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ECFC 2022: Wirken Modulatoren auf die Besiedelung der Lunge?

Wenn Modulatoren den CFTR-Kanal und dessen Funktion wiederherstellen, so sollten dann mit der Zeit eigentlich auch die CF-typischen Symptome langsam verschwinden, denkt man. Deswegen schauen viele Forscher und Ärzte u. a. auch auf die Keime in der Lunge. Bleiben diese oder verschwinden sie? Kommen die guten Bakterien (Kommensale) zurück? Um diese Fragen zu beantworten, werden möglicherweise andere mikrobiologische Methoden der Diagnostik benötigt.

Viele Untersuchungen schauen auf Ivacaftor, da dieser Modulator am längsten angewendet wird. Aber auch Untersuchungen zu Lumacaftor/Ivacaftor und Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (ETI) liegen vor. Dabei wurden Registerdaten zur mikrobiologischen Diagnostik retrospektiv ausgewertet, oder es wurden prospektiv klinische Studien durchgeführt und in bestimmten Zeitabständen mikrobiologische Proben genommen und auf die Keime darin untersucht. Grundsätzlich, so die Ergebnisse vieler Untersuchungen, wirken die Modulatoren auch auf die Keimzusammensetzung der Lunge (und sogar im Darm): Die Vielfältigkeit wurde verbessert, d. h. das Mikrobiom wieder ein wenig in Richtung „mikrobiologische Vielfalt“ verschoben. Bei Betroffenen mit vorheriger P. aeruginosa-Besiedelung nahm die Menge der Pseudomonaden in den Proben ab. Auch gibt es Hinweise, dass eine Neu-Besiedelung mit Pseudomonaden unter Modulatoren-Therapie seltener war. Neben diesen positiven Daten gibt es aber auch Hinweise, dass diese Effekte nicht für immer sind: Die CF-typischen Keime wurden später wieder erneut nachgewiesen, die Konzentration stieg wieder an. Eine langfristige Eradikation von krankmachenden Keimen (z. B. die erfolgreiche Vernichtung von Pseudomonaden aus der Lunge) ist auch in Kombination mit Antibiotika meist nicht gelungen.

Bei diesen Untersuchungen zur Mikrobiologie unter Modulatorentherapie sind viele Fragen noch nicht vollständig geklärt, die Forschung läuft weiter auf Hochtouren. Gerade bei Modulatoren ist ja bekannt, dass die Produktion von Sputum zurückgeht. Da stellt sich natürlich die Frage, wie viele der in manchen Auswertungen gesehenen Effekte nicht auch davon beeinflusst werden, dass nicht mehr so leicht Sputum produziert werden kann.  

Das Wissen um die mikrobiologische Probe, wie Sputum, Abstrich oder Bronchoalveoläre Lavage (BAL) sind für Analysen zum Keimspektrum enorm wichtig: z. B. können aus Rachenabstrichen Nicht-tuberkulöse Bakterien (NTM) gar nicht nachgewiesen werden.

Die mikrobiologische Diagnostik ist mit Aufkommen der Modulatorentherapie mangels Sputum also schwieriger geworden: Es bedarf nun mikrobiologischer Methoden, die auch ohne Sputum die Keime der Lunge zuverlässig erkennen. Forscher haben hier bereits Alternativen zu Sputum und Rachenabstrichen im Visier: Messung von flüchtigen Substanzen in der Atemluft könnten Hinweise auf die Keime liefern. Aber auch Untersuchungen des Blutes könnten Informationen liefern. Bislang sind diese Methoden aber noch nicht ausreichend entwickelt und geprüft.

Dr. Uta Düesberg (udueesberg(at)muko.info), Dr. Jutta Bend (jbend(at)muko.info) und Dr. Sylvia Hafkemeyer (shafkemeyer(at)muko.info) vom Mukoviszidose Institut haben an der ECFS-Konferenz 2022 teilgenommen und die Informationen an dieser Stelle für Sie zusammengefasst.


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