Was bedeutet „mukoid“ – und warum ist das wichtig?
Wenn Bakterien wie S. aureus eine schleimige Schutzschicht aus Polysacchariden (Zucker) bilden, sprechen Mikrobiologen von einer „mukoiden“ Wachstumsform. Dieser Biofilm schützt die Erreger vor dem Immunsystem und vor Antibiotika – und macht es ihnen leichter, sich dauerhaft in der Lunge festzusetzen. Von Pseudomonas aeruginosa, einem weiteren typischen CF-Erreger, ist diese Fähigkeit seit Langem bekannt – und auch ihr negativer Einfluss auf die Lungenfunktion gut belegt. Für S. aureus hingegen fehlten bisher systematische Daten.
628 Teilnehmende an Studie, 13 CF-Zentren – und ein überraschendes Ergebnis
Die nun veröffentlichte Studie liefert erstmals belastbare epidemiologische und klinische Daten zur mukoiden Form von S. aureus bei Mukoviszidose. Insgesamt nahmen 628 Menschen mit Mukoviszidose aus 13 CF-Zentren teil. Voraussetzung für die Einschlussuntersuchung war, dass im Jahr zuvor mindestens zweimal S. aureus nachgewiesen worden war. Bei 451 dieser Personen bestätigte sich der Nachweis auch zum Start der Studie.
In dieser Gruppe wurde die sogenannte Prävalenz mukoider S. aureus-Stämme untersucht. Ergebnis: Bei 9,1 % (41 von 451 Personen) konnte die mukoide Form nachgewiesen werden – deutlich häufiger, als bislang aus der Literatur bekannt. Die Forschenden führen das auf die besonders empfindliche Nachweismethode zurück. Ihr Fazit: Wer genauer hinschaut, findet auch mehr.
Längsschnittanalyse: Hinweise auf mögliche Risikogruppen
In einem zweiten Schritt untersuchte die Arbeitsgruppe in einer prospektiven Längsschnittanalyse zwei Patientengruppen über einen Zeitraum von drei Jahren:
- Gruppe 1 („ever mukoid“) – 35 Personen, bei denen mindestens einmal ein mukoider S. aureus nachgewiesen wurde.
- Gruppe 2 („never mukoid“) – 36 Personen, bei denen ausschließlich nicht-mukoide Formen vorkamen.
Beide Gruppen waren hinsichtlich Alter, Genetik, Geschlecht, Modulator-Therapie und P. aeruginosa-Status vergleichbar. Im Gesamtergebnis unterschieden sich die Lungenfunktionswerte (FEV1) der beiden Gruppen zunächst nicht signifikant.
Doch eine Untergruppenanalyse offenbarte ein differenzierteres Bild:
- Wurden die Patienten mit P. aeruginosa-Nachweis, von dem bekannt ist, dass der Erreger die Lungenfunktion negativ beeinträchtigt, ausgeschlossen und nur CF-Personen mit S. aureus analysiert, so zeigten die Personen mit mukoidem S. aureus, eine schlechtere Lungenfunktion – im Vergleich zu Personen, die nur mit dem normalen S. aureus kolonisiert/infiziert waren.
- Weibliche Patienten mit mukoidem S. aureus zeigten eine signifikant schlechtere Lungenfunktion als weibliche Vergleichspersonen mit nur normalem S. aureus.
Diese Beobachtungen deuten auf geschlechtsspezifische Unterschiede und mögliche besondere Risiken durch die mukoide Form hin – die Ursachen sind bislang unklar und Gegenstand der aktuellen Forschung von Christine Rumpf, der Hauptautorin der aktuellen Publikation, in einem vom Mukoviszidose e.V. aktuell geförderten Forschungsprojekt.
Klinische Konsequenzen: gezielter Nachweis gefordert
Die Studienautorinnen empfehlen, bei mikrobiologischen Untersuchungen gezielt auch auf mukoide S. aureus-Stämme zu testen – insbesondere bei Patientengruppen, die möglicherweise ein erhöhtes Risiko tragen. Dafür sind spezielle Kulturbedingungen notwendig, da Standardverfahren die mukoide Form oft nicht zuverlässig erkennen. Des Weiteren waren die mukoiden S. aureus Stämme gegenüber vielen antistaphylokokken Antibiotika resistenter, was eine gerichtete Auswahl zur erfolgreichen Behandlung unterstreicht.
Die Ergebnisse verdeutlichen die klinische Bedeutung mukoider S. aureus-Formen – und geben wichtige Impulse für Diagnostik, Verlaufsbeobachtung und individualisierte Therapiestrategien bei Mukoviszidose.
Publikation
Weitere Informationen
Forschungsprojekt „Mukoide Formen und Biofilm-Bildung bei Staphylococcus aureus als Anpassung an die lebensfeindliche Umgebung bei Mukoviszidose und ihre Bedeutung für die Lungenerkrankung“
