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Mein Kind hat Mukoviszidose. Welches Risiko birgt der Schulbesuch, wenn die Schulen wieder öffnen?

Schulkind malt. Quelle: Free Photos auf Pixabay

Quelle: Free-Photos auf Pixabay

Sollten die Schulen wieder geöffnet werden, fragen sich viele Eltern von Kindern mit Mukoviszidose, ob die Gefahr einer Ansteckung in der Schule möglicherweise nicht zu verantworten ist und alternative Möglichkeiten der Beschulung gefunden werden sollten, um die Risikogruppe zu schützen.
Schulkind malt. Quelle: Free Photos auf Pixabay

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Eine eindeutige Antwort auf diese Frage kann zurzeit niemand, und vor allem auch nicht pauschal, geben. Da das Virus noch so neu ist, gibt es bislang zu wenig Daten zu den Verläufen und so gut wie keine Daten zu den Verläufen mit Mukoviszidose. Deshalb kann man über den Verlauf von COVID-19 bei Mukoviszidose z.Zt. noch keine belastbaren Aussagen machen. Zwar wird fieberhaft an Impfstoffen und Therapien gegen COVID-19 gearbeitet, aber bis diese zur Verfügung stehen, können noch viele Monate vergehen (siehe auch „COVID-19 Welche Therapien sind in der Pipeline?“). Das sind Argumente dafür, „auf Zeit zu spielen“. Gleichzeitig kann jetzt aber noch niemand sagen, wann der richtige Zeitpunkt zur Rückkehr in die „Normalität“ gekommen ist. Nach den Sommerferien? Nach den Herbstferien? Ende des Jahres?

Die Frage, wie hoch das Risiko für das einzelne Kind ist, hängt vor allem auch vom Gesundheitszustand des Kindes ab. Hier sollte mit dem behandelnden CF-Arzt überlegt werden, wie hoch das Risiko für einen schweren Verlauf der Corona-Infektion von Ihrem Kind eigentlich ist. Das Mukoviszidose-Register sammelt zurzeit aktuelle Informationen zu COVID-19 Erkrankungen bei CF. Sobald hier erste Auswertungen vorliegen, finden Sie diese Informationen auf unserer Internetseite. Bislang wurden nur wenige COVID-19 Erkrankungen von CF-Patienten berichtet. Dabei scheinen bisher alle eher milde Verläufe gehabt zu haben, die eine stationäre Behandlung nicht nötig machten. 

Und es hängt wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen die Schulen wieder geöffnet werden. Lernen in kleinen Gruppen, Rahmenbedingungen, die es ermöglichen die Hygienebedingungen einzuhalten, Unterricht im Schichtsystem?

Letztendlich kann nur individuell eingeschätzt werden, ob ein besonderes Risiko für ein Kind mit Mukoviszidose an seiner jeweiligen Schule vorliegt. Unter sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile und unter Einbeziehung aller Akteure, also den behandelnden CF-Ärzten, dem betroffenen Kind selbst und der Lehrer bzw. der Schulleitung. Auch die Politik steht in der Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit den folgenden Fragen und Hinweisen für die individuelle Beantwortung wollen wir bei der schwierigen Entscheidungsfindung unterstützen. Die Informationen und Links werden regelmäßig angepasst und ergänzt, sobald neue Erkenntnisse vorliegen. 

Wie hoch ist das Risiko für mein Kind?

  • Einschätzung des Gesundheitszustands durch den behandelnden CF-Arzt. Dabei muss auch eingeschätzt werden, welches Risiko für den Verlauf der CF-Erkrankung bei einer Nicht-Beschulung besteht.
  • Aktuelle Informationen zu COVID-19 Erkrankungen bei CF, national und international (im deutschen und im europäischen Register können seit dem 6. April COVID-19 CF-Patienten dokumentiert werden. Erste Auswertungen sind ab Ende April zu erwarten. Informationen finden Sie dann auf unserer Internetseite. Erste unsystematische Sammlungen weisen zurzeit auf eher milde Verläufe hin, die ambulant behandelt werden konnten).

Gibt es erlaubte Alternativen zum Schulbesuch?

  • Alle Bundesländer haben in ihren Schulgesetzen, -verordnungen oder -erlassen explizit die Möglichkeiten von Hausunterricht verankert (Auszüge aus den Schulgesetzen (PDF)). Inwiefern das für ein Kind mit einer chronischen Erkrankung zutrifft, muss im Einzelfall z.B. mit der Schulleitung und dem behandelnden CF-Arzt, der den Antrag stellen muss, geklärt werden. 
  • Bietet meine Schule Möglichkeiten des Online-Lernens an? Hier haben die Schulen in den letzten Wochen viel Erfahrung gesammelt. Inwiefern daran für Einzelfälle festgehalten werden kann, sollte mit der Schulleitung, dem Klassenlehrer geklärt werden.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen für eine weiterführende Selbstisolation gibt es aktuell noch nicht. Hier hat der Mukoviszidose e.V. sich an das Bundesgesundheitsministerium, das Bundesfamilienministerium und an das Arbeitsministerium des Bundes gewandt. (siehe hierzu auch Brief an Jens Spahn (PDF) mit dem Verweis auf Lösungen aus anderen Ländern). Eine Antwort steht noch aus.

Welche Möglichkeiten des Schutzes gibt es, wenn mein Kind wieder zur Schule geht?

  • Fragen Sie nach, wie der Unterricht konkret stattfinden soll. Lernen im gewohnten Klassenverband? Oder Lernen in kleineren Klassenverbünden, die die Möglichkeit des Abstandhaltens geben? 
  • Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS), Einhalten der (sowieso schon immer) gelernten Hygieneregeln, ausreichend Waschmöglichkeiten für alle Schüler (Seife, Handtücher etc.)? Sich dafür einsetzen, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für alle normal ist
  • Möglichst nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren
  • Den Mindestabstand einhalten (auch in den Pausen)
  • Klassenlehrer und Schulleitung informieren, dass Mukoviszidose-Patienten zur Risikogruppe gehören (Informationen über CF, allgemeine Hygieneregeln, Schreiben für Arbeitgeber, warum CF-Patienten zur Risikogruppe gehören (PDF))

Was würde es für mein Kind bedeuten, wenn alle wieder in die Schule dürfen/müssen, es selber aber zu Hause unterrichtet wird?

  • Kann es den Kontakt zu seinen Freunden halten? 
    Wird mein Kind durch die Selbstisolation für andere und für sich nur auf seine Krankheit reduziert? Wird es nach meiner Einschätzung eine Sonderrolle einnehmen, wird es womöglich stigmatisiert? Was bedeutet das langfristig?
  • Besteht die Gefahr sozialer Isolation?
  • Verpasst es m.E. wichtigen Unterrichtsstoff?

Kann ich überhaupt eine alternative Betreuung organisieren, wenn mein Kind zu Hause bleibt, ich selbst aber wieder arbeiten muss?

  • Arbeitssituation der Eltern
  • Herausforderung Eltern als Lehrer, besonders für Kinder der frühen Klassenstufen
  • Verfügbarkeit von alternativen Betreuungspersonen

Was wünscht sich mein Kind?

  • Kommt mein Kind mit der Selbstisolation klar und reichen ihm die digitalen Möglichkeiten, den Kontakt mit Mitschülern, Lehrern, Freunden zu halten?
  • Fühlt sich mein Kind isoliert und hat Sorge, den Kontakt zu den Mitschülern, Lehrern, Freunden zu verlieren?
  • Fürchtet mein Kind, wichtigen Unterrichtsstoff zu verpassen?

Ansprechpartner: behandelnde CF-Ambulanz, Schulleitung/Klassenlehrer, Schulamt

Regelungen der einzelnen Bundesländer

Zu der Frage, wie der Schulstart in den einzelnen Bundesländern vorgenommen wird, haben die Länder keine einheitlichen Regelungen erlassen. 
Während einige Bundesländer konkrete Aussagen dazu treffen, ob und wie Kinder, die zu den Risikogruppen zählen, am Präsenzunterricht an den Schulen teilnehmen müssen, haben andere lediglich allgemeine Hinweise zu Hygienemaßnahmen veröffentlicht. Wir haben für Sie zusammengefasst, welche Regelungen die Einzelnen Bundesländer getroffen haben. 

Zusammenfassung der Regelungen herunterladen (PDF)

Erste Version vom 15.4.2020, aktualisiert am 22.4.2020


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