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Neue Modulatoren-Kombination erfolgreich in Phase 2-Studien

Möglicherweise weitere Verbesserungen bei F508del-Mutation

Das Pharmaunternehmen Vertex hat in einer Presseerklärung Ergebnisse aus zwei Phase 2-Studien veröffentlicht, bei denen es um eine neue Dreifachkombination geht. Untersucht wurde die Kombination aus den Wirkstoffen VX-121, Tezacaftor und VX-561. An den Studien hatten CF-Patienten mit zwei F508del-Mutationen bzw. CF-Patienten mit einer F508del in Kombination mit einer Minimalfunktionsmutation teilgenommen. Das neue Medikament muss nur noch einmal täglich eingenommen werden und könnte ersten Ergebnissen zufolge sogar noch besser wirken als Kaftrio (Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor).

Bis zu 16% mehr Lungenfunktion

Es wurden zwei Studien durchgeführt, mit 58 bzw. mit 28 erwachsenen Patienten. Nach 29 Tagen gab es bei den Patienten mit einer F508del-Mutation in Kombination mit einer Minimalfunktionsmutation eine Verbesserung der Lungenfunktion (ppFEV1) von bis zu 14,2% (je nach Dosis – es wurden drei verschiedene Dosierungen getestet). Patienten, die ein Scheinpräparat (Placebo), erhalten hatten, hatten sich im Schnitt um 1,9% verbessert.

Besonders gute Ergebnisse bei F508del-homozygoten Studienteilnehmern

Bei F508del-homozygoten Patienten (also mit zwei F508del-Mutationen) war der Effekt noch größer: An Tag 29 hatten sich die Patienten, die die neue Dreifachkombination genommen hatten, um 15,9% verbessert – die Patienten in der Vergleichsgruppe hatten sich um 0,1% verschlechtert. In dieser Studie wurde das neue Medikament nicht gegen ein Placebo verglichen, sondern gegen den schon zugelassenen Modulator Symkevi (Tezacaftor/Ivacaftor). Diese Wirksamkeit wäre tatsächlich noch etwas besser als die der bisherigen hocheffizienten Modulatorentherapien (HEMT). Der Schweißchloridgehalt war in allen mit der neuen Kombination behandelten Gruppen um etwa 45mmol/l reduziert, was grundsätzlich darauf hindeutet, dass es eine Wirkung am Kanal-Basisdefekt gab.

Neue Wirkstoffkombination: Was ist drin?

Bei dem neuen Medikament handelt es sich um eine Weiterentwicklung der bisherigen CFTR-Modulatoren-Kombinationen. Enthalten sind die Wirkstoffe VX-121, Tezacaftor und VX-561. VX-121 und Tezacaftor sind Korrektoren. Tezacaftor kennt man bereits als Wirkstoff von Symkevi und Kaftrio. VX-121 ist neu. Hinter dem Kürzel VX-561 verbirgt sich der Potentiator Ivacaftor, allerdings in abgewandelter Form, nämlich deuteriert. Durch diese chemische Modifikation verbleibt Ivacaftor stabiler im Körper und muss nur noch einmal täglich eingenommen werden statt wie bisher zwei Mal täglich.

Entwicklung geht in die nächste Phase

Vertex kündigte an, in der zweiten Hälfte des Jahres (2021) Phase 3-Studien zu beginnen. Solche Studien, auch Zulassungsstudien genannt, werden u.a. benötigt, um bei den Zulassungsbehörden FDA und EMA die Marktfreigabe zu beantragen. Die Studiendauer wird 48 Wochen betragen. Es ist geplant, die neue Dreifachkombination mit Kaftrio zu vergleichen. Teilnehmen können Menschen mit Mukoviszidose und zwei F508del-Mutationen oder einer F508del-Mutation in Kombination mit einer Minimalfunktionsmutation oder F508del in Kombination mit einer Mutation, die auf CFTR-Modulatoren anspricht. Ob und welche CF-Zentren aus Deutschland an den Studien teilnehmen, werden wir in unserer Studienliste veröffentlichen, sobald die Information offiziell verfügbar ist.

Ausblick

Bisher sind die Ergebnisse noch nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht, sondern lediglich in einer Presseerklärung des Herstellers. Außerdem sind Phase 2-Studien relativ klein und dienen unter anderem der Dosisfindung. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass sich die guten Ergebnisse zur Wirksamkeit aus den Phase 2-Studien in größer angelegten Studien noch verschieben können. Daher sind die jetzt geplanten Phase 3-Studien so wichtig. Auch Nebenwirkungen wird man nach den Studien, die mit 350 bzw. 450 Patienten durchgeführt werden sollen, besser einschätzen können. Mögliche Vorteile der neuen Modulatoren-Kombination könnten sein: eine einfachere Einnahme und eine bessere Wirksamkeit. Patienten, die den Inhaltsstoff Elexacaftor aus Kaftrio nicht vertragen haben, könnten ebenfalls profitieren. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf die Ergebnisse und werden wie gewohnt an dieser Stelle berichten. Eine Zulassung kann bei erfolgreicher Studiendurchführung frühestens ca. 2023/2024 erfolgen.

Quelle:  Pressmitteilung Vertex (Englisch)

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info).

In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.


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