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Mukoviszidose e.V. finanziert Forschungsprojekt zur Mycobacterium abscessus-Therapie

Dr. Adrian Richter forscht zu neuen Therapieoptionen bei Infektionen mit Mycobacterium abscessus bei Menschen mit Mukoviszidose. Foto: Richter.

Dr. Adrian Richter forscht zu neuen Therapieoptionen bei Infektionen mit Mycobacterium abscessus bei Menschen mit Mukoviszidose. Foto: Richter.

Bonn, 03. Mai 2022. Ein aktuell neu in die Forschungsförderung des Mukoviszidose e.V. aufgenommenes Projekt untersucht neue Therapieoptionen bei Mycobacterium abscessus-Infektionen. Im Fokus der Forscher sind Inhibitoren der bakteriellen RNA-Polymerase sowie der Gyrase B, deren Wirkung an Isolaten von Mukoviszidose-Patienten getestet wird. Das Projekt wird mit 152.000 Euro gefördert. Der Mukoviszidose e.V. unterstützt ein breites Spektrum an Forschungsprojekten von der medizinischen Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien. Ziel des Vereins ist es, mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Therapieoptionen und damit die Lebensqualität der Mukoviszidose-Betroffenen zu verbessern. (Mukoviszidose: Cystische Fibrose, CF)
Dr. Adrian Richter forscht zu neuen Therapieoptionen bei Infektionen mit Mycobacterium abscessus bei Menschen mit Mukoviszidose. Foto: Richter.

Dr. Adrian Richter forscht zu neuen Therapieoptionen bei Infektionen mit Mycobacterium abscessus bei Menschen mit Mukoviszidose. Foto: Richter.

Weltweiter Anstieg von M. abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose-Patienten

In den letzten Jahren beobachtete man weltweit, vor allem in Nordamerika und Europa, einen Anstieg der Häufigkeit von Mycobacterium abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose-Patienten. Aufgrund der naturgegebenen Resistenz des Bakteriums gegen viele Antibiotika ist die Therapie schwierig und langwierig und trotz Kombination mehrerer Antibiotika oft nicht erfolgreich. M. abscessus führt bei CF-Patienten oft zu ernsthaften Symptomen mit einer schnellen Verschlechterung der Lungenfunktion. Eine weitere Ausbreitung des Keims kann die Resistenzsituation verschärfen und M. abscessus zu einem weiteren Problemkeim für Menschen mit Mukoviszidose machen.

Drei Inhibitoren wirksam gegen Wachstum von M. abscessus

Die Suche nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung einer M. abscessus-Infektion steht daher im Fokus der Arbeitsgruppe um Dr. Adrian Richter, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Gemeinsam mit Forschenden um Prof. Dr. Florian Maurer vom Leibniz Lungenzentrum in Borstel, der dort das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien leitet, führen die Wissenschaftler ein groß angelegtes Screening von Substanzen durch. Zum Einsatz kommt ein in Vorarbeiten entwickeltes Screening-System, in dem das Wachstum von M. abscessus mittels Fluoreszenztechnik quantifiziert werden kann. Nach Tests von über 500 Substanzen konnten die Wissenschaftler drei identifizieren, die das Wachstum des Bakteriums deutlich hemmen. Es handelt sich um Inhibitoren der bakteriellen RNA-Polymerase (ein Enzym, das für die Bildung von bakteriellen Proteinen wichtig ist) sowie um Inhibitoren der Gyrase B (ein Enzym, das zur Vermehrung der Bakterien gebraucht wird). Aus diesen Erkenntnissen heraus wurden bereits etwa 50 chemische Analoga der drei Substanzen hergestellt, die im Screening-Test ebenfalls wirksam gegen das Wachstum von M. abscessus waren.

Präklinische Tests der drei Inhibitoren unter Mukoviszidose-Bedingungen

Das Ziel des Projekts ist es, die gefundenen antimykobakteriellen Substanzen näher zu charakterisieren und sie im Mukoviszidose-Kontext zu untersuchen. Dazu sollen im Labor CF-ähnliche Bedingungen (Biofilm, Schleim) zur Untersuchung der Substanzen aufgebaut werden und letztendlich M. abscessus-Isolate von Mukoviszidose-Patienten verwendet werden, um die Wirksamkeit der Substanzen zu testen. Hierbei werden sowohl Interaktionen und Synergien der neuen Substanzen mit den bisher in der M. abscessus-Therapie eingesetzten Antibiotika untersucht, als auch das Zusammenwirken mit einigen typischen Mukoviszidose-Medikamenten.

Wenn sich die in dem Projekt zu untersuchenden Wirkstoff-Kandidaten gegen M. abscessus in den Versuchen als wirksam erweisen, können sie nach der im Projekt erfolgten präklinischen Untersuchung zu Medikamenten weiterentwickelt werden. Darüber hinaus werden in dem Projekt auch grundlegende Methoden etabliert, um zukünftig weitere Substanzen zur Bekämpfung von M. abscessus auf hohem Niveau zu analysieren.

Weitere Informationen zur Forschungsförderung des Mukoviszidose e.V.


Hintergrund-Informationen

Über Mukoviszidose

In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.

Über den Mukoviszidose e.V.

Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen.

Pressekontakt:

Mukoviszidose e.V.
Carola Wetzstein
Telefon: +49 (0)228 9 87 80-22
Mobil: +49 (0)171 9582 382
E-Mail: CWetzstein(at)muko.info


Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024