PI3Kγ wiederum reguliert das cAMP und hält die cAMP-Level niedrig. KIT2014 hemmt nun die PI3Kγ-Regulation, weil es dem PI3Kγ so ähnlich ist, dass es das PI3Kγ verdrängt. Dadurch erhöhen sich die cAMP-Level. Über erhöhte cAMP-Level weiß man schon länger, dass sie sich bei Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose, COPD oder Asthma positiv auswirken, nämlich antientzündlich und bronchienerweiternd. 

Bisherige Ansätze häufig an Nebenwirkungen gescheitert

Die bisherigen therapeutischen Ansätze hatten häufig mit Nebenwirkungen durch zu stark erhöhtes cAMP zu kämpfen. Die hier beschriebene Hemmung soll aber sehr spezifisch sein und dadurch begrenzt auf nur ganz bestimmte Moleküle, so dass auch die cAMP-Steigerung nicht so stark ist wie bei anderen Ansätzen zuvor. Zusätzlich erhofft man sich durch den inhalativen Ansatz Nebenwirkungen zu vermeiden, da man gezielt höhere Dosierungen erreichen kann, aber nur dort, wo es nötig ist. Im Mausmodell waren die cAMP-Level in anderen Organen nicht erhöht. 

Im Laborversuch steigert KIT2014 Modulatorenwirkung um bis zu 80%

Im Laborversuch, genauer gesagt in Atemwegsepithelzellen mit F508del-Mutation, wurde KIT2014 getestet. Dabei wurde festgestellt, dass es selbst nicht als Korrektor auf den CFTR-Kanal wirkt, aber eine synergistische Wirkung in Kombination mit Modulatoren wie Kaftrio hat. So konnte eine Steigerung der Wirkung um bis zu 80% in diesen Versuchen nachgewiesen werden. Außerdem zeigte sich, dass durch KIT2014 deutlich mehr F508del in den Zellmembranen ankam, was für eine stabilisierende Wirkung spricht. Damit ist KIT2014 ein vielversprechender Kandidat für ein neuartiges Medikament. Erste klinische Studien sollen 2023 starten. 

Quelle:

Publikation in Science
Informationen zur Studie in Cystic Fibrosis News Today
Informationen zur Studie auf Globe Newswire

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (JBend(at)muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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