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Nicht-invasive Pränataldiagnostik (NIPD): Debatte um neuen vorgeburtlichen Test auf Mukoviszidose

Bei der nicht-invasiven Pränataldiagnostik werden embryonale DNA-Schnipsel aus dem mütterlichen Blut untersucht. (Bild: Pixabay: PublicDomainPictures)

Bei der nicht-invasiven Pränataldiagnostik werden embryonale DNA-Schnipsel aus dem mütterlichen Blut untersucht. (Bild: Pixabay - PublicDomainPictures)

DNA-Bluttest der Firma Eluthia ist umstritten
Bei der nicht-invasiven Pränataldiagnostik werden embryonale DNA-Schnipsel aus dem mütterlichen Blut untersucht. (Bild: Pixabay: PublicDomainPictures)

Bei der nicht-invasiven Pränataldiagnostik werden embryonale DNA-Schnipsel aus dem mütterlichen Blut untersucht. (Bild: Pixabay - PublicDomainPictures)

Heute stellt die Heidelberger Firma Eluthia offiziell ihren neuen nicht-invasiven DNA-Bluttest „Unity“ vor. Der Test soll bereits in einem frühen Stadium der Schwangerschaft genetische Erkrankungen beim Embryo feststellen, u.a. Mukoviszidose, spinale Muskelatrophie, Thalassämien und die Sichelzellkrankheit. Hierfür werden aus dem Blut der werdenden Mutter DNA-Schnipsel des Neugeborenen isoliert und auf genetische Veränderungen untersucht. Der Test kann ab der 11. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden und kostet derzeit 695 Euro, die von der Schwangeren selbst zu tragen sind.

Kontroverse ethische Debatte

Bereits vor dem offiziellen Start am Markt hat der Test kontroverse Debatten ausgelöst. "Hier handelt es sich um eine neue, aus meiner Sicht ethisch bedenkliche Dimension in Richtung ,Designerbaby', die über die nicht-invasive pränatale Diagnostik von Trisomien weit hinausgeht", erklärt Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) am 15.10.2019 im Interview mit der Rheinischen Post. "Denn hierbei geht es um weit mehr als den Ersatz des maximalinvasiven Tests mit Fehlgeburtsrisiko, der seit 30 Jahren GKV-Leistung ist, durch einen risikoarmen Bluttest. Hier sind fundamentale ethische Grundfragen unserer Werteordnung berührt, und der Gesetzgeber ist deshalb nach wie vor gefordert, Grenzen und Bedingungen der NIPT zu definieren", so Hecken.

Gesundheitspolitiker aller Parteien bringen sich in die aktuelle Diskussion ein, ihre Positionen reichen von der Ablehnung einer freien Verfügbarkeit vorgeburtlicher Tests auf Einzelgenerkrankungen bis hin zum Verständnis für werdende Eltern, die bereits während der Schwangerschaft um mögliche Erkrankungen ihres Kindes wissen wollen. So unterschiedlich die parteipolitischen Positionen sind, eines ist allen gemeinsam: Es bedarf klarer Regelungen, unter welchen Bedingungen solche Tests künftig zugelassen und angewendet werden dürfen.

Mukoviszidose e.V. fordert klare Zugangsregelungen

Auch der Mukoviszidose e.V. fordert klare Zugangsregelungen für eine nicht-invasive Pränataldiagnostik. Bereits 2017 hat der Bundesverband ein Statement hierzu verfasst, in dem er eine intensive ärztliche Beratung vor und Begleitung während der Diagnostik fordert. Eine NIPD sollte nur dann durchgeführt werden, wenn ein nachgewiesenes erhöhtes Risiko für eine genetisch bedingte Erkrankung oder Fehlbildung vorliegt. Darüber hinaus ist die Schaffung einer gesellschaftlichen Atmosphäre der Annahme, Förderung und Akzeptanz von Menschen mit Behinderung ein wichtiger Gegenpol zum vermeintlichen Zwang einer pränatalen Diagnostik.

Weitere Informationen:

Statement des Mukoviszidose e.V. zur nicht-invasiven Pränataldiagnostik von 2017 (PDF)

Artikel im Ärzteblatt zur aktuellen Debatte


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