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Mukoviszidose e.V. finanziert Forschungsprojekt zu Wirkmechanismen der Dreifachtherapie auf Zellebene

Dr. Gräber und Dr. Trump forschen zu Wirkmechanismen der Dreifachtherapie auf Zellebene. Fotos: Gräber: Stiftung Charité FACES, Andreas Süß. Trump: Thomas Rafalzyk.

Bonn, 10. Februar 2023. Was genau passiert auf zellulärer Ebene unter der CFTR-Modulatortherapie mit Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (ETI, Kaftrio)? Und warum ist das Therapieansprechen auch bei Mukoviszidose-Betroffenen mit der gleichen CFTR-Mutation so heterogen? Diesen Fragen widmet sich das neue Forschungsprojekt der Arbeitsgruppen um Dr. Simon Gräber, Charité – Universitätsmedizin Berlin, und Dr. Saskia Trump vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Der Mukoviszidose e.V. fördert das Projekt mit 188.000 Euro. Im Rahmen seiner Forschungsförderung unterstützt der Verein ein breites Spektrum an Projekten von der medizinischen Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien, um Therapieoptionen und Lebensqualität für Betroffene zu verbessern. (Mukoviszidose: Cystische Fibrose, CF)

Dr. Gräber und Dr. Trump forschen zu Wirkmechanismen der Dreifachtherapie auf Zellebene. Fotos: Gräber: Stiftung Charité FACES, Andreas Süß. Trump: Thomas Rafalzyk.

Unterschiedliche Therapieeffekte trotz gleicher CFTR-Mutation

Die neue CFTR-Modulatortherapie mit Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (ETI, Kaftrio) zeigt bei den meisten Betroffenen eine überzeugende Wirksamkeit, sowohl im klinischen Bild als auch in der Veränderung der Schweißchlorid-Werte. Es gibt allerdings ein sehr heterogenes Therapieansprechen: Obwohl Personen die gleichen CFTR-Mutationen tragen (z. B. die F508del-Mutation) zeigen sich unterschiedlich starke Effekte der Therapie. Die Ursache dafür wird auf zellulärer Eben vermutet, es ist aber noch nicht klar, was genau die Therapien auf Zellebene beim Einzelnen bewirken.

Grundsätzlich sorgen CFTR-Modulatoren in der Zelle für eine teilweise Wiederherstellung der Funktion des CFTR-Kanals, der bei Mukoviszidose-Betroffenen aufgrund einer Mutation im CFTR-Gen nur eingeschränkt oder gar nicht funktionsfähig ist. Durch diesen Defekt am Chloridkanal entsteht die CF-typische Symptomatik mit der Bildung von zähem Schleim. Darüber hinaus ist bekannt, dass Immunzellen wie Monozyten und Neutrophile bei Mukoviszidose-Betroffenen in ihrer Funktion eingeschränkt bzw. verändert sein können, sodass Keime nicht effektiv bekämpft werden und Entzündungen entstehen können. Erste Erkenntnisse über die CFTR-Modulatortherapie zeigen, dass sie auch auf Immunzellen wirken könnte.

Untersuchung der ETI-Auswirkungen mittels Transkriptom-Analysen

In ihrem Projekt wollen die AGs Gräber & Trump die Auswirkungen der Dreifachkombination ETI auf die Schleimhaut- und Immunzellen der Atemwege untersuchen. Um die molekularen Vorgänge auf Zellebene zu verstehen, analysieren sie das Transkriptom (die Summe aller Gene, die abgelesen und in mRNA transkribiert wird) einzelner Zellen bei verschiedenen Patienten. Hierzu werden u.a. Epithel- und Immunzellen aus Nasenabstrichen von CF-Patienten vor sowie drei Monate nach Beginn der ETI-Therapie gewonnen und deren Transkriptom-Analyse mit der von gesunden Kontrollpersonen verglichen. Dabei soll sich zeigen, in welcher Form und in welchem Ausmaß die ETI-Therapie die Genexpression vergleichbar mit der eines Gesunden wiederherstellt und ob, bzw. welche abweichenden Genexpressions-Muster bestehen bleiben und durch mögliche neue Therapien adressiert werden müssen.

Verbesserung des therapeutischen Erfolgs der Modulatortherapie für alle Patienten

Ziel ist es, Muster zu erkennen, die mit starkem und schwachem Ansprechen auf die ETI-Therapie assoziiert sind. Wenn das gelingt, könnten mit dem Wissen anschließend neue Biomarker definiert werden, die eine prognostische Aussage zulassen, ob eine Patientin oder ein Patient auf die ETI-Therapie gut ansprechen wird oder eher nicht. Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, den therapeutischen Erfolg einer CFTR-Modulatortherapie bei verschiedenen Patienten auf zellulärer Ebene zu verstehen und mit diesem Wissen die Modulatortherapie zu optimieren. Gelingt es, Biomarker für ein patientenindividuelles klinisches Ansprechen zu finden und darüber auch neue therapeutische Ziele zu identifizieren, könnte die personalisierte Medizin für Menschen mit Mukoviszidose vorangebracht werden.

Weitere Informationen zur Forschungsförderung des Mukoviszidose e.V.


Hintergrund-Informationen

Über Mukoviszidose

In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.

Über den Mukoviszidose e.V.

Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen.

Pressekontakt:

Mukoviszidose e.V.
Carola Wetzstein
Telefon: +49 (0)228 9 87 80-22
Mobil: +49 (0)171 9582 382
E-Mail: CWetzstein(at)muko.info


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