Maßgeschneiderte Modulatorentherapie
Bisher sind CFTR-Modulatoren wie Kaftrio nur für Patienten mit bestimmten Mutationen (Varianten) zugelassen. Das liegt daran, dass man nur für die häufigeren Varianten auch klinische Studien mit einem aussagekräftigen Ergebnis durchführen kann. Ob die Medikamente bei sehr seltenen Varianten wirken, kann man mit dem klassischen Zulassungsweg, also über Studien, kaum herausfinden. Aber: Die europäische Arzneimittelbehörde EMA diskutiert derzeit Alternativen. So kann sie erlauben, dass Modulatoren wie z.B. Kaftrio für einen Patienten verordnet werden, bei dem sich im Organoidmodell eine Wirkung gezeigt hat. In einigen Fällen, u.a. in den Niederlanden wurde das bereits erfolgreich so gemacht.
Das Projektkonsortium hat nun im März 2022 einen Antrag auf sogenannte „Qualification Opinion“ der EMA beantragt. Eine „Qualification Opinion“ ist eine wissenschaftliche Einschätzung, aber auch ein Qualitätssiegel, das die Aussagekraft des Organoid-Modells bei der Vorhersage der Wirksamkeit von CFTR-Modulatoren bei CF unterstützen soll. Laut Newsletter gab es auch schon eine erste sehr positive Rückmeldung der EMA. Es wurden aber noch weitere Informationen angefragt. Die Wiederaufnahme der Gespräche ist für nach der Sommerpause im September geplant.
CHOICES Studie soll Ende 2022 starten
Die CHOICES Studie ist die Studie, in der die Vorhersagekraft der Organoide für die Modulatoren von Proteostasis untersucht werden soll. Die Teilnehmer wurden bereits vorausgewählt und die entsprechenden Studienzentren informiert. Derzeit werden die Medikamente vorbereitet, also die Pillen hergestellt und verpackt. Außerdem läuft die Beantragung der Studienerlaubnis. Da das System dazu Anfang des Jahres umgestellt wurde und jetzt eine zentrale Beantragung für ganz Europa gemacht wird, gibt es noch einige bürokratische Schwierigkeiten zu überwinden. Leider führt dies nochmals zu Verzögerungen beim Studienstart. Außerdem arbeitet das Konsortium noch an einer Möglichkeit, die Organoide langfristig zu lagern (Biobank) zum Erhalt der Organoidsammlung. Dann könnte man die Probe immer wieder für die Untersuchung neuer Medikamente verwenden. Für die Einlagerung der Organoide müssen die Teilnehmer aber noch einmal eine neue Einverständniserklärung abgeben. Wenn sie das nicht möchten, wird ihre Probe vernichtet. Die Details, wie die Einlagerung für die deutschen Teilnehmer erfolgen wird, werden gerade noch geklärt.
Zum Hit-CF Projekt
Das Hit-CF Projekt wird durch die EU im Horizon 2020 Programm gefördert. Es wird durchgeführt durch ein Konsortium, das u.a. aus der Uniklinik in Utrecht, der europäischen CF-Patientenorganisation CFE, der europäischen CF-Gesellschaft ECFS und dem Hubrecht Organoid Technology HUB besteht.
Für das Projekt wurden zunächst Biopsien (kleine Darmproben) von über 500 Patienten in ganz Europa genommen und in Speziallabors gebracht. Dort wurden die Proben in Organoide umgewandelt. Das sind kleine Modell-Organe, in denen man die Wirkung von Medikamenten gefahrlos untersuchen kann. Für Hit-CF wurden CFTR-Modulatoren der Firmen Eloxx und Proteostasis ausgewählt. Modulatoren beider Firmen sind noch in der klinischen Entwicklung und sind noch nicht zugelassen.
Zum Newsletter Hit-CF (Englisch)
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info).
In diesem Beitrag werden Wirkungen bzw. Nebenwirkungen von Arzneimitteln besprochen. Diese Informationen werden durch das Mukoviszidose-Institut ohne den Einfluss Dritter nach bestem Wissen und Gewissen bereitgestellt. In keinem Fall ist damit eine Empfehlung für den Gebrauch oder Nichtgebrauch eines Arzneimittels verbunden. Patienten sollten vielmehr mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin die für sie individuell richtige Therapie besprechen.