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ProQR veröffentlicht frühe Studienergebnisse zu QR-010

Erster Meilenstein:Gute Verträglichkeit bei Patienten mit 2 F508del Mutationen

Das belgische Unternehmen ProQR hat erste Daten aus der Phase 1b Studie mit dem Wirkstoff QR-010 veröffentlicht. QR-010 war demnach in allen vier untersuchten Dosierungen gut verträglich. In der Studie waren erwachsene CF-Patienten mit zwei F508del Mutationen (homozygot) untersucht worden. ProQR gab weiterhin bekannt, in Zukunft gemeinsam mit der amerikanischen Patientenorganisation CFF neben QR-010 auch Wirkstoffe für Stoppmutationen bei Mukoviszidose untersuchen zu wollen.

QR-010 ist nach vier Wochen gut verträglich

Die Studie fand in 10 Ländern, an 23 Kliniken und mit 70 Teilnehmern statt. Auch an deutschen Mukoviszidose-Einrichtungen wurde die Studie durchgeführt. Teilnehmer der Studie waren erwachsene Patienten mit Mukoviszidose, die zwei F508del Mutationen haben. Vier verschiedene Dosierungen wurden getestet. Hauptergebnis der Studie ist, dass bei keiner der eingesetzten Dosierungen schwerwiegende unerwünschte Ereignisse in Zusammenhang mit dem Wirkstoff aufgetreten sind.

Positive erste Signale auch bei Wirksamkeitsparametern

Neben der guten Verträglichkeit gaben die Patienten an, sich in Bezug auf Lungen-Symptome besser zu fühlen. Diese Daten werden mit einem standardisierten Fragebogen (CFQ-R) erhoben. In der Auswertung bedeutete dies eine Verbesserung von bis zu 19.2 Punkten im Vergleich zu den Patienten in der Gruppe mit wirkungslosem Vergleichspräparat (Plazebo). Ab einer Verbesserung von 4 Punkten gehen Experten von einer bedeutsamen Verbesserung aus. Die Lungenfunktion (FEV1) zeigte einen positiven Trend, das Ergebnis war aber nicht statistisch signifikant. Beim Schweißtest wie auch beim Gewicht gab es innerhalb der vier Studienwochen keine Änderungen. Die Ergebnisse lassen auf die kommenden Studien hoffen, die zum Nachweis der Wirksamkeit von QR-010 nun voraussichtlich durchgeführt werden.

So wirkt QR-010

QR-010 soll ähnlich wie die bekannten Wirkstoffe Ivacaftor und Ivacator/Lumacaftor die Funktion des CFTR-Kanals wieder herstellen. Allerdings setzt QR-010, ein so genanntes Oligonukleotid, nicht am CFTR-Eiweiß an, sondern an einer Vorstufe, der mRNA. Somit könnte der CFTR-Kanal möglicherweise grundlegender repariert werden als bisher. Ob das tatsächlich auch funktioniert, werden die kommenden klinischen Studien jedoch zeigen müssen. Ein weiterer Unterschied zu den bisher zugelassenen CFTR-Modulatoren ist, dass QR-010 ca. dreimal pro Woche inhaliert wird. Ivacaftor und Ivacaftor/ Lumacaftor werden mehrmals täglich in Tablettenform eingenommen.

Wie geht es weiter?

Phase 1-Studien stehen am Anfang der klinischen Entwicklung, d.h. es sind noch wenige Patienten beteiligt und die Studiendauer beträgt nur wenige Wochen. Hauptaugenmerk liegt zunächst auf der Sicherheit und Verträglichkeit der Wirkstoffe. In Phase 2 und 3 Studien geht es dann zunehmend um deren beste Dosierung und Wirksamkeit. Nicht jede klinische Entwicklung neuer Wirkstoffe führt zwangsläufig zur Zulassung neuer Medikamente. Wenn im Verlauf festgestellt wird, dass die Verträglichkeit oder Wirksamkeit doch nicht gegeben ist oder wenn ein anderes Medikament schneller zugelassen wurde, kann die Entwicklung abgebrochen werden. Im Fall von QR-010 müssen also noch einige Studien folgen, bis wir wissen, ob QR-010 als ein neues Medikament für Mukoviszidose-Patienten in Frage kommt. Ob weitere Studien auch wieder in Deutschland durchgeführt werden, ist zurzeit noch unklar. Sobald Informationen hierzu vorliegen, finden Sie diese in unserer Studienliste.

Andere Präparate im Vergleich

Mit Lumacaftor/ Ivacaftor ist bereits ein CFTR-Modulator für Patienten mit zwei F508del Mutationen auf dem deutschen Markt zugelassen. QR-010 wird in der klinischen Entwicklung beweisen müssen, dass es wirksamer ist und/oder weniger Nebenwirkungen mit sich bringt.
Derzeit sind weitere CFTR-Modulatoren oder ähnliche Ansätze zur Wiederherstellung des Salz-Wasser-Haushalts bei Mukoviszidose in der Entwicklung. So arbeiten mehrere Pharmaunternehmen an der Entwicklung von Korrektoren, Potentiatoren oder ähnlichen neuen Substanzen. Man geht im Moment davon aus, dass für die beste Wirksamkeit mehrere CFTR-Modulatoren in Kombination eingesetzt werden müssen. Nicht alle neuen Ansätze sind für alle Patienten mit Mukoviszidose geeignet. Die meisten CFTR-Modulatoren wirken nur bei bestimmten Mutationen. Einen Überblick geben die Seite der amerikanischen Patientenorganisation mit ihrer Pipeline und die deutsche Studienliste.

Ausblick: ProQR kündigte an, gemeinsam mit der amerikanischen Patientenorganisation CFF an der Entwicklung neuer Wirkstoffe bei Stoppmutationen arbeiten zu wollen. Es seien bereits fünf Wirkstoffe für verschiedene Stopp- und Splicingmutationen identifiziert worden.

Weitere Informationen:
Quelle: Pressemitteilung von ProQR vom 25.9.2017 (englisch)

Studien in Deutschland

CFF Pipeline (englisch)

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend@muko.info) (28.9.2017)


In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Handelsnamen werden genannt, wenn eine eindeutige Identifizierung erforderlich ist, um ein Arzneimittel mit einer spezifischen Darreichungsform zu bezeichnen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.

 

 


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