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Inhalierbares Antiseptikum N-Chlortaurin wirkt auch gegen SARS-CoV-2

N-Chlortaurin ist ein natürliches Antiseptikum, das von Zellen des Immunsystems gebildet wird. Es wirkt nicht nur gegen Bakterien und Pilze, sondern auch gegen Viren.

N-Chlortaurin (NCT) wurde schon in den 1970er Jahren entdeckt. Es ist eine Substanz, die durch Zellen des angeborenen Immunsystems (Granulozyten, Monozyten) gebildet wird, wenn Entzündungen im Körper auftreten. Seine Eigenschaften sind sowohl antientzündlich, da proinflammatorische Stoffe wie bestimmte Zytokine und Enzyme herunterreguliert werden, als auch antiseptisch gegenüber diversen Bakterien, Viren und Pilzen. Die breite antiseptische Wirkung basiert auf einem unspezifischen Wirkmechanismus. Offen war bislang noch, wie wirksam NCT speziell gegen Atemwegsviren, wie beispielsweise das neue Coronavirus, ist.

Coronaviren werden abgetötet

In einer aktuelle Pre-Print-Veröffentlichung einer Zusammenarbeit von österreichischen, australischen und Berliner Arbeitsgruppen wurde jetzt gezeigt, dass NCT auch Atemwegsviren wirkungsvoll beseitigt. Eine klinisch relevante Dosis NCT wurde in Zellkulturen mit verschiedenen Viren zusammengebracht. Dabei zeigte sich sowohl gegen Influenza A und das Respiratorial Syncytial Virus (RSV), als auch gegen SARS-CoV-2 eine gute antiseptische Wirksamkeit.

NCT kann auch inhaliert werden

NCT lässt sich synthetisch herstellen, wird aber aufgrund seiner Eigenschaften sofort chemisch inaktiviert, wenn es in das Gewebe und den Blutkreislauf gelangt. Es kann daher nur lokal angewendet werden und wird in klinischen Studien bereits als Augentropfen bei Bindehautentzündung und zur Spülung der Gehörgänge und der Nasenhöhlen angewendet. Aber auch die Inhalation von NCT wurde 2018 in einer ersten Placebo-kontrollierten Phase 1-Studie untersucht, wobei sich eine gute Verträglichkeit zeigte.
Die Inhalation von NCT führt zu einer Wirkung direkt in der Lunge, wo die Konzentration von Atemwegsviren am höchsten ist. Da NCT gegen viele verschiedene Atemwegsviren wirkt, könnte die Inhalation bereits begonnen werden, bevor feststeht, welches Virus die Infektion verursacht. Die Diagnose der Viren dauert meist 1-2 Tage, in denen andere Virustatika, die nur gegen ein spezielles Virus gerichtet sind, nur auf Verdacht angewendet werden können. Bei Covid-19 könnte die antientzündliche Wirkung von NCT besonders von Nutzen sein, da hiermit auch der bei vielen Patienten auftretende sog. Zytokinsturm abgemildert werden könnte.

NCT gegen resistente Keime bei Mukoviszidose

Da NCT auch gegen Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa wirkt, könnte es zukünftig auch für Mukoviszidose-Patienten weiterentwickelt werden. NCT kann überdies Biofilme abbauen und tötet auch resistente Keime ab.

Klinische Entwicklung ist geplant

Eine klinische Studie der Phase 2b bei SARS-CoV-2/COVID-19-Patienten wird derzeit in Österreich geplant und kann aufgrund der Brisanz des Themas hoffentlich bald auch in Deutschland begonnen werden. Zusätzlich sollen auch klinische Studien zur Wirksamkeit von NCT bei resistenten Keimen der Atemwege in den nächsten Jahren umgesetzt werden.


Die Pre-Print Veröffentlichung finden Sie hier:
Lackner M., et al. 2020. N-chlorotaurine, a novel inhaled virucidal antiseptic is highly active against respiratory viruses including SARS-CoV-2 (COVID-19)

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Uta Düesberg (udueesberg(at)muko.info).

Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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