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Viren im Kampf gegen Bakterien: Sind Bakteriophagen bei chronischer Pseudomonas-Infektion sinnvoll?

Mukoviszidose-Patienten leiden häufig an bakteriellen Infektionen der Lunge und die Therapie mit Antibiotika gehört für viele zum alltäglichen Leben. Leider ist die Antibiotika-Therapie nicht immer erfolgreich, es können Resistenzen auftreten und die Therapie wirkungslos werden lassen. Auf der Suche nach Alternativen zur Antibiotika-Therapie wird auch in der Fachliteratur immer wieder die Therapie mit Bakteriophagen – Viren, die Bakterien abtöten –aufgegriffen.

In einer aktuellen Publikation zeigen die Autoren, dass die Therapie mit Bakteriophagen gegen Pseudomonas aeruginosa sowohl in Zellkultur als auch im Versuch mit lebenden Mäusen sehr gut funktioniert. Was zunächst vielversprechend klingt, ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten, denn leider gibt es einige Faktoren, die die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf Mukoviszidose-Patienten stark einschränken.

Der wesentlichste Faktor ist, dass sich die Bakterien bei chronischen Infektionen gegen die Phagen anscheinend wappnen können: Gegen die meisten Isolate chronischer Pseudomonas-Infektionen von Mukoviszidose-Patienten konnten in groß angelegten Versuchen mit Hunderten von Pseudomonas-Isolaten keine aktiven Bakteriophagen gefunden werden – die Bakterien waren offensichtlich zu schnell resistent geworden (adaptive Evolution). Pseudomonas-Isolate aus akuten Infektionen und aus der Umwelt hingegen ließen sich mit Bakteriophagen gut eliminieren. Bisher wurden allerdings dazu noch keine klinischen Studien mit Mukoviszidose-Patienten durchgeführt, sondern lediglich in Zellkulturen oder mit ansonsten gesunden Mäusen (deren Lungenstatus nicht dem von Mukoviszidose-Patienten entspricht).

Der Einsatz von Bakteriophagen bei Mukoviszidose-Patienten ist daher derzeit keine reale Therapieoption – weder bei akuten Pseudomonas-Infektionen, denn hier ist die klinische Entwicklung noch nicht so weit vorangeschritten, noch bei chronischen Pseudomonas-Infektionen, da hier die Wirksamkeit bislang nicht gezeigt werden konnte. 

Dr. Uta Düesberg
(unter Beratung von Prof. Dr. Dr. B. Tümmler, Hannover,
und Prof. Dr. B. Kahl, Münster)


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