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Fortschritt in der Entwicklung von CFTR-Modulatoren: Erste Dreifachkombination bestätigt gute Ergebnisse in Zulassungsstudien

Im Februar berichteten wir, dass 2018 Zulassungsstudien mit Kombinationen aus je drei CFTR-Modulatoren beginnen würden, die sogenannten Dreifachkombinations oder auch Triple-Kombinationsstudien. Nun gab Vertex Pharmaceuticals in einer Pressemitteilung ein Update zu den ersten Ergebnissen mit dem Wirkstoff VX-659/Tezacaftor/Ivacaftor. Patienten mit F508del Mutation hatten nach Einnahme dieser Dreifachkombination im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Plazebo) nach 4 Wochen eine bis zu 14 % verbesserte Lungenfunktion (FEV1).

Lungenfunktion (FEV1) um 10 bzw. 14% verbessert

Patienten über 12 Jahre mit einer F508del-Mutation und einer weiteren Mutation mit Minimalfunktion (s. weitere Informationen unten) hatten in den Studien nach vier Wochen im Mittel eine um 14% verbesserte Lungenfunktion (ppFEV1 absolut) verglichen mit einer Plazebogruppe. Patienten mit zwei F508del- Mutationen hatten nach Einnahme der Dreifachkombination eine um 10% verbesserte Lungenfunktion im Vergleich zur Einnahme von Tezacaftor/Ivacaftor, das ja gerade als Symkevi in Deutschland zugelassen wurde. In den Studien wurden 380 Patienten untersucht und in einer geplanten Zwischenanalyse nach vier Wochen ausgewertet. Der Unterschied war signifikant, also aus statistischer Sicht aussagekräftig. Auch die Verträglichkeit sei generell gut, so Vertex in seiner Pressemeldung.

Zulassungsantrag für Ende 2019 geplant

Es läuft noch eine weitere Zulassungsstudie mit dem Präparat VX-445/Tezacaftor/Ivacaftor. Die ersten Ergebnisse dieser Studie werden für das erste Quartal 2019 erwartet. Bis Mitte 2019 wird Vertex laut seiner Pressemitteilung dann entscheiden, für welches der beiden Präparate sie die Zulassung beantragen werden. Geplant ist ein Zulassungsantrag für Mitte 2019 in den USA und für Ende 2019 außerhalb der USA. Noch 2020 könnten somit CFTR-Modulatoren für einen Großteil der Patienten mit Mukoviszidose hierzulande verfügbar sein. In Deutschland beträgt der Anteil der Patienten, für die die neuen Therapien in Frage kommen, etwa 85-90%.

Welche CFTR-Modulatoren sind für wen am besten?

Auch andere Unternehmen arbeiten an der Entwicklung neuer CFTR-Modulatoren, z.B. die Pharmaunternehmen Galapagos NV, Proteostasis Therapeutics Inc., Flatley Discovery Lab oder Eloxx Pharmaceuticals. Die Kombination verschiedener CFTR-Modulatoren wird voraussichtlich die Wirksamkeit weiter erhöhen können. Damit Patienten mit seltenen Mutationen ebenfalls von der Entwicklung der neuen Medikamente profitieren können, unterstützt der Mukoviszidose e.V. das Hit-CF Projekt. Hier wird mit einem sogenannten Organoid-Modell versucht herauszufinden, welche CFTR-Modulatoren welchen Patienten konkret helfen können. Deutsche Patienten werden voraussichtlich ab dem nächsten Jahr teilnehmen können. Über die Entwicklungen in diesem Projekt halten wir Sie in unserer Studienliste auf dem Laufenden.

CFTR-Modulatoren – was ist das eigentlich?

Sowohl Tezacaftor als auch die neuen Substanzen VX-659 und VX-445 gehören zur Gruppe der Korrektoren. Ein Korrektor unterstützt den Reifeprozess von CFTR-Kanal-Molekülen in der Zelle und bringt eine größere Anzahl an funktionalen Kanal-Molekülen zu ihrem Wirkort an der Zelloberfläche. Dieser Effekt wird verstärkt durch Ivacaftor, einem Potentiator. Auch Potentiatoren sind CFTR-Modulatoren. Sie aktivieren bereits an der Zelloberfläche vorhandene Kanal-Moleküle.

Hinweis zu Studiendaten

Bei den in der Pressemitteilung veröffentlichten Daten handelt es sich um sogenannte Top Line Data. Das sind erste Daten zum Hauptzielkriterium einer Studie. Im vorliegenden Fall wurden nur die ersten 4 Wochen der eigentlich 24 Wochen dauernden Zulassungsstudie ausgewertet. Für die volle Aussagekraft muss man also noch das Studienende abwarten. Bisher wurde die Wirkung der Dreifachkombination noch nicht über vier Wochen hinaus gezeigt. Auch werden sicherlich noch Daten zu Lebensqualität und Nebenwirkungen veröffentlicht werden. Die hier vorgestellten Daten stammen aus Phase 3 Studien/Zulassungsstudien, also aus einer späten Studienphase, die mit vielen Patienten weltweit durchgeführt wurde. Doch auch in solchen späten Studienphasen kann es manchmal vorkommen, dass eine klinische Entwicklung noch abgebrochen werden muss. Nichtsdestotrotz sind die vorgelegten Daten vielversprechend.

Weitere Informationen:

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (JBend(at)muko.info) (28.11.2018)

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Handelsnamen werden genannt, wenn eine eindeutige Identifizierung erforderlich ist, um ein Arzneimittel mit einer spezifischen Darreichungsform zu bezeichnen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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