Gentherapie auf mRNA-Ebene
Die Zulassung des CFTR-Modulators Kaftrio (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor) bringt für eine große Gruppe an CF-Patienten eine deutliche Verbesserung ihres Gesundheitszustandes und mehr Lebensqualität. Aber nur Patienten mit bestimmten CFTR-Mutationen können bislang von den neuen hocheffizienten CFTR-Modulatoren profitieren. Derzeit kann Kaftrio in Deutschland für etwa 60% der CF-Patienten verordnet werden. Deshalb ist die Forschung an weiteren, vor allem auch mutationsunabhängigen Therapien so ungemein wichtig. Eine Hoffnung ruht dabei auf der Gentherapie. Die Gentherapie kann an verschiedenen Ebenen ansetzen, u.a. auf mRNA-Ebene wie bei MRT5005. mRNA wird auch Boten-RNA genannt, weil sie die genetische Information vom Gen zum Syntheseort des CFTR-Kanalproteins befördert. MRT5005 repariert also nicht wie bei der klassischen Gentherapie das bei CF defekte CFTR-Gen, und es wirkt auch nicht am CFTR-Kanalprotein wie CFTR-Modulatoren, sondern es setzt an der Zwischenstufe mRNA an.
Studie zur Verträglichkeit an Patienten mit unterschiedlichen Mutationen durchgeführt
Translate Bio veröffentlichte nun Zwischenergebnisse einer Phase 1/2 Studie. Die Studie besteht aus zwei Teilen. Zunächst wurde die Anwendung einer einzelnen Dosis untersucht. Danach wurden mehrere Dosen verabreicht, um zu sehen, ob auch die Wiederholung gut verträglich ist. Bei anderen Gentherapien war es in der Vergangenheit zu einer Reaktion des Immunsystems gekommen, die die sichere Anwendung von Wiederholungsdosen erschwerte.
Teil 1 der Studie: Verabreichung nur einer Dosis
In der Einzeldosisstudie wurden 16 erwachsene Patienten untersucht. 15 hatten mindestens eine F508del-Mutation, der 16. hatte zwei Mutationen mit denen er für die zugelassenen CFTR-Modulatoren nicht in Frage kam. Neun der 16 Patienten nahmen Symkevi oder Orkambi.
Teil 2 der Studie: Verabreichung von mehreren Dosen
In dem Studienteil mit mehreren Dosen wurden 14 Patienten untersucht. Zehn davon hatten mindestens eine F508del-Mutation, und zwei kamen aufgrund ihrer Mutationen nicht für eine der aktuellen CFTR-Modulator-Therapien in Frage. Sieben nahmen Symkevi oder Orkambi. Die untersuchten Patienten waren also von den Mutationen her unterschiedlich. Zwölf der Patienten im zweiten Studienteil erhielten fünf MRT5005-Dosen.
Gute Verträglichkeit – keine negative Immunantwort
Insgesamt schien das Medikament gut verträglich zu sein. Lediglich ein Patient in der Einzeldosisstudie zeigte eine Überempfindlichkeitsreaktion, die nach der Behandlung aber wieder verschwand. In dem Studienteil mit mehreren Dosen kam es in drei Fällen zu einer Fieberreaktion nach der ersten Dosis, die aber nach den Wiederholungsdosen nicht mehr auftrat. Häufigste Nebenwirkungen waren Husten und Kopfschmerzen. Bei allen Patienten beider Studienteile konnte die mRNA im Blut nachgewiesen werden, ein Hinweis auf die grundsätzliche Wirksamkeit des Medikaments. Außerdem gab es auch nach mehreren Dosen keine Hinweise auf eine Reaktion des Immunsystems, wie z.B. über Antikörper oder eine T-Zell Antwort-gegen CFTR. Offenbar kann MRT5005 also auch wiederholt eingesetzt werden.
Bei der Lungenfunktion (FEV1) wurde in der frühen Studienphase bisher nach maximal vier Wochen noch kein Effekt gesehen. Seine Wirksamkeit muss das neuartige Medikament also in größeren Folgestudien erst noch zeigen. Aber die ersten Studienergebnisse mit einem immerhin völlig neuen Ansatz zur Reparatur des CFTR sind vielversprechend.
Weitere Informationen:
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info).
In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.