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Update CFTR-Modulatoren: neue Entwicklungen in der Mukoviszidose-Forschung

Die Dreifachtherapie kombiniert die Wirkstoffe Tezacaftor, Elexacaftor und Ivacaftor. Foto: Mukoviszidose e.V.
Die Entwicklung neuer Medikamente gegen Mukoviszidose geht weiter: Neben den bekannten CFTR-Modulatoren wie Kaftrio und Alyftrek werden derzeit neue Wirkstoffe mit innovativen Wirkmechanismen getestet. Dazu gehören sogenannte Stabilisatoren, die den CFTR-Kanal gezielt langlebiger machen sollen, und neue Korrektoren mit möglicherweise noch stärkerer Wirkung. Auch für Kinder gibt es Fortschritte – ETI (Kaftrio) könnte bald schon für Kinder ab einem Jahr zugelassen werden. Und dank des europäischen Forschungsprojekts Hit-CF eröffnen Organoid-Modelle neue Wege, um Therapien künftig individueller auswählen zu können.
Die Dreifachtherapie kombiniert die Wirkstoffe Tezacaftor, Elexacaftor und Ivacaftor. Foto: Mukoviszidose e.V.

In Deutschland sind derzeit (Stand November 2025) mehrere CFTR-Modulatoren für Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) zugelassen. Dazu gehören die beiden Dreifachkombinationen ETI (Kaftrio) und VTD (Alyftrek), die Zweifachkombination Lumacaftor/Ivacaftor (Orkambi) sowie das Einzelpräparat Ivacaftor (Kalydeco).

Diese Medikamente haben die Behandlung von Mukoviszidose deutlich verbessert. Sie können die Funktion des defekten CFTR-Proteins jedoch nur teilweise wiederherstellen. Deshalb wird weiter intensiv an neuen und noch wirksameren CFTR-Modulatoren geforscht.

Inzwischen gibt es für rund 90% der Menschen mit Mukoviszidose eine Therapiemöglichkeit durch Modulatoren. Für die übrigen – also vor allem Menschen mit seltenen Mutationen – werden neue Ansätze erforscht, etwa zu mutationsunabhängigen oder genetischen Therapien.

Neue Modulator-Art: Stabilisatoren

Das US-Unternehmen Sionna Therapeutics entwickelt derzeit CFTR-Modulatoren mit einem neuen Wirkmechanismus. Ihre Wirkstoffe SION-719 und SION-451 gehören zu einer neuen Klasse von Medikamenten, den sogenannten Stabilisatoren.

Diese Substanzen zielen direkt auf den durch die häufige F508del-Mutation verursachten Fehler im CFTR-Kanal. Genauer gesagt stabilisieren sie den Bereich NBD1 (Nucleotide Binding Domain 1), der eine zentrale Rolle für die korrekte Faltung und Stabilität des gesamten CFTR-Proteins spielt.
Im Gegensatz dazu wirken die bisher zugelassenen Medikamente als Korrektoren oder Potentiatoren (Aktivatoren), die die Fehlfunktion nur indirekt ausgleichen. Die neuen Stabilisatoren müssen mit solchen Modulatoren kombiniert werden.

Im Oktober 2025 hat Sionna eine Phase-2-Studie gestartet, in der SION-719 zusätzlich zu ETI (Kaftrio) getestet wird. Außerdem entwickelt das Unternehmen eigene Korrektoren und Potentiatoren, die sich jedoch noch in sehr frühen klinischen Phasen befinden. Welche Kombination sich am Ende als am wirksamsten erweist, lässt sich daher noch nicht sagen.

Effektivere Reparatur des CFTR-Kanals

Auch Vertex Pharmaceuticals arbeitet an einem neuen CFTR-Modulator: dem Korrektor VX-828, der in Kombination mit Tezacaftor und Deutivacaftor entwickelt wird. In ersten Studien wird der Wirkstoff bei Menschen mit CF und F508del Mutation untersucht. Die Wirkstoff-Kombination muss wie VTD (Alyftrek) nur einmal täglich eingenommen werden. In Zellexperimenten konnte VX-828 den CFTR-Kanal in Kombination mit anderen Modulatoren vollständig (100 %) korrigieren. 

Ob sich dieser Effekt auch beim Menschen zeigt und ob das Medikament sicher und verträglich ist, wird derzeit in klinischen Studien der Phase 1 überprüft –erstmals bei Menschen mit Mukoviszidose.

Auch das Unternehmen Fair Therapeutics entwickelt gerade eine neue Dreifachkombination: Dirocaftor–Posenacaftor–Nesolicaftor. Diese wurde im Rahmen des Hit-CF Projektes untersucht – wir werden in Kürze über die Ergebnisse berichten.   

Neues für Kinder mit Mukoviszidose

Die Zulassungsstudie mit ETI (Kaftrio) bei Kleinkindern im Alter von zwölf bis 24 Monaten wurde laut Hersteller abgeschlossen. Die Ergebnisse zeigen ein ähnliches Sicherheitsprofil wie bei den älteren und eine deutliche Senkung des Schweißchloridwertes, einem wichtigen Marker der CFTR-Funktion.
Ein Zulassungsantrag in den USA soll in der ersten Hälfte des Jahres 2026 gestellt werden. In der Regel folgt die europäische Zulassung ein halbes bis ein Jahr später.

Auch die einmal täglich einzunehmende Kombination VTD (Alyftrek) wird derzeit für jüngere Kinder weiterentwickelt. Laut Vertex ist die Rekrutierung für die Studie mit Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren inzwischen abgeschlossen; mit Ergebnissen wird im ersten Halbjahr 2026 gerechnet.

Möchten Sie mehr erfahren? 

Alle Informationen rund um die in Deutschland zugelassenen Modulatoren finden Sie auf unserer Website. 

Menschen mit bestimmten seltenen CFTR-Mutationen (u.a. Stoppmutationen) profitieren leider in der Regel nicht von Modulatoren. Um diesen Menschen zu helfen, gibt es Behandlungsansätze in der klinischen Entwicklung, z.B. genetische Therapien. Auf unserer Website finden Sie dazu einen aktuellen Überblick. 


Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info)

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin individuell die für sie in Frage kommenden Therapieoptionen besprechen.