CRISPR/Cas und Co. auch bei CF
Heute gibt es jedoch neue gentherapeutische Ansätze, mit deren Hilfe auch die Gentherapie bei Mukoviszidose wieder aussichtsreicher werden könnte: Die CRISPR/Cas-Methode zum gezielten Ändern von Genen (Gene Editing) oder auch die Stammzell-Forschung haben große Fortschritte gemacht.
500 Millionen US Dollar für Gentherapie bei CF
Im Jahr der Europa-Zulassung des neuen Medikamentes Kaftrio®, das langfristig für bis zu 85% der Patienten große Verbesserungen des Krankheitsverlaufs bedeuten könnte, stand auf dem diesjährigen Nordamerikanischen CF-Kongress (NACFC) das Thema Gentherapie ganz vorne. Bereits auf dem NACFC 2019 in Nashville hatte die amerikanische Patientenorganisation CFF verkündet, 500 MillionenUS Dollar für Gentherapie-Projekte ausgeben zu wollen. Dies wurde in diesem Jahr wieder aufgegriffen. Zunächst sollen vor allem CF-Patienten im Fokus stehen, die nicht von hocheffizienten CFTR-Modulatoren wie Kaftrio profitieren können. „Path to a Cure“ (PTAC) nennt sich das Programm und Ziel ist nichts weniger als die Heilung der Mukoviszidose für alle CF-Patienten (100%) zu erreichen.
Replace, Repair, Restore (Austauschen, Reparieren, Wiederherstellen)
Grundsätzlich gibt es verschiedene Methoden, den zugrundeliegenden Defekt bei CF durch eine Gentherapie zu beheben. Die Schlagworte auf dem NACFC dazu waren: „Replace, Repair, Restore“. So kann man das defekte CFTR-Gen durch ein gesundes ersetzen(Replace), was man in der klassischen Gentherapie macht. Mit dem Gene Editing (Repair) gibt es nun neue Möglichkeiten das CFTR-Gen zu reparieren. Und schließlich gibt es mit „Restore“ noch eine dritte Möglichkeit: Die Wiederherstellung des CFTR-Gens mittels mRNA-Therapie. Das Zielmolekül ist hier nicht das CFTR-Gen direkt, sondern eine Zwischenstufe (mRNA) auf dem Weg zum CFTR-Kanal.
Noch sehr viele Probleme zu lösen
Die Korrektur des CFTR-Gens ist aber das kleinste einer Vielzahl von Problemen, die noch gelöst werden müssen. Die nächste Frage ist: Wie bekommt man das korrekte Gen in den Körper an die richtige Stelle? Der Schleim in der Lunge verhindert einen leichten Zugang zu den Lungenzellen und das menschliche Immunsystem reagiert auf alles, was körperfremd ist. Aber es gibt auch neue Ansatzpunkte: Inzwischen weiß man – so der Stammzellforscher Dr. Brian R. Davis in dem NACFC-Vortrag – dass es in der Lunge Basalzellen gibt, die regelmäßig Lungenzellen ersetzen, die beschädigt sind oder nicht mehr richtig funktionieren. Könnte man die Gene in diesen Zellen ändern, würde man voraussichtlich eine längerfristige Wirkung erzielen. Dr. Maria P. Limberis von der Universität Pennsylvania erklärte die Wege, um Gene in eine Zelle zu bringen. Grundsätzlich benötigt man dafür ein Transportvehikel (Vektor), z.B. ein abgetötetes Virus. Gerade diese Vektoren hatten aber in den frühen Gentherapieversuchen die Immunabwehr des Körpers auf den Plan gerufen. Alternative Vektoren sind hier denkbar und in der Entwicklung. mRNA kann man leichter in die Zellen bringen. Allerdings wäre ein solcher Einbau kurzlebiger und müsste wahrscheinlich öfter wiederholt werden. Auf der anderen Seite wäre es wahrscheinlich ausreichend, die mRNA ungezielt in Lungenzellen zu bringen; es müssten nicht speziell die Basalzellen sein. Wenn schließlich die Probleme für die Lunge gelöst wären, muss auch die Gentherapie der anderen Organe angegangen werden. Denn CF ist eine Multiorganerkrankung. Eine Heilung der Lunge wäre aber sicherlich schon ein erster großer Durchbruch.
Mehr als 15 PTAC-Programme angelaufen
Trotz aller dieser Probleme, schien die Referentin optimistisch, dass das ehrgeizige Ziel einer Heilung durch Gentherapie schließlich erreicht werden kann. Über 15 PTAC-Programme mit einer Fördersumme von 34 Millionen US Dollar sind bereits genehmigt, weitere werden gerade bewertet und könnten demnächst beginnen. Die ersten Schritte auf dem „Weg zu einer Heilung“ sind also bereits gegangen.