Genbasierte Therapien bei Mukoviszidose
Gentherapie ist ein geläufiger, aber ungenauer Begriff. Korrekt ist es, bei Mukoviszidose von nukleinsäure-basierten Therapien zu sprechen, da die Ansätze an unterschiedlichen Stellen vom Gen bis zum Protein ansetzen. Dazu zählen mRNA-Therapien, Antisense-Oligonukleotide sowie DNA-Ersatztherapien, die entweder die Genkopie nutzen, Mutationen überdecken oder ein neues CFTR-Gen in den Zellkern einbringen. Mehrere dieser Ansätze werden derzeit klinisch geprüft, erste Ergebnisse werden ab 2026 erwartet.
Eine Übersicht aller aktuellen genbasierten Therapieentwicklungen mit weiterführenden Links zu den laufenden finden Sie auf unserer Website.
Informationen zu genbasierten Therapien
CFTR-mRNA soll durch Nanopartikel die Zielzellen erreichen
Genbasierte Ansätze sind im Labor schon gut machbar, dennoch gibt es viele technische und praktische Hürden, wenn die Anwendung am Menschen funktionieren soll: Nukleinsäure-basierte Therapien müssen sicher und zuverlässig die Zielzellen erreichen – und nur diese. Die natürliche Abwehr (Schleimbarriere, Antikörperantwort) muss dabei umschifft werden, fehlerhafte Veränderungen im Genom müssen ausgeschlossen werden. Aber auch die Anforderungen an Studienzentren und die Studienteilnehmer sind besonders, wie z. B. lange Nachbeobachtungszeiten (z. T. bis 15 Jahre!) und lange Anfahrtswege, da diese Studien nicht überall durchgeführt werden können.
An der Umschiffung einer dieser Hürden arbeiten Professor Rosenecker (München) und Dr. Antje Munder (Hannover) in einem vom Mukoviszidose e.V. geförderten Projekt. Für die Darstellung ihrer Arbeiten sind sie mit dem ersten Posterpreis auf der DMT 2025 geehrt worden. Die Arbeitsgruppe arbeitet daran, mRNA-Therapien gut verträglich und zielgenau mit einem speziellen aus Nanopartikeln konstruierten Vektor zu den Zellen zu transportieren. So soll die CFTR-mRNA effizient und sicher in die Zellen gelangen, wo das Genprodukt, der CFTR-Kanal, benötigt wird. Anhand verschiedener Modelle konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass sie auf einem guten Weg sind. Das derzeit geförderte Projekt soll wichtige präklinische Forschung ermöglichen und die mRNA-Entwicklung weiter Richtung klinische Prüfung bringen.
Diabetes unter Modulatortherapie
Diabetes betrifft etwa ein Drittel der Menschen mit Mukoviszidose, in höherem Alter sogar die Hälfte. Der Glukose-Stoffwechsel wird durch viele Faktoren beeinflusst, zu denen auch die Therapie mit Modulatoren gehört. Eine Arbeitsgruppe aus Heidelberg stellte in Würzburg ihre Arbeit zur Glukosetoleranz unter Modulatortherapie vor und erhielt dafür den zweiten Posterpreis. Sie untersuchte neben der Glukosetoleranz auch den Verlauf der HbA1c-Werte und der Glukose- und Insulinwerte bei Kindern und Jugendlichen mit CF. Im Rahmen der jährlichen Untersuchung der oralen Glukosetoleranz, die bei CF ab dem zehnten Lebensjahr routinemäßig geprüft wird, verglichen die Forscher 26 Kinder/Jugendliche unter ETI-Therapie und 29 ohne ETI. Dabei zeigte sich bei den ETI-behandelten Teilnehmern eine signifikant höhere Anzahl normaler Glukosetoleranzbefunde und ein niedrigerer HbA1c-Wert. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die ETI-Therapie möglicherweise einen protektiven Effekt hat.
Der CF-assoziierte Diabetes, auch CFRD (Cystic Fibrosis Related Diabetes) genannt, ist eine eigenständige Diabetesform. Die Entstehung des CFRD ist komplex und beinhaltet nicht nur die CF-bedingte Zerstörung der Bauchspeicheldrüse, auch CF-typische Situationen (Infekte, Steroidtherapie) können den Glukosestoffwechsel beeinträchtigen und zur Entwicklung eines CFRD beitragen. Da die Diagnosestellung und Therapie des CFRD vom Diabetes Typ 1 und Typ 2 abweicht, wird derzeit unter Koordination des Mukoviszidose Instituts eine medizinische Leitlinie erarbeitet und im Sommer 2026 veröffentlicht. Damit soll den behandelnden Berufsgruppe die Möglichkeit gegeben werden, die CF-typische Situation in das Diabetes-Management einzubeziehen.
Bessere Ernährung bei hohem sozioökonomischem Status der Eltern
Der dritte Posterpreis wurde vergeben für eine Arbeit, die sozioökonomische Einflussfaktoren auf den Verlauf einer Mukoviszidose untersucht. Der sozioökonomische Status (SES) beschreibt die soziale und wirtschaftliche Stellung von Menschen in einer Gesellschaft. Er basiert vor allem auf Bildung, Beruf und Einkommen und beeinflusst maßgeblich die Lebenschancen, Bildungschancen und die Gesundheit von Kindern. Ein niedriger SES kann zu Armutsrisiken und Bildungsbenachteiligungen führen.
In Regensburg wurde an 75 Familien des dortigen CF-Zentrums ermittelt, wie sich der SES der Eltern auf den Gesundheitszustand (gemessen an Lungenfunktion, Ernährungszustand und Keimen in der Lunge) der Kinder und Jugendlichen mit CF auswirkt. Besonders deutlich wirkte sich ein niedriger SES auf den Ernährungszustand der Kinder und Jugendlichen mit CF aus und äußerte sich in signifikant häufigerem Unter- oder Übergewicht. Die Lungenfunktion zeigte einen Trend zu niedrigeren Werten, auf die bakterielle Besiedlung der Lunge mit Pseudomonaden und Staphylokokken hatte der SES keinen Einfluss.

