Pankreas wird für CF-Forscher zunehmend interessant
Die Bauchspeicheldrüse (das Pankreas) ist ein bei CF zentral betroffenes Organ. Sie bildet die Verdauungssäfte (exokrine Funktion) und ist bei den meisten Menschen mit CF „insuffizient“, d.h. sie arbeitet nicht. Die exokrine Pankreasinsuffizienz (PI) bildet sich oft schon vor der Geburt mit dem Ergebnis, dass ein Neugeborenes einen Mekoniumileus (Verschluss des Darms mit Kindspech) entwickelt. Sie kann sich aber auch erst im Lauf des Lebens entwickeln und zunehmend die Verdauung beeinträchtigen. Durch die Einnahme von Verdauungsenzymen kann die exokrine Funktion einigermaßen ausgeglichen werden. Auch Insulin wird im Pankreas gebildet (endokrine Funktion) und reguliert dadurch den Zuckerstoffwechsel. Wenn die endokrine Funktion gestört ist, entwickelt sich ein Diabetes (CFRD: CF-Related Diabetes).
Modulatortherapie verändert die Pankreasfunktion
Mit Einführung der Modulatortherapie wird dem Pankreas wieder zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt, denn die Therapie wirkt auf alle Organe im Körper, die den CFTR-Kanal tragen und so auch auf das Pankreas. Demzufolge zeigt sich bei manchen Patienten eine deutlich bessere Verdauung mit einem geringeren Bedarf an Verdauungsenzymen und auch der Zuckerstoffwechsel kann sich verändern, was teilweise zu einer Anpassung der Insulindosis führen kann.
Genaue Mechanismen sind noch unklar
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Effekte auf das Pankreas vielfältig sind und die Mechanismen dahinter nur zum Teil verstanden werden. Die Modulatortherapie wirkt direkt auf den CFTR-Kanal im Pankreas, hat aber individuell sehr unterschiedliche Auswirkungen. Beispielsweise zeigt sich bei manchen Kindern, die mit einer Pankreasinsuffizienz (PI) geboren werden, eine Erholung des Pankreas bis hin zur vollen Funktionsfähigkeit. Bei älteren CF-Betroffenen mit PI sind die Effekte meist geringer, da das Pankreas über die Jahre bereits in Bindegewebe-Strukturen umgebaut wurde (Fibrose) und sich davon nicht mehr erholt. Es kann aber auch eine akute Entzündung des Pankreas auftreten (Pankreatitis), eine Erkrankung, die sonst nur Menschen mit funktionsfähigem Pankreas (Pankreassuffizienz) betrifft. Die Mechanismen dafür können unterschiedlich sein, z.B. können die plötzlich im Pankreas fließenden Verdauungsenzyme das Gewebe schädigen. Manche Forscher berichten von mehr Fällen von akuter Pankreatitis unter ihren CF-Patienten nach Beginn der Modulatortherapie, andere berichten über weniger Fälle. Das hängt auch davon ab, welche Gruppen von Menschen untersucht wurden, aber viele Vorgänge im Pankreas sind noch unklar.
Forschung nimmt Pankreas in den Fokus
Besonders im Zusammenhang mit der Modulatortherapie bleiben aktuell viele Forschungsfragen offen. Auf der diesjährigen europäischen Konferenz wurde daher mit großer Freude registriert, dass mehrere Veranstaltungen komplett dem exokrinen Pankreas und dem CF-Diabetes gewidmet waren und hochrangige Wissenschaftler ihre Forschungsansätze vorstellten. Darunter sind sowohl neue Therapien mit alternativen Verdauungsenzymen (z.B. von Bakterien hergestellt), als auch neue diagnostische Methoden (z.B. Bluttests auf Aktivität der Fettverdauung), aber vor allem Studien, deren Ziel ist, die Vorgänge im exokrinen und endokrinen Pankreas und die klinischen Auswirkungen – mit und ohne Modulatortherapie – besser zu verstehen.