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Auswirkungen von CFTR-Modulatoren auf den Magendarmtrakt

Da CFTR-Kanal in allen Zellen des Magendarmtrakts vorkommt, hat die Therapie mit einem CFTR-Modulator auf darauf direkte Auswirkungen, worüber auf der Amerikanischen CF-Konferenz und auf der Deutschen Mukoviszidose Tagung berichtet wurde. 

Der CFTR-Kanal kommt auch in den Zellen des Magendarmtrakts, vor allem im Dünndarm, in den Gallengängen, der Leber und der Bauchspeicheldrüse vor. Funktionelle Störungen bei CF-Patienten können daher in allen Bereichen des Magendarmtrakts auftreten und äußern sich vor allem durch Verstopfung und Bauchschmerzen. Durch den defekten CFTR-Kanal ist das Milieu im Darm saurer (verringerte Bikarbonat-Sekretion), die Gallengänge sind verstopft und die Darmpassage ist verzögert (gehemmte Muskelkontraktion und verlangsamte Leerung in den Dickdarm), da auch das Nervensystem im Magendarmtrakt von CF betroffen ist. Zudem ist das Mikrobiom des Darms gestört und der Darm vielfach entzündet. 

Fett wird besser verdaut

Die Auswirkung der Therapie mit CFTR-Modulatoren auf den BMI lassen vermuten, dass Fett besser verdaut werden kann, weswegen in einigen Fällen die Dosis der Verdauungsenzyme verringert werden konnte. Daraus kann auch eine reduzierte Verstopfung des Darms (Obstipation) resultieren, die ein weiterer Grund dafür sein kann, dass durch den gesteigerten Appetit das Körpergewicht steigt. Auffällig war mit dem Beginn der Kaftrio-Therapie auch, dass bei manchen Patienten plötzlich Gallenkoliken auftraten, wie Dr. Candi Jump aus Charleston, Connecticut berichtete. Dies erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass die Therapie die Zusammensetzung der Gallensäfte verändert hatte, wodurch vorher bereits schon vorhandene Gallensteine bewegt wurden und die Koliken verursachten. 

Geschwindigkeit der Verdauung unverändert, aber Entzündung ist weniger 

Bisher weiß man nur von der Therapie mit Ivacaftor, dass durch seine Anwendung der pH-Wert angehoben, die Zeit für die Darmpassage aber anscheinend nicht verkürzt wird. Die Darmpassage mit Ivacaftor/Tezacaftor war ebenfalls nicht verändert und es zeigten sich in den Untersuchungen von Dr. Christabella Ng (Nottingham, UK) auch keine Unterschiede im Volumen des Darminhalts oder dem Wassergehalt. Unter der Therapie mit Ivacaftor und Ivacaftor /Lumacaftor wurde eine Reduktion des fäkalen Calprotectin beobachtet, was u.a. ein Hinweis auf eine reduzierte Entzündung des Darmepithels ist. Damit könnte zusammenhängen, dass sich auch das Mikrobiom des Darms unter diesen Therapien verändert. 

Aktuelle Studien beschäftigen sich jetzt vor allem mit der Langzeitanwendung der Kaftrio-Therapie. Sarah Jane Schwarzenberg von der Universität Minnesota berichtete, dass in ihrer Studie nach sechs Monaten Therapie kaum Verbesserungen auf die Symptome des Magendarmtrakts beobachtet wurden. Sie sah auch keine signifikanten Veränderungen der fäkalen Elastase und des fäkalen Calprotectins.

Bauchspeicheldrüse kann Funktion zurückgewinnen 

Die meisten CF-Patienten leiden von Anfang an unter einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, einem Verlust der Funktion des Teils der Bauchspeicheldrüse, der Verdauungsenzyme produziert. Diese Funktion scheint sich unter der Modulatortherapie teilweise zu erholen, wie Messungen der fäkalen Elastase z.B. unter Ivacaftor zeigen. Der Grund dafür könnte u.a. sein, dass die defekten CFTR-Kanäle in den Gängen der Bauchspeicheldrüse und den Gallengängen positiv verändert werden. Außerdem ist die Funktion der Verdauungsenzyme, die aus der Bauchspeicheldrüse kommen, bei einem optimalen pH-Wert besser, der, wie oben beschrieben, durch die Modulatortherapie mit Ivacaftor angehoben wird. Es ist in der Fachpresse inzwischen sogar ein Fall beschrieben, in dem eine werdende Mutter mit CF unter der Therapie mit Kaftrio ein Kind geboren hat, welches selbst auch Mukoviszidose hatte (mit einer Mutation, bei der eine exokrine Pankreasinsuffizienz auftritt). Das Kind hatte allerdings eine normale Pankreasfunktion und wurde deshalb zunächst für gesund gehalten. Anscheinend hatte die Therapie mit Kaftrio im Mutterleib dazu geführt, dass auch das Kind erfolgreich therapiert wurde. Dies ist natürlich ein Einzelfall, lässt aber für die Zukunft hoffen, dass eine frühe Therapie mit CFTR-Modulatoren die Krankheitszeichen von vornherein verhindern kann. 

Auf der anderen Seite wurden aber auch Fälle von Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) unter der Therapie mit CFTR-Modulatoren beschrieben, die bei den betreffenden Patienten zuvor nie aufgetreten waren. Pankreatitis tritt sonst nur bei CF-Patienten auf, die Pankreas-suffizient sind. Eine kanadische Studie empfiehlt daher eine engmaschige Kontrolle auf Zeichen einer Pankreatitis bei CF-Patienten unter Modulatortherapie, wie Dr. Daina Kalnins aus Toronto, Kanada, berichtete. 

Inwiefern durch eine Verbesserung der exokrinen Pankreasinsuffizienz die Therapie mit Verdauungsenzymen reduziert werden kann, muss unbedingt im Einzelfall und unter Kontrolle der relevanten Parameter (fäkale Elastase, Serum-Trypsin, Körpergewicht) erfolgen. 

Verdauung aus Sicht von Patienten 

Zur Anwendung der CFTR-Modulatoren sammeln sich immer mehr Studiendaten zu den Auswirkungen auf den ganzen Körper. Eine Studie (GALAXY), die auf Berichte von Patienten baut (PROM: Patient Reported Outcome Measure), soll in den nächsten Jahren aber auch vermehrt das subjektive Krankheitsempfinden der Patienten berücksichtigen. Gerade die Magendarm-Symptome werden häufig nicht genau erfasst, was die GALAXY-Studie nachholen und für künftige Studien etablieren möchte. Mit drei verschiedenen Fragebögen zu Symptomen des Magendarmtrakts inkl. der Lebensqualität wurden über 400 CF-Patienten aus 26 CF-Zentren in den USA ab einem Alter von drei Jahren befragt. Über 98% der Befragten nahmen Medikamente für den Magendarmtrakt ein, davon 88,3% Verdauungsenzyme, 41,3% gegen Verstopfung (häufiger Kinder/Jugendliche) und 60,2% Säureblocker für den Magen (häufiger Erwachsene). Es zeigte sich kein Unterschied in den Auswertungs-Scores zwischen CF-Patienten, die einen CFTR-Modulator einnahmen und denjenigen, die keinen einnahmen. Die Befragung bildete allerdings nur einen Zeitraum von vier Wochen ab, so dass langfristigere Studien nötig sein werden, um den Effekt der CFTR-Modulatoren auf den Magendarmtrakt zu klären. 

Dieser Bericht ist Teil unserer Zusammenfassungen der Ergebnisse der Nordamerikanischen CF-Konferenz und der Deutschen Mukoviszidose Tagung (DMT), die im November digital stattfanden.


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