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Fragen und Antworten zu „3 und 4MRGN“

Was sind 3 beziehungsweise 4MRGN?
MRGN bedeutet „multiresistente gramnegative Stäbchen“. Hierbei handelt es sich um eine Einteilung von Bakterien in Antibiotika-Resistenzklassen. Die Bakterien, auf die sich die Einteilung bezieht, gehören zu der Klasse der „Gram-negativen“ Bakterien. Der für die Mukoviszidose wichtigste Vertreter ist Pseudomonas aeuroginosa (PA). Für die Behandlung von PA werden vorwiegend vier Antibiotika-Wirkstoff-Klassen verwendet. Wenn der PA in der herkömmlichen Resistenzbestimmung nur noch auf eine dieser Klassen empfindlich ist, sprechen wir von einem 3MRGN Erreger. Ist der PA gegen alle 4 Klassen unempfindlich, wird er als 4MRGN-Erreger bezeichnet. Diese Bezeichnungen hat 2012 die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch Institut eingeführt. Wichtig zu wissen ist, dass die genannten Antibiotika in der Praxis bei einer intravenösen und besonders inhalativen Gabe trotzdem noch gegen diese Erreger wirksam sein können, weil bei der für Mukoviszidose-Patienten üblichen hochdosierten Therapie deutlich höhere Antibiotikaspiegel in der Lunge erzielt werden können.

Was empfiehlt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts bezüglich 3 oder 4MRGN Pseudomonas aeruginosa?
Die KRINKO hat im Jahr 2012 eine Empfehlung herausgegeben, nach der Patienten mit Besiedelung oder Infektion durch 3MRGN PA in Risikobereichen (d.h. in Bereichen, in denen Patienten mit erhöhter Infektionsgefahr gepflegt werden) und Patienten mit Besiedelung oder Infektion durch 4MRGN PA in allen Krankenhausbereichen zu isolieren sind. Diese Empfehlungen gelten zunächst für das Krankenhaus. Für die Rehabilitation gibt es entsprechende Empfehlungen zurzeit nicht. Es ist aktuell nicht eindeutig geklärt, wie diese Vorgaben für die stationäre Rehabilitation Anwendung finden müssen oder sollen.

Was bedeutet es für einen Patienten, 3 beziehungsweise 4MRGN Pseudomonas aeruginosa in den Atemwegen zu haben?
Die Bedeutung für den Krankheitsverlauf ist für Patienten mit Mukoviszidose und PA nicht abschließend geklärt. Da es aber ernstzunehmende Hinweise auf mögliche Gefahren durch Antibiotika-resistente PA in den Atemwegen gibt, ist zunächst sicher Vorsicht angeraten.

Kann sich ein CF-Patient bei anderen mit MRGN-Erregern anstecken?
Es gibt keine validen Belege, dass eine Übertragung von Patient zu Patient stattfindet, wenn Hygienestandards eingehalten werden. Selbst Geschwister und CF-Paare weisen unterschiedliche PA-Stämme und Resistenzen auf. Es gibt keine Zahlen über die Häufigkeit von Ansteckungen mit MRGN PA in Reha-Kliniken im deutschsprachigen Raum. Es ist jedoch davon auszugehen, dass MRGN-Erreger auf Patienten mit gut sensiblen Erregern oder PA-freie Mukoviszidose-Patienten übertragen werden können. In jedem Fall sollten die entsprechenden Hygienemaßnahmen nicht nur für CF Patienten sondern für alle Patienten mit Bronchiektasen-Erkrankungen angewandt werden, was in der Verantwortung der Reha-Kliniken liegt. Gesunde Menschen (z.B. Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte) können nicht an MRGN PA erkranken, wohl aber z.B. über die Hände die Erreger übertragen. Ob eine direkte Gefährdung von Menschen ohne chronische Lungenerkrankung – zum Beispiel bei Immundefekten oder Krebserkrankungen – durch die Übertragung von MRGN-Erregern besteht, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt.

Kann ich als Patienten mit MRGN noch in Reha?
Im Prinzip ja. Es sind aber die in der jeweiligen Einrichtung geltenden Besonderheiten bezüglich der räumlichen und zeitlichen Trennung der Aufenthalte von Patienten mit unterschiedlichem Keim-Status zu beachten. Für die einzelne Reha-Klinik kann dies zu erheblichen finanziellen Unwägbarkeiten führen und für den Patienten im Einzelfall eine Absage beziehungsweise eine Verschiebung der stationären Aufnahme nach sich ziehen.

Was kann ich als Patient beitragen?
Die Diskussion um Reha-Maßnahmen bei Mukoviszidose-Patienten mit resistenten Keimen liegt auch immer zum Teil in der Selbstverantwortung der Betroffenen. Es wird also immer auch eine individuelle Risikoabschätzung zwischen Hygiene und Lebensqualität, zwischen Ansteckungsgefahr und Mehrwert durch die Reha-Maßnahme nötig sein. Vor Antritt einer stationären Rehabilitation empfehlen wir daher:

Informieren Sie sich bei Ihrer CF-Ambulanz und der anvisierten Reha-Klinik über Risiko und Nutzen der Maßnahme, um so eine eigenverantwortliche Entscheidung treffen zu können.

Stand: 20. Mai 2015
Verantwortlich: Mukoviszidose e.V.


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